WORT ZUM SONNTAG: Mittelpunkt der Welt

Anfang des 17. Jahrhunderts wurde ein großer wissenschaftlicher Streit über die Rolle unserer Erde im Weltall ausgetragen. Dem Augenschein nach drehte sich die Sonne um die Erde. Nun behauptete der Gelehrte Galilei, es sei umgekehrt, die Erde drehe sich um die Sonne. Da fürchteten die ängstlichen Glaubenshüter in Rom, es könne aus dieser Kontroverse Schaden für unseren christlichen Glauben erwachsen. Darum lehnten sie die Argumente Galileis ab. Erst mit der Erfindung und den nachfolgenden Verbesserungen des Fernrohrs wurde es offenbar, dass unsere Erde nur ein kleiner Planet innerhalb unzähliger Sterngalaxien ist. Hat diese wissenschaftliche Entdeckung unserem christlichen Glauben Schaden zugefügt? Nein. Man hatte bisher nur falsche Akzente gesetzt. Die Erde ist kein interstellarer Mittelpunkt im Weltall.

Durch die Menschwerdung des Sohnes Gottes ist unsere Erde zum geistigen Mittelpunkt aller Galaxien geworden. Mit der Geburt Christi im Stall zu Bethlehem ist unser Planet zum „heilgeschichtlichen“ Mittelpunkt des Weltalls geworden. Der „Stern von Bethlehem“ ist zum Wahrzeichen dieses weltgeschichtlichen Ereignisses geworden. Die heutigen Astronomen, bewährt mit überleistungsfähigen Teleskopen, blicken weit in das Weltall hinein, aber sie fanden unter den Abermilliarden von Himmelskörpern noch keinen einzigen, der selbst primitivstes Leben beherbergen könnte. Nun suchen sie im Weltall nach einem Planeten, der in ähnlicher Entfernung eine Sonne umkreist, wie es unsere Erde tut, und hoffen, ähnliche Lebensbedingungen dort zu finden. Bisher wurden sie nicht fündig.

Nur auf unserem Planeten gibt es Leben, und das in Überfülle, und nur hier gibt es mit Geist begabte Lebewesen. Und um diese Geisteswesen kümmert sich der Weltschöpfer so sehr, dass Er seinen eingeborenen Sohn „voll Gnade und Wahrheit“ auf diesen Planeten gesandt hat. Recht hatte der Junge bei einer Geografieprüfung. Der Schulinspektor fragte ihn: „Wo liegt unsere Erde?“ Prompt kam die Antwort: „Unsere Erde liegt in Gottes Hand!“ Kann es einen präziseren Mittelpunkt des Weltalls geben? Das bekräftigte auch Papst Leo der Große (440-461) im Hinblick auf Christus: „Der Ratschluss Gottes, die Sündhaftigkeit der Welt in der Geburt und dem Leiden Jesu Christi zu tilgen, sollte den Menschen aller Jahrhunderte zugute kommen!“

Die Erde dreht sich seit Milliarden von Jahren um die Sonne. Die Anziehungskraft der Sonne hält diesen Trabanten auf seiner Bahn. Wäre die Fliehkraft der Erde größer als die Anziehungskraft der Sonne, so würde sie ins Weltall stürzen und wahrscheinlich mit einem anderen Himmelskörper zusammenstoßen. Das wäre ihr Ende. Gott hat vorgesorgt, dass die Anziehungskraft der Sonne stärker als die Fliehkraft der Erde bleibt. Und Er hat uns Menschen die Sehnsucht nach Glück ins Herz gesenkt, die nur Er allein erfüllen kann. Damit diese Sehnsucht auch Erfüllung findet, sandte Er seinen Sohn als Erlöser auf die Erde. Die Anziehungskraft seiner Liebe soll uns in seiner Nähe halten. Es hängt von uns ab, ob unsere Fliehkraft der Sünde stärker als die Anziehungskraft seiner Liebe ist. Seine erlösende Anziehungskraft ist nur dann stärker, wenn wir „erlöst“ sein wollen.

Was heißt „erlöst“ sein? Frage den Sklaven, wenn sein Herr ihm die Ketten löst und ihn in die Freiheit entlässt. Frage den zu lebenslanger Kerkerhaft Verurteilten, dem unerwartet Amnestie gewährt wird. Frage den Russlanddeportierten, der das Stacheldrahtlager verlassen darf, um die Heimreise anzutreten. Frage den „verlorenen Sohn“, den der Vater verzeihend in die Arme nimmt. Alle werden freudestrahlend sagen, dass dieser „Tag der Erlösung“ der schönste Tag ihres Lebens ist.
Wir können jeden Tag unseres Lebens zu einem schönen Tag machen, wenn in uns die Überzeugung lebendig bleibt: „Gott liebt mich, weil Er mir seinen Sohn als Erlöser gesandt hat!“ Dann wird für jeden von uns dieses Glaubensereignis zum Mittelpunkt unseres Lebens werden. Das „Kind von Bethlehem“ ist nicht nur zum Mittelpunkt unseres Planeten, sondern auch zum Mittelpunkt aller Galaxien geworden. Darum hat der Gruß „Fröhliche Weihnachten“ seine volle Berechtigung.