WORT ZUM SONNTAG: Geistige Müllabfuhr

Als im Mittelalter viele Städte entstanden, gesellten sich ihnen äußerst gefährliche Gäste hinzu: Pest und Cholera. Wie kam es dazu? Die Stadtbewohner warfen ihren Müll auf die Straßen und Gassen und entleerten sogar ihre Nachttöpfe dorthin. Das alles wurde zum „Mistbeet“ für gefährliche Krankheitserreger. Durch den „Schwarzen Tod“ wurden oft zwei Drittel der Stadtbewohner dahingerafft. Heute gibt es viele Städte mit Millionen von Einwohnern und es bricht keine solche ansteckende Krankheit mehr aus. Weshalb? Dafür sorgt die regelmäßige Müllabfuhr, die die Entwicklung von todbringenden Krankheitserregern verhindert. Die geordnete Müllabfuhr garantiert die Gesundheit der Stadtbewohner.

Es gibt noch eine andere große Gefahr, die unsere moderne Industrie hervorgebracht hat: die Luftverschmutzung! Wird nichts dagegen unternommen, prophezeien uns die „Luftinspektoren“ große Gefahren für die gesamte Bevölkerung unseres Erdballs. Immer wieder wird in internationalen Konferenzen versucht, die Luftverschmutzung in den Griff zu bekommen. Ob dies gelingt, wird die Zukunft erweisen.

Es ist gut, dass viele Menschen sich bemühen, damit unsere Umwelt nicht zu einer Müllhalde verkommt und dass man sich für eine „reine Atmosphäre“ einsetzt. Aber ist das genug? Wir Menschen bestehen aus Leib und Geist. Wie für den Leib, so gibt es auch für den Geist Krankheitserreger. Das sind keine Bakterien, Viren oder wie sonst diese unsichtbaren Körperfeinde heißen mögen. Es sind geistige Erreger, die nicht unser Leibesleben, sondern unser Geistesleben bedrohen. Der Apostel Johannes nennt sie: Augenlust, Fleischeslust, Hoffart des Lebens. Modern ausgedrückt: Habgier, schrankenloser Sexgenuss, ungezügeltes Machtstreben! Leider haben wir diese geistigen Krankheitserreger nicht so im Griff wie die Müllabfuhr. Die leidvollen Folgen haben wir erlebt und erleben sie noch immer: Zwei Weltkriege mit gewaltigen Opfern, Vertreibungen und Flüchtlingsströmen von Millionen von Menschen, Terroranschläge, ach, wir kommen an kein Ende mit dem Aufzählen. Die Zahl der Pest- und Choleraopfer im Mittelalter ist gering im Vergleich zu den Opfern, die von den geistigen Krankheitserregern der Habgier, der Vergewaltigung und dem ungezügelten Machtstreben verursacht wurden.

Was können wir dagegen tun? Christus hat es uns in einer Symbolhandlung gezeigt. Als er sah, dass man den Tempel Gottes zu einer Markthalle entweiht hatte, nahm er eine Peitsche, jagte die Profitgierigen hinaus und sagte: „Es steht geschrieben: Mein Haus soll ein Haus des Gebetes genannt werden. Ihr aber macht es zu einer Räuberhöhle!“
Der Apostel Paulus ruft uns allen zu (1. Ko. 3,16): „Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt? Wer den Tempel Gottes vernichtet, den wird Gott vernichten; denn der Tempel Gottes ist heilig, und der seid ihr!“

Wollen wir wissen, wie es um unsere Gesundheit steht, gehen wir zum Arzt. Wollen wir aber wissen, wie es um unsere geistige Gesundheit steht, müssen wir unser Gewissen erforschen. Das erkannten sogar die alten Helden. Der Philosoph Sextius stellte sich jeden Abend folgende Fragen: „Welches Gebrechen hast du am heutigen Tag geheilt? Welchen Fehler hast du heute bekämpft? Worin bist du heute besser geworden?“ Das sollen auch wir tun. Sogar der einstige Lebemann Goethe rät uns: „Große Gedanken und ein reines Herz, das ist´s, was wir von Gott erbeten sollen!“ Christus hat uns doch das Sakrament der Sündenvergebung mit seinem Blut erworben. Da können wir den Sündenmüll abladen und ein neues, reineres Leben beginnen.

Sorgen wir auch für eine gesunde geistige Atmosphäre. Aus unserem Mund soll kein die geistige Atmosphäre verunreinigendes Wort hervorgehen. Gutes Beispiel reinigt die „geistige Luft“, schlechtes Beispiel verunreinigt sie. Ein Vater mahnte seinen heranwachsenden Sohn: „Geh niemals in einen Nachtclub, weil du dort Dinge siehst, die du nicht sehen sollst!“ Der Sohn ging trotzdem hin. Was sah er dort? Seinen Vater! So kann man die geistige Atmosphäre nicht verbessern.
Benützen wir die Fastenzeit zur geistigen Müllabfuhr und zur Reinigung der mitmenschlichen Atmosphäre.