WORT ZUM SONNTAG: Du wirst gebraucht

Ein Mann war mit seiner Gemeinde unzufrieden. Er sah die Mängel und Fehler, spürte den Sand im Getriebe und zog sich daraufhin immer mehr zurück. Er klagte und grollte. Da schenkte ihm Gott folgenden Traum: Ein Engel trug ihn hinauf in Gottes ewige Welt. Dort sah er das Haus Gottes als einen wunderbaren Tempel. Er staunte über das herrliche Bauwerk. Doch da entdeckte er in der Mauer eine Lücke. Offenbar fehlte dort ein Stein. So klaffte in dem schönen Bauwerk ein hässliches Loch. „Was bedeutet diese Lücke im Haus Gottes?“ fragte er den Engel.
„Diese Lücke hast du gemacht, als du dich aus der Gemeinde zurückzogst!“ sagte der Engel. „Gott wollte dich an dieser Stelle gebrauchen, aber du sahst nur die Fehler der anderen. Vor lauter Klagen und Grollen über die anderen bist du gar nicht dazu gekommen, deinen Platz auszufüllen. Nun gibt es im Tempel Gottes diese hässliche Lücke.“ Da erwachte der Mann, verstand den Hinweis und mit neuer Freude arbeitete er nun in der Gemeinde mit. Er wollte ein lebendiger Stein im Hause Gottes sein. Das Ganze mittragen und selber getragen werden. Er wollte die Lücke im Hause Gottes ausfüllen.
Jeder Stein wird gebraucht, keiner ist überflüssig. Das neue Gottesvolk, die Gemeinde entsteht, wenn sich die verschiedenen lebendigen Steine zusammenfügen zu einem Bauwerk, zu einem geistlichen Haus.
Der Bibeltext (1. Petrus 2, 2-10), welcher am kommenden Sonntag unsere Gedanken ausrichten soll, trägt die Überschrift: „Das neue Gottesvolk“. Dieses neue Gottesvolk, die Gemeinde, ist ein Wunder. Sie ist dem auferstandenen Christus zu verdanken, der selbst seine Gemeinde schafft.

Hier wird die Existenz der Christen beschrieben, die Gemeinde und deren Wachstum in einer Reihe von Bildern. Eines davon möchte ich näher betrachten: Das Bild der lebendigen Steine. Lebendige Steine sollen wir sein, fest eingefügt in Gottes Haus, zusammen mit den anderen Steinen. Unser Christsein ist keine Privatsache, die man genauso gut ohne Gemeinde, ohne Kirche leben kann. Jeder hat seinen Platz und jeder und jede wird gebraucht. Lebendige Steine existieren nicht einfach für sich selbst – sie sind Zeugnis für ihren Herrn. Wir sollen die Wohltaten dessen verkündigen, der uns von der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht berufen hat. Das Leben der Christen ist vielfach die einzige Bibel, die die Menschen unserer Zeit noch lesen. Sie studieren uns genau und sie achten darauf, ob das, was wir sagen, mit unserem Tun übereinstimmt. Diese Steine wären eben keine lebendigen Steine ohne das Hören auf das Wort der Bibel und auf die Verkündigung, ohne den Glauben an Christus, der der Eckstein oder Grundstein des ganzen Hauses ist, ohne das Gebet, ohne die Gemeinschaft. Wie tröstlich ist es doch zu wissen, dass Gott mit Menschen sein Reich baut, die weit davon entfernt sind, vollkommen zu sein. Er kommt trotzdem ans Ziel, denn Gott kann durch sein Wort und seinen Geist tote Steine zum Leben erwecken – das brauchen wir alle.