WORT ZUM SONNTAG: Dranbleiben

Oft will uns der Ansager im Fernsehen nach einem Film auf eine folgende wichtige Sendung mit den Worten „Bleiben Sie dran“ aufmerksam machen. Eine ähnliche Einladung gilt für uns durch die ganze Weihnachtszeit. An Weihnachten haben wir den Gottesdienst besucht, fröhliche Weihnachtslieder gesungen und uns ist bewusst geworden, dass Gott „dran geblieben“ ist an unserer Rettung. Als der Mensch sich von Gott getrennt hatte, um seine eigenen Wege zu gehen, die zu seinem Untergang führten, ist Gott „dran geblieben“. Er hat uns seinen Sohn „voll Gnade und Wahrheit“ gesandt. Dieser Sohn ist ebenfalls „dran geblieben“, als viele sich von ihm abwandten, weil er ihnen keine materiellen Güter versprochen hat. Er ist „dran geblieben“ bis zum Tode am Kreuz. Mehr kann man nicht „dranbleiben“.

Wie steht es mit uns? Blicken wir doch auf die drei Weisen aus dem Morgenland. Sie sahen die Sternkonjunktion und kannten die Prophezeiung Bileams (Num. 24,17): „Ein Stern geht in Jakob auf, ein Zepter erhebt sich in Israel. Israel wird mächtig und stark!“ Sie nahmen diese Prophezeiung nicht nur zur Kenntnis, um dann weiter ihren Tagesgeschäften nachzugehen. Als der Stern erschien, sind sie „dran geblieben“. Sie nahmen die wochenlange, mühevolle Reise auf sich und ließen sich auch nicht entmutigen, als sie den Stern nicht mehr sahen und vor König Herodes erschienen. Dieser machtlüsterne Mensch war nicht so bibelfest wie die drei Weisen. Die Schriftgelehrten klärten ihn auf. Der Prophet Micha hatte die Ankunft des zu erwartenden Königs vorausgesagt: „Spruch des Herrn: Du Bethlehem-Efrata, so klein unter den Gauen Judas, aus dir wird einer hervorgehen, der über Israel herrschen soll. Sein Ursprung liegt in ferner Urzeit, in längst vergangenen Tagen!“

Herodes ist insofern „dran geblieben“, um den neugeborenen König zu ermorden. Er hätte sich doch sagen müssen: „Wenn der neue König kommt, bin ich schon längst tot!“ Aber Diktatoren reagieren anders als normale Menschen. Die Schriftgelehrten konnten sagen, wo der König geboren wird, aber aus Furcht vor Herodes sind sie nicht „dran geblieben“. Die drei Weisen „blieben dran“, fanden das Kind und seine Mutter und huldigten ihm.

Nur solche Menschen, die „dran bleiben“, haben auch Erfolg. Bleiben wir an der Erlösungsbotschaft des Weihnachtsfestes „dran“. Gott bleibt immer an uns „dran“. Um uns davon zu überzeugen, hat er Heilkräfte in die Dinge der Natur gelegt. Seit uralten Zeiten fließen Heilquellen, in denen Menschen Heilung finden. Sie sind unerschöpflich und behalten ihre Heilkraft. Auch in viele Pflanzen hat Gott Heilkräfte gelegt. Aus ihnen werden Arzneien hergestellt, die uns vor Krankheiten befreien oder zumindest die Schmerzen lindern. Sie alle bezeugen: Gott bleibt bei uns „dran“.

Das schönste Sinnbild, dass auch wir „dranbleiben“ sollen, ist das Gold. Die drei Weisen brachten als Geschenke Gold. Unsere Antwort auf das Rettungsgeschenk Gottes soll lauten: „Treu wie Gold!“ Gold ändert sich nicht und zerfällt nicht. Eisen rostet, Silber wird an der Luft schwarz, Kupfer wird von Grünspan überzogen. Gold kennt keine Veränderung und behält seinen Wert. Darum tauschen Brautleute goldene Ringe. Sie sind das Siegel lebenslanger Treue. Die Brautpaare geloben einander, dass sie ihr Leben lang an ihrem Versprechen „dranbleiben“ wollen.

Der Feldherr des oströmischen Reiches Belisar (500 – 565) hatte entscheidende Siege für sein Vaterland unter Kaiser Justinian erfochten. Als Dank dafür wurde er verleumdet und aus dem Kaiserpalast vertrieben. Sein Sohn, der ebenfalls im Dienste des Kaisers stand, folgte ihm ins Exil, um das Schicksal des Vaters zu teilen. Belisar bat ihn, er solle ihn verlassen, sonst falle auch er in Ungnade beim Kaiser. Der Sohn entgegnete: „Vater, dir hat der misstrauische Kaiser alles geraubt. Aber eines kann er dir nicht rauben: Die Liebe und Treue eines Kindes zu seinem Vater!“ So sollen auch wir denken und handeln.