Wort zum Sonntag: Toleranz schafft Frieden

Wir Älteren haben in unserem Leben bereits zwei Diktaturen erlebt: Die braune Hitler-Diktatur und die rote Stalin-Diktatur. So verschieden die Ziele aller Diktatoren auch sein mögen, sie alle handeln nach dem Grundsatz: „Wer nicht mit uns ist, der ist gegen uns!“ Darum suchen sie mit Hilfe von Kerkern, Konzentrationslagern, Deportationen und Todesurteilen ihre Gegner zu vernichten. Kennzeichnend ist der Ausspruch, der Stalin zugeschrieben wird: „Ein Mensch – ein Problem! Kein Mensch – kein Problem!“ Das Endprodukt der Diktaturpolitik sind zwei Klassen: Herren und Knechte. Diktatoren sind die größten Feinde der Meinungsfreiheit und der Menschenrechte. Demokratie ist ihnen verhasst.

Christus stellt im Markusevangelium den gegenteiligen Grundsatz auf. Die Apostel berichteten, dass sie einen Mann, der im Namen Jesu Dämonen austrieb, daran hindern wollten, weil er nicht zu ihnen gehöre. Jesus sagte: „Hindert ihn nicht, denn niemand wird in meinem Namen ein Wunder wirken und bald darauf Böses über mich reden können. Denn wer nicht gegen uns ist, der ist für uns!“ Christus stellt der Diktatur die Toleranz gegenüber. Jedem Menschen muss die Freiheit der Entscheidung gewahrt bleiben. Hat er eine andere Überzeugung, soll man ihn deswegen weder unterdrücken, noch hassen. Die Botschaft Christi lautet: Toleranz schafft Frieden!

Das heißt aber nicht, dass wir alle religiösen Lehren, alle philosophischen Systeme und alle politischen Ideologien als gleichwertig ansehen sollen. Man kann Wahrheit und Irrtum nicht auf die gleiche Stufe stellen. Das wäre Verrat an der Wahrheit. Viele tun das aber. Sie sagen, es sei egal, welchen Glauben man hat, die Hauptsache ist, dass man überhaupt einen hat. Ihr Grundsatz lautet: „Ob Heid´, ob Christ, ob Hottentott, wir glauben all´an einen Gott!“ Wenn alles egal wäre, hätte Christus nicht in unsere Welt kommen müssen. ER lehrt: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben! Wer mir nachfolgt, wandelt nicht im Finstern!“ „Glaubt an Gott und glaubt an mich!“ „Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen!“ Wir Christen glauben, dass Christus für uns der einzige Heilsweg ist.

Wie steht es mit der Toleranz der Christen? Der Kaiser Maximus ließ im Jahre 385 zu Trier den spanischen Irrlehrer Priscillian hinrichten. Es war die erste Ketzerhinrichtung. Wie reagierte die Kirche? Es war ein Schrei des Entsetzens. Papst Siricius verurteilte die Tat. Der Kirchenlehrer Ambrosius erhob schärfsten Protest. Der hl. Martin nannte den Kaiser einen Mörder und eilte herbei, um die Priscillianer zu schützen. Die zwei Bischöfe, die diese Hinrichtung gebilligt hatten, wurden ihres Amtes enthoben.

Leider ging im Mittelalter, als die dienende Kirche zur Machtkirche wurde, diese aktive Toleranz verloren. Mit der Inquisition entstanden auch die Scheiterhaufen. Sogar die hl. Johanna d´Arc wurde auf dem Scheiterhaufen verbrannt. So wurde die Lehre Christi von der Toleranz in ihr Gegenteil verkehrt.

In unserer modernen Zeit sind nicht die Kirchenleute intolerant, sondern die Weltleute. Der Universitätsprofessor Dr. Albert von Ruville (gestorben 1934) wurde katholisch. Dieser Schritt wurde ihm weit mehr verübelt, als wenn er Freidenker, Gottesleugner oder sonst was geworden wäre. Er sagte: „Ich erkannte, die sogenannte Toleranz umfasst alles, was man will, nur nicht die Wahrheit. Davor macht sie halt!“

Ein Geisteslehrer erklärte: „In einem Krieg der Ideen ist das Volk das Opfer. Das Volk tötet für Geld oder Macht. Doch die ruchlosesten Mörder sind diejenigen, die für ihre Ideen töten!“ Das tun heute die Islamisten. Sie sind intolerant gegen alles, was nicht islamisch ist. Sie indoktrinieren junge Menschen, sich mit einem mit Sprengstoff präparierten Gürtel in der Mitte von „Ungläubigen“ in die Luft zu sprengen, um recht viele Ungläubige in den Tod mitzureißen. Intoleranz, die sich gegen Menschenleben richtet, ist dämonisch.

Wir Christen folgen Christus nach. Wir verteidigen unseren Glauben gegen Irrtümer, achten aber die Freiheit und Rechte derer, die unsere Überzeugung nicht teilen. Dadurch gehören wir zu den erleuchteten Jüngern Christi und helfen, Frieden zu schaffen.