WORT ZUM SONNTAG: Selbstkontrolle

Wir sind um die Sicherheit unseres Lebens und unseres Eigentums besorgt. Unsere fünf Sinne helfen uns dabei. Doch diese genügen nicht. Augen und Ohren können leicht getäuscht werden. Darum haben erfinderische Menschen technische Hilfsmittel erfunden. Der Blitzableiter auf hohen Gebäuden macht bei Unwetter den Blitz unschädlich. Die Geldschränke werden mit Sicherheitsschlössern und Codezahlen ausgestattet. Viele Gebäude und Privathäuser werden mit Überwachungskameras ausgerüstet. In vielen Häusern gibt es Rauchmelder, um einer Feuerbrunst vorzubeugen. Autobesitzer schließen Kaskoversicherungen für ihr liebstes Kind, das Auto, ab. Vorsorgende Leute schließen Lebensversicherungen ab. Mit einem Wort: Wir fühlen uns nur dann sicher, wenn wir „versichert“ sind.
Aber oft helfen auch die ausgeklügelten Sicherheitsvorkehrungen nicht. Versierte Einbrecher setzen zuerst die Überwachungskameras außer Betrieb, erfindungsreiche Diebe knacken oft Safes, die mit allem technischen Pipapo ausgestattet sind.

Lenin wird der  Ausspruch zugeschrieben: „Vertrauen ist gut,  Kontrolle ist besser!“ Das stimmt. Unbestechliche Kontrolleure können viele Missstände und Korruption aufdecken. Aber in totalitären Staaten wird die Kontrolle auf politischem Gebiet maßlos übertrieben. Spitzel und Geheimpolizei machen das Leben der Bürger fast unerträglich. Lenins These wurde in den kommunistischen Staaten zu einer Plage, die den ägyptischen Plagen in der Bibel gleichkam. George Orwell (1903-1950) hat diese Kontrollmanie in seinem Buch „1984“ bis ins Groteske getrieben.

Wir alle haben Kontrolle  nötig, aber nicht die staatliche, sondern die Selbstkontrolle. Wir müssen uns ständig unter Kontrolle halten. Dazu ermahnt uns auch der Psalm 141: „Herr, stell eine Wache vor meinen Mund, eine Wehr vor das Tor meiner Lippen: Gib, dass mein Herz sich bösen Worten nicht zuneigt, dass ich nichts tue, was schädlich ist!“

Christus mahnt uns mit einem Gleichnis aus seiner Zeit ebenfalls zur Wachsamkeit, also zur Selbstkontrolle. Zehn Jungfrauen waren aufgestellt, um auf den Bräutigam zu warten, da er aber bei Nacht kommen sollte, nahmen die Mädchen Lampen mit. Die Hälfte davon war so nachlässig, dass sie ihre Lampen nicht kontrollierten und mit leeren Lampen zur Wache gingen. Dabei schliefen sie ein. Als der Bräutigam um Mitternacht kam, konnten die nachlässigen Mädchen ihre Lampen nicht zum Leuchten bringen. Während sie ihr Versäumnis nachholten, wurde der Hochzeitssaal geschlossen. Sie blieben von der Hochzeit ausgeschlossen.

Wie steht es mit unserer Selbstkontrolle? Ein Mann besaß ein schönes Haus und Vermögen, dennoch ging es mit seinem Wohlstand bergab. Er klagte seinem Freund: „Ich trinke nicht, ich spiele nicht, lebe bescheiden und dennoch werde ich jeden Tag ärmer.“ Der Freund riet ihm: „Gehe jeden späten Abend und frühen Morgen mit einer Laterne durchs Haus.“ Der Mann befolgte den Rat. Im Keller traf er einen Knecht, der aus dem Fass Wein abfüllte. In der Küche sah er, dass sich die Köchin ein Huhn briet. In der Gesindekammer saßen die Knechte und Mägde beisammen. Sie aßen und tranken. In der Scheune traf er seinen Sohn, der einen Sack Getreide fortbringen wollte. Alle Kontrollierten erschraken. Da er die Kontrolle fortsetzte, stieg auch sein Wohlstand wieder binnen kurzer Zeit.

Machen wir das Gleiche mit dem Haus unserer Seele. Üben wir fleißig Selbstkontrolle. Schon der Minnesänger Walther von der Vogelweide (1170-1230) erkannte diese Notwendigkeit: „Hütet eure Zungen, das ziemt wohl den Jungen; schieb den Riegel vor die Tür, lasst ein böses Wort ihr ein, wird es euren Sinn entweihn!“ Recht hat er. Und wie steht es mit den Augen? Ein Weiser sagte: „Wenn das Auge sieht, was es nicht sehen soll, denkt das Herz, was es nicht denken soll!“

Vernachlässigen wir nicht die Wachsamkeit und üben wir fleißig Selbstkontrolle. Fallen wir nicht in den Leichtsinnsschlaf und füllen wir unsere Lampen der Selbstkontrolle mit dem Öl der Wachsamkeit. Der Apostel Paulus sagt: „Wach auf, du Schläfer, steh auf von den Toten, und Christus wird dir aufleuchten!“