WORT ZUM SONNTAG: Würdigung der Ehrenamtlichen

Dies Gebot haben wir von ihm, dass wer Gott liebt, dass der auch seinen Bruder liebe.
(1. Johannes 4, 21)
 

Im März dieses Jahres hat das Landeskonsistorium der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien (EKR) den Tag des Ehrenamtes eingeführt und diesen auf den 18. Sonntag nach Trinitatis festgelegt. Das Strategiekonzept der EKR („Zukunft Kirche“) würdigt das Ehrenamt in der Kirche, stärkt und ermutigt alle haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ihrem Dienst. Sie trägt auch Sorge für deren stetige Fort- und Weiterbildung. Ja, es ist wichtig, diese Menschen immer wieder zu würdigen und in ihrem Dienst weiter zu motivieren.

Nicht nur seitdem unsere Kirche so sehr geschrumpft ist, spielt das Ehrenamt darin eine bedeutende Rolle. In den Gemeinden des Mediascher Dekanats und auch in der viel größeren Mediascher Kirchengemeinde könnten wir uns das Gemeindeleben selbst kaum vorstellen, ohne den großen Beitrag der Ehrenamtlichen. Andererseits wissen wir nur zu gut, dass gerade in einer so sehr geschrumpften Kirche, wie unsere, es gar nicht einfach ist, neue Ehrenamtliche zu finden und für den Dienst in der Gemeinde zu begeistern. Es wird hin und wieder behauptet, dass eher nur Rentner noch Zeit fänden, ein Ehrenamt zu übernehmen (z. B. für das Presbyterium), kaum solche, die noch berufstätig sind. Ausnahme bestätigt die Regel. Es sei nun aber Jung oder Alt, Berufstätige oder Pensionisten – das Ehrenamt ist sowohl ein Amt, das ehrt, als auch ein verantwortungsvoller Dienst, der verpflichtet. Wir alle kennen Ehrenamtliche, die voll dabei sind, alles geben, Tag und Nacht mitdenken und -leiden und darum manchmal auch an ihre Grenzen kommen. Es ist wichtig, diesen Menschen gegenüber besonders dankbar zu sein und sich ständig gegenseitig zu unterstützen.

Der Tages- und Wochenspruch nach dem 18. Sonntag nach Trinitatis spricht von der Liebe. Da soll kein Platz sein für Heuchelei, noch soll es Verachtung oder die Lieblosigkeit gegenüber unserem Nächsten geben. Wir lesen in den Versen davor viel von der Liebe. Gott selber ist die Liebe (V. 16) und die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus (V. 18). Menschen tun aus Liebe oft Dinge, die für einen Unbeteiligten schier unmöglich erscheinen. Der Apostel spricht die Aufforderung aus, dass wir darum lieben sollen, weil Gott uns zuerst geliebt hat (V. 19). Im darauf folgenden Vers lesen wir über den Widerspruch zwischen dem Hassen des Bruders und der Liebe zu Gott: „Wenn jemand spricht: Ich liebe Gott, und hasst seinen Bruder, der ist ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, der kann nicht Gott lieben, den er nicht sieht.“ Schließlich erhält jeder, der Gott liebt, als Gebot, seinen Bruder auch zu lieben.

In Mediasch haben wir den Erlass unserer Kirche zum „Tag des Ehrenamtes“ mit großer Freude begrüßt und haben entschieden, in diesem Jahr den Besuchsdienst unserer Kirchengemeinde zu würdigen. Nicht wenige Mitglieder unserer Kirchengemeinde meldeten sich im Laufe der Jahre für diesen wichtigen Dienst an den Nächsten – der Liebe Gottes und des Bruders – und taten ihn mit großer Hingabe, viel Kraft und Geduld. Ich habe großen Respekt vor diesen Menschen, besonders vor älteren Ehrenamtlichen einer Kirchengemeinde, die vor Schwierigkeiten nicht aufgeben, sondern sich engagieren und dadurch auch – im besten Fall – die Hauptamtlichen für ihren eigenen Dienst stärken. Es ist für diese Menschen nicht immer einfach – sie tun es aber freiwillig, unbezahlt, ehrenamtlich. Wer nicht zum Besuchsdienst gehört, denkt vielleicht, dass Besuche doch was ganz Einfaches und Angenehmes seien, vielleicht nur „Kaffee und Kuchen“ und ein wenig Plaudern, auf keinen Fall Arbeit! Doch nur wer diesen Dienst der Liebe auf sich nimmt, weiß, wie viel Kraft und wie viel Liebe und Geduld man dafür bedarf, um regelmäßig (nicht nur jährlich zum Geburtstag!) einen Menschen zu besuchen, ihn zu betreuen, mit ihm seine Zeit zu teilen, für ihn einzukaufen, mit ihm spazieren zu gehen, ihm zuzuhören, auch wenn sich die Gespräche oft um das Gleiche drehen. Es ist nicht immer einfach, nein! Manchmal würde man auch lieber absagen. Aber es gibt sie – Gott sei Dank – weiterhin, diese Ehrenamtlichen, die sich regelmäßig auf diese besonderen Stunden einlassen und auch viel Segen dabei erfahren.

Denn in ihren Herzen brennt die Liebe zu Gott und diese zündet auch die Liebe zum Nächsten an. Gott schenkt genügend Kraft und Begeisterung für die Arbeit, die man aus Liebe zu ihm und zu dem Nächsten tut. Wichtig und motivierend finde ich für alle Ehren- wie Hauptamtlichen auch die Worte des Apostels an die Kolosser (3, 16f), wo es heißt: „Lasst das Wort Christi reichlich unter euch wohnen: Lehrt und ermahnt einander in aller Weisheit; mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern singt Gott dankbar in euren Herzen. Und alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater, durch ihn.“