WORT ZUM SONNTAG: Misericordias Domini – die Barmherzigkeit Gottes

Es ist immer einfacher, wenn einer sagt, wo es lang geht. Ja, einfacher schon, aber es entmündigt auch. Gesucht wird verantwortliches Mitgestalten. Luther hat gesagt: Wer in der Kirche leitet, hat transparent zu sein für den Erzhirten Jesus Christus und diesem nicht in der Sonne zu stehen. „Darum“, so Luther, „ist weiden nichts anders als das Evangelium predigen, dadurch die Seelen gespeist, fett und fruchtbar werden, dass sich die Schafe nähren im Evangelium und Gottes Wort.

Darum gibt es in unseren Gemeinden einen Kurator und ein Presbyterium. Was ist die Aufgabe eines Presbyters? Im 1. Petrusbrief 5 heißt es: 1 Die Ältesten unter euch ermahne ich... 2 Weidet die Herde Gottes, die euch anbefohlen ist; achtet auf sie, nicht gezwungen, sondern freiwillig, wie es Gott gefällt.

Was ist zu verstehen unter dem Auftrag: „weiden“? Auf sie acht haben, wissen, was ein jedes braucht, sehen, was ihnen fehlt. Im Bild bleibend: Die Herde, also Menschen und Tiere brauchen eine Lebensgrundlage. Sie brauchen Essen und Trinken. Und wo das den Menschen fehlt, ist es eine Aufgabe der Regierenden genau dafür zu sorgen: genug zu Essen, Zugang zu sauberem Wasser (aus der Quelle des lebendigen Wassers, wie es in der Jahreslosung heißt), zu Bildung und Lebenschancen mit beruflicher Perspektive. Für alle Christen: dass die Seelen gespeist, fett und fruchtbar werden durch das Evangelium (Luther) von der Barmherzigkeit Gottes. Oft werden sie nur gespeist mit gesetzlichen Vorschriften und bürokratischen Einschränkungen. Wie kann da Leben wachsen und gedeihen?

Es ist erschreckend, wie egoistisch so viele geworden sind. Ernst Ulrich von Weizsäcker sagte kürzlich in einem Vortrag: Was wir brauchen, ist eine „Entgierung“, also weniger „ich“ und mehr „wir“. Im gleichen Petrusbrief heißt es, Kap 4,10: Dient einander, ein jeder mit der Gabe, die er empfangen hat, als die guten Haushalter der mancherlei Gnade Gottes.