WORT ZUM SONNTAG: Die heilbringende Einladung

Christus sprach ein Wort, das noch kein Machthaber und kein Gelehrter auszusprechen gewagt hat: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben! Niemand kommt zum Vater außer durch mich“. Er hat auch noch andere Aussagen gemacht, um seine einmalige Sendung von Gott, seinem Vater, zu untermauern: „Ich bin der gute Hirte; Ich bin die Tür; Ich bin der wahre Weinstock!“ Sind wir uns bewusst, was diese heilbringende Einladung für uns Christen bedeutet?

Ein Mann von Adel führte ein Gespräch mit einem Professor, der sich stolz „Freidenker“ nannte. Dieser gab sich große Mühe, seinen Gesprächspartner davon zu überzeugen, dass Christus auch nur ein Mensch gewesen ist, wie wir alle. Da fragte der Adlige: „Herr Professor haben Sie schon einmal zu Ihren Schülern gesagt: „Ich bin der Weinstock und ihr seid die Reben?“ „Nein“, war die Antwort. „Glauben Sie, dass vor Ihnen schon ein Professor so etwas von sich behauptet hat?“, war die nächste Frage. „Nein“, lautete wieder die Antwort. „Wird nach Ihrer Meinung in Zukunft einmal ein Professor seine Schüler so anreden?“ „Sicherlich nicht“, sagte der andere. „Gut, Herr Professor“, sagte der Frager, „weil kein Lehrer so von sich sprechen kann, auch niemals einer sprechen wird, wie Christus gesprochen hat, der sich darüber hinaus als Weg, Wahrheit und Leben bezeichnet hat. Darum glaube ich, dass Christus nicht bloß Mensch, sondern auch wahrer Gott ist!“ Wir als Christen müssen diesem Bekenntnis voll und ganz zustimmen.

Cicero, der berühmte Rhetor und Philosoph im Römischen Reich (106-43 v. Chr.) erkannte die Grenzen, die unserer menschlichen Erkenntnis gesetzt sind und erklärte: „Ich habe einen vollendeten Weisen noch nicht gefunden. Die Philosophie hat bisher nur gelehrt, wie ein solcher beschaffen sein muss, wenn überhaupt je einer auf Erden erscheinen wird.“

Der Philosoph Wilhelm Friedrich Hegel (1770-1831), Begründer der Dialektik und Vollender des deutschen Idealismus, glaubte scheinbar, dass sich an ihm Ciceros Hoffnung erfüllt habe. Bei der Eröffnung im Sommersemester 1820 an der Universität Berlin tat er den selbstbewussten Ausspruch: „Ich möchte mit Christus sagen: Ich lehre die Wahrheit und ich bin die Wahrheit!“ Welch gewaltige Selbstüberschätzung! Was ist daraus geworden? Nur Fragen, auf die es keine heilbringende Antworten gibt. Im Herbst 1831 befiehl ihn die Cholera. Nun wusste er, dass seine Tage gezählt waren. In seiner Not versprach er, laut Bericht seiner Gattin: „Ach, wenn ich wieder gesund würde, wie wollte ich laut und öffentlich das Evangelium verkünden!“ Er betete: „Lieber Jesus, Weg des Lebens! Durchdringe mich ganz mit deinem Geist, dass ich reiche Früchte des Glaubens bringe und dass ich bereit sei für dein himmlisches Reich“. In der Todesstunde sieht eben alles anders aus als in den Jahren der bewunderten Erfolge.

Der Kriegsteilnehmer im Ersten Weltkrieg Gustav Praclik schrieb in seinem Frontbuch „Unter Stahlhelm und Fliegerhaube“ seine Erfahrung nieder: „Oft habe ich das auch später noch bestätigt gefunden: Wird´s wirklich ernst um den Tod, dann helfen uns nicht „Zarathustra“ (Nietzsche) und auch nicht der „Faust“ (Goethe). Kraft geht nur aus vom ewig lebenden Wort Gottes!“ Diese Kraft geht von dem aus, der uns verheißt: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben!“