WORT ZUM SONNTAG: Trinitatis

Liebe Lesergemeinde! Zu Trinitatis feiern wir die Vereinigung von Vater, Sohn und Heiligem Geist in einer Person. Soweit so gut. Dazu erhalten wir in den Gottesdiensten Erklärungen, wie das zu verstehen ist. Es werden Bilder verwendet, um diese Dreiheit in der Einheit zu beschreiben und zu begreifen. Das mir am meisten einleuchtende Bild vergleicht diese Dreiheit mit drei verschiedenen Seinsweisen eines Menschen. Menschen sind ja, wenn sie Kinder und Geschwister haben, für jeden etwas anderes. Sie sind Partner, Eltern und Geschwister. Im Gegenüber unterscheiden sie sich, und doch sind sie gleichzeitig alles. Mit Gott ist das genauso. Im Gegenüber ist er sowohl Vater, als auch Sohn, als auch Geist.

Trotzdem haben wir Schwierigkeiten mit der Dreieinigkeit. Theoretisch verstehen wir sie, aber gefühlsmäßig sind die drei „Personen“ nicht gleichwertig. Und müssten sie das nicht sein, wenn das Bild vom gleichseitigen Dreieck mit dem Auge Gottes in unseren Kirchen wahr sein soll?

Mit dem „Vater“ ist es sehr einfach. Als Schöpfer der Welt und unseres Lebens hat Gott die Funktion eines Fürsorgers. Bei dem Sohn ist es auch nicht schwer, denn als Sohn ist er ja unser Bruder oder ein Geschwister; einer wie wir. Aber als Geist?

Wir haben am letzten Sonntag darüber nachgedacht, was mit „Geist“ gemeint sein kann. Nahe liegt ja, hier an das gesamte Gedankengut zu denken, das uns umtreibt. Doch um nicht falsch zu urteilen, nehmen wir die Gegenüberstellung Geist – Fleisch aus dem Römerbrief 8,22-39 zu Hilfe.

Weil das „Fleisch“ mit dem Tod, also der Vergänglichkeit, zu tun hat, können wir all das identifizieren, was mit dem materiellen Leben zu tun hat: Geld und unser Bankkonto, Besitz, Konsum und auch der Luxus, der uns umgibt; das Haus, in dem wir wohnen, der Garten, den wir bewirtschaften, und auch das Auto, das wir fahren. Und selbstverständlich auch unser Beruf und die gesellschaftliche Stellung, sowie das, was wir noch erreichen wollen: die Karriere, der gesicherte Ruhestand, und auch den Einfluss, den wir über andere haben. Dazu gehört die innere Einstellung, oder wie man gerne dazu sagt: die Mentalität, sowie der Wunsch, das, was man hat oder erreicht hat, zu behalten und zu bewahren.

„Geist“ im Sinne des Apostels Paulus hingegen ist all das, was uns mit Gott verbindet, uns näher zu Jesus Christus bringt. Mir fällt da zuerst der Glaube ein, das Vertrauen, die Freude an einem Leben, so wie Jesus es uns vorgelebt hat. Ein Leben ohne eigenes Haus und ohne Auto, ohne eigenen Besitz. Unbedacht sein müssen auf gesellschaftliche Stellung, nicht dem Eigentum, sondern den Menschen zugetan. Daher gehört das Teilen auf diese Seite, der Verzicht, die Güte, das Erbarmen und die Treue.

Während zum „Fleisch“ also materielle Werte gehören, liegen beim „Geist“ menschliche Werte. Vielleicht ist es das, was die rumänische Mehrheitsbevölkerung so oft als Ideal bezeichnet: Important e să fii „om“; Werte also, von denen ein armer Mensch viel haben kann und ein reicher wenig.

So denke ich weiter, das überall, wo diese „menschlichen“ Werte wichtig sind, der Geist Gottes weht. Und da in einigen Tagen Trinitatis ist, wollen wir uns freuen, dass es neben all den anderen Geistern auch diesen Geist unter uns gibt, und wir wollen ihn entdecken und die Ohren spitzen, um ihn zu hören. Damit wir dadurch den „ganzen“ Gott begreifen als: Vater, Sohn und Heiligen Geist.