WORT ZUM SONNTAG: Der verlorene Sohn

„Der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.“   (Luk. 19,10)

Liebe Leser !
Der 3. Sonntag nach Trinitatis hat den „verlorenen Sohn“ (Luk. 15) zum Thema. Es ist die Fortsetzung des vorigen Sonntags (Thema: die Einladung). Gott will die Sünder selig machen, und er hindert keinen einzigen, zu ihm zu kommen.
Im Evangelium des Sonntages wird uns gezeigt, wie groß die Liebe unseres Himmlischen Vaters ist! Er schenkt allen seinen Kindern, was ihnen zusteht. Doch er hält uns nicht als Gefangene oder Marionetten, sondern er lässt uns den freien Willen, mit den uns geschenkten Gaben frei und nach unserem Gutdünken umzugehen.
Deshalb erzählt unser Herr und Heiland Jesus Christus das Gleichnis vom verlorenen Sohn; sehr viele Menschen finden sich darin wieder. Einige von uns handeln, wie der ältere Sohn, der seinem Vater treu ist und jeden Tag seinen Dienst tut, ohne immer wieder danach zu fragen, wann er sein Erbteil antritt, andere aber handeln wie der jüngere Sohn, der seinem Vater untreu wird, sein Erbteil sofort anfordert und danach den Vater verlässt, um mit dem Seinen nach eigenem Gutdünken zu handeln.

Gott hat uns vielerlei Talente geschenkt, doch wie gehen wir mit ihnen um ? Betrachten wir sie als unverdiente Geschenke und setzen sie zum Wohle der Gemeinschaft ein oder betrachten wir sie als uns angeborene und durch unseren eigenen Fleiß selber entwickelte Gaben, die wir in egoistischer Art und Weise nur für uns selbst behalten wollen?
Hier das Beispiel eines Mannes, der Gott treu war und zur Ehre Gottes und zum Wohle der Menschen gehandelt hat: Er heißt Charles Thomas Studd, kein Opfer war für ihn zu groß, weil er immer wieder das Opfer unseres Heilands Jesus Christus vor Augen hatte und dementsprechend auch gehandelt hat! Er ist am 2. Dezember 1860 in Spratton, England, geboren worden und ist am 16. Juli 1931 in Ibambi, heute Demokratische Republik Kongo, gestorben. Er war der Sohn des Edward Studd, hatte fünf Brüder und eine Schwester. Da er aus reichem Hause kam und auch noch Spitzensportler war, hatte er eine gesicherte Zukunft, Ruhm und Ehre.
Charles Thomas Studd erlebte während einer Evangelisationskampagne eine echte Bekehrung zum lebendigen Gott. Eine Frage brannte in seinem Herzen: „Herr, zeige mir, was ich tun soll!“
Sein Motto war: „Wenn Jesus Christus Gott ist und für mich starb, kann mir kein Opfer zu groß sein, um es ihm darzubringen!“

Im Gehorsam zu Gott verkaufte er alles, was er hatte, um es den Armen zu geben. Er ließ sich zum Missionar ausbilden und im Jahr 1885 ging er mit anderen sechs Missionaren nach China, um den Chinamissionar Hudson Taylor bei der Weitergabe des Evangeliums von Jesus Christus zu unterstützen. Im Jahr 1888 heiratete er dort Priscilla Stewart, die ihm vier Töchter und zwei Söhne gebar.
Zwischen 1900–1906 war Studd Pastor einer Kirche im Süden Indiens. Es folgten mehrere Jahre Missionsdienst in China und Indien. Durch den deutschstämmigen britischen Missionar Karl Kumm wurde er auf unerreichte Gebiete im Zentrum Afrikas aufmerksam gemacht, wo Menschen noch nie das Evangelium von Jesus Christus gehört hatten. Im Jahr 1910 reiste er deshalb mit einer brennenden Leidenschaft in den Sudan und nach Zentralafrika, um dort das Evangelium zu verkündigen.
Im damaligen Belgisch-Kongo in Ibambi baute er sein Zentrum auf, von wo er vier Missionsstationen leitete. Selbst vor Kannibalenstämmen machte er nicht Halt und trotzte vielen Gefahren. Doch immer wieder durfte er Gottes Hilfe erfahren, ja Gott machte das scheinbar Unmögliche wahr: Innerhalb von nur zwei Jahren hatte Studd das Innere Afrikas erschlossen.

Was für Frucht trug die Arbeit von Charles Thomas Studd?
Allem Gerede zum Trotz, das ihn als einen fanatischen Verrückten hinstellte, erwuchs aus bescheidenen Anfängen eine große Missionsarbeit für Jesus Christus rund um die ganze Welt, die heute weit über 1000 Mitarbeiter in über 70 Ländern zählt, die die frohe Botschaft von Jesus Christus verkündigen. Bei seiner Beerdigung in Ibambi standen ehrfurchtsvoll über 1500 Afrikaner, darunter auch viele Häuptlinge, an seinem Grab, die Christen geworden sind, und gaben ihm die letzte Ehrenbezeigung.
Charles Thomas Studds Leben zeigt, was Gott durch EINEN Menschen, der in ganzer Hingabe Jesus Christus dient, ausrichten kann! Gott ruft einen jeden von uns in seine Nachfolge. Natürlich werden wir nicht alle Missionare, die in die weite Welt gehen. Aber wir können durch unser Leben, durch unser gutes Beispiel gemäß Gottes Wort Christus auch zu Hause verkündigen. Durch unseren Dienst können viele „verlorenen Söhne“ wieder zum Vater finden. Unser Einsatz kann Großes vollbringen. Nehmen wir den Missionar Charles Thomas Studd als Beispiel.