WORT ZUM SONNTAG: Der Lebensorden

Wir haben hier auf Erden nur ein einziges Leben. Wie sollen und wollen wir es gestalten? Es kann ein erfolgreiches, aber auch ein verpfuschtes Leben werden. Das hängt ganz davon ab, welchen Inhalt wir unserem Leben geben.

Die Kaiserin Maria Theresia regierte das Reich von 1740 bis zu ihrem Tode im Jahre 1780. Während ihrer Regierungszeit musste sie oft über schwerwiegende Probleme weitreichende Entscheidungen treffen. Einmal hielt sie Kronrat. Es wurde über einen Rechtsstreit mit einem ihrer Länder beraten. Der vortragende Minister gebrauchte zu seiner Begründung das Wort „vorteilhaft“: Da fuhr die Kaiserin dazwischen und sagte: „Man hat mich von Jugend auf gelehrt, was Recht und Unrecht ist. Das Wort „vorteilhaft“ will ich nie wieder hören.“

Leider ist diese Kaiserin eine Prophetin in der Wüste geblieben. Denn die Mächtigen und Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft entscheiden grundsätzlich danach, was „vorteilhaft“ ist. Recht und Unrecht wird oft beiseite geschoben. Darum gibt es auf der Welt so viele Probleme, die nicht gelöst werden.

Was wir aus unserem Leben machen, hängt von unserer Einstellung ab, ob wir auf Vorteil oder Recht bedacht sind. Je nach ihrer Einstellung gehen Menschen oft auf diametral entgegengesetzten Lebenswegen. Soll das Gift des Vorteils neutralisiert werden und soll es uns besser gehen, müssen wir uns Christus zum Vorbild nehmen. Er lädt uns dazu ein: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben!“ An einer anderen Stelle sagt er: „Ich bin das Licht der Welt!“ Im 1. Petrusbrief erhalten wir ein christliches Lebensprogramm: „Christus hat für euch gelitten und euch ein Beispiel gegeben, damit ihr seinen Spuren folgt. Er hat keine Sünde begangen und in seinem Mund war kein trügerisches Wort. Er wurde geschmäht, schmähte aber nicht, er litt, drohte aber nicht, sondern überließ seine Sache dem gerechten Richter.“

Ein wahrer Christ beschreitet den „rechten Weg“, nicht einseitig den vorteilhaften. Haben wir uns für den rechten Weg entschieden, müssen wir auf ihm ausharren und dürfen nicht auf bequemere Seitenwege abbiegen. Nur die Ausdauer wird belohnt. Wer auf dem Weg liegenbleibt, dem singt man kein Siegeslied. Alles Große geschieht durch Ausdauer. Fast alle großen Werke der Kunst und Wissenschaft sind zugleich Zeugen der hingebenden Ausdauer jener, die diese Werke schufen. Der griechische Philosoph Plato (427-347 v. Chr.) hat an seinen berühmten „Dialogen“ 18 Jahre lang gearbeitet. Der Dichter Klopstock (1724-1803) arbeitete an seinem Hauptwerk „Der Messias“ volle 27 Jahre. Er wurde an Ausdauer von Nikolaus Kopernikus (1473-1543) noch übertroffen. Für sein bahnbrechendes Werk „Libri revolutionum“ benötigte er 36 Jahre. Er musste eine Unsumme von Einzelberechnungen anstellen, die er nach neu erdachten Methoden alle selbst vornahm. Wenn es einen Nobelpreis für Ausdauer geben würde, so müsste er diesen drei Männern posthum zuerkannt werden. Sieger wird man durch Ausdauer. Wer vorzeitig resigniert, wird zum Verlierer.

Ein sächsisches Herzogtum stiftete einen Orden für langjährige treue Dienste. Er trug die Inschrift: „Fideliter et constanter - treu und ausdauernd!“ Christus hat einen noch weit wertvolleren Orden gestiftet mit den Worten: „Wenn ihr standhaft bleibt, werdet ihr das Leben gewinnen!“ Diesen „Lebensorden“ kann jeder von uns durch Treue und Ausdauer erwerben.