WORT ZUM SONNTAG: Die Hoffnung unseres Lebens

Advent ist die Zeit der Vorbereitung auf das Weihnachtsfest. Eigentlich ist unser ganzes Leben eine Adventszeit: Eine Zeit der Hoffnung, der Erwartung, der Sehnsucht, die auf Erfüllung wartet. Gibt es auf Erden einen einzigen Menschen, der sagen kann: „Ich erhoffe und erwarte nichts mehr? In mir ist die Sehnsucht schon verglüht. All mein Hoffen und Erwarten hat sich schon auf Erden erfüllt?“ Ein solcher Mensch wäre ein Unikum. Seit es Menschen auf Erden gibt, blicken sie voller Hoffnung in die Zukunft, von der sie etwas Besseres erwarten. Also leben wir alle im Advent des Lebens. Wir unterscheiden uns nur darin, auf was wir hoffen und harren. Die Israeliten hatten eine große Adventshoffnung. Sie warteten auf den Messias, den ihnen Gott senden werde. Wie stellten sie sich ihn vor? Die meisten erwarteten ihn als einen Politiker und Kriegsherrn. Sie hofften, er werde die Feinde mit seiner Kriegskunst besiegen, ein Weltreich errichten und den Reichtum der anderen Völker an sie verteilen. Unter seiner Führung hofften sie auf ein glänzendes, sorgenfreies Leben. Mit einem Wort: Er werde das verlorene irdische Paradies zurückbringen. Aber diese Erwartung ist nie eingetroffen. Es sollten nicht die Armen reich, sondern die Sünder heilig werden. Als der von Gott gesandte Messias auf unsere Erde kam, erkannten ihn die Menschen, die irrige Anschauungen hatten, nicht. Johannes der Täufer tadelte sie: „Mitten unter euch steht der, den ihr nicht kennt“! Genau so ist es auch heute.

Alle stehen wir mitten im Advent unseres Lebens, sowohl diejenigen, die an Gott glauben, als auch diejenigen die ihn ablehnen. Wir alle blicken mit Hoffnung und Erwartung in die Zukunft. Viele erwarten ein irdisches Paradies. Wer soll es bringen? Christus? Nein, von dem erwarten es viele nicht. Er hat ja das Kreuz auf der Schulter und lädt zur Nachfolge ein. Sie wollen aber das drückende Kreuz abwerfen. Darum wenden sie sich von ihm ab. Woher erwarten diese Menschen ihr Heil? Sie erwarten es von den Maschinen, von den Fabriken, von den produzierenden Menschenhänden, von den materiellen Gütern. Darum werden Wirtschaftspläne ausgeheckt und wird die Produktion angekurbelt. Sie sehen ihr Heil in einem sorgenfreien Leben, in einem Überfluss an materiellen Gebrauchsgütern. Wenn das alles erreicht ist, wenn jeder seine vitalen Bedürfnisse voll und ganz befriedigen kann, dann ist die große Hoffnung erfüllt, dann ist die Adventszeit vorbei. So sagen, so glauben, so hoffen sie es. In dieser Zukunftssicht treffen sich die kommunistischen und kapitalistischen Hoffnungen.

Diese Hoffnung ist aber eine Täuschung, eine Illusion. Der Mensch ist mehr als ein Tier. Die materiellen Güter können nur die Bedürfnisse des materiellen Leibes stillen. Aber der Mensch ist Mensch durch seinen Geist, durch seine Seele. Der Hunger des edelsten Teiles des Menschen bleibt dabei ungestillt. Wir sind gläubige Christen und tragen eine große Hoffnung in unserem Herzen. Aber nicht die materiellen Güter sollen das Ziel unserer Hoffnung sein. Unser Messias darf nie und nimmer das „Goldene Kalb“ sein. Wir erwarten keinen Himmel auf Erden. Diesen auf Erden zu schaffen, ist eine Unmöglichkeit. Denn die Zeiten werden nie besser sein als die Menschen, die in ihnen leben. Solange es auf Erden habgierige, selbstsüchtige, neidische, gewaltbereite Menschen gibt, bleibt die Erde ein Tränen- und Jammertal. Und am Ende hat der Tod das letzte Wort. Der Sensenmann mäht alle, ohne Ansehen der Person, nieder, Arme und Reiche, Knechte und Herren.
Die Hoffnung erhebt den Christen von der vergänglichen Erde zu Christus, seinem Erlöser, empor. Der Christ unterstreicht mit seiner Lebensführung das Wort des hl. Augustinus: „Das ganze Leben eines guten Christen ist heilige Sehnsucht!“ Seien wir wahre Adventsmenschen, die ihr Heil nicht vom goldenen Kalb, sondern vom menschgewordenen Gottessohn erhoffen und erwarten.