Zeitgenössisches Märchenland

In Kronstadt wurde der größte Indoor-Spielplatz des Landes eröffnet

Der Eintritt ins „Superland“ in Bartholomae
Foto: die Verfasserin

Auch in „Miniland“ knallen die Farben aufeinander.
Foto: Sauca Adriana

Superland. So heißt der größte Indoor-Spielplatz aus Rumänien, der seit wenigen Wochen in Kronstadt/Braşov seine Tore geöffnet hat. Der auf 17.000 Quadratmetern gebaute Vergnügungspark im Inneren eines Gebäudes ist von Weitem zu sehen; er misst etwa die Hälfte der Coresi-Einkaufsmall (nur die Einkaufsgalerie) oder die Hälfte des Kronstädter „Aventura“-Freizeitparks, des größten Freizeitparks unter freiem Himmel in Osteuropa. In Bartholomae, bei der Ausfahrt von Kronstadt nach Törzburg/ Bran, auf der Şoseaua Cristianului nr. 7, in Verlängerung des Brintex-Komplexes gelegen, deuten bunte Türme und eine Ritterfigur auf einen Anziehungsort für Kinder hin. Für manche Kitsch, für andere Attraktion, fest steht, dass der Bau nicht zu übersehen ist.

Als ein Märchenland gedacht und wie eine mittelalterliche Burg gebaut, soll „Superland” jedem, der es betritt, eine unvergessliche Erfahrung ermöglichen, wie seine Vertreter hoffen. Hier stehen für Kinder in jedem Alter, von Babys bis zu Jugendlichen, rund 20 Attraktionen in zwei Geschossen zur Auswahl. Dabei ist vom klassischen Karussell über Rutschbahnen bis zum beliebten Autodrom, wo kleine, mit Akku geladene Autos auf der Fahrbahn gegeneinanderprallen können, bis hin zu hochmodernen Spielen auf Xbox und Playstation oder 8D- und 9D-Kino alles präsent. Sogar Skifahren kann man im Freizeitpark – bei jedem Wetter.
 

Piraten, Kletterwände und Raumschiffe

In Superland ist alles farbig, laut und sehr abwechslungsreich. Die Sinne werden gnadenlos angesprochen. Haupt- und größte Attraktion ist die „Piraten-Insel“, die auf vier Ebenen gebaut ist und die für Kinder ab vier eine kleine Seilrutsche und Kletterwände bereitstellt, geheime Wege durch zahlreiche Rohre, Rutschbahnen oder Trampolinen vorsieht. Auch Hindernisparcours mit Hängebrücken und beweglichen Treppen klingen spannend. Wer es gerne etwas statischer hat, findet im „Kreativen Raum“ kinetischen Sand zum Formen, Farben zum Malen oder Musikinstrumente. Sicher werden die Kleinen auch das Reiten auf einem Spielzeug-Zebra, -Poney, oder -Dinosaurier ausprobieren oder in einem Raumschiff fliegen und garantiert werden sie den drei Meter langen Arm eines Baggers betätigen wollen, so wie richtige Bauarbeiter. Dazu gibt es auch einen passenden Plastikhelm. Auch stehen acht Partyräume mit verschiedenen Themen zur Verfügung, wo Feen-, Autofahrer-, oder Zwergenfeiern organisiert werden.
Die ganz Kleinen dürfen im Miniland von kleinen Rutschbahnen direkt in ein Becken voller bunter Bälle platschen, Dreirad oder mit Miniautos fahren, empfehlenswert in Begleitung ihrer Eltern.
 

Hochmodernes Angebot

Total an das digitale Zeitalter angepasst, bietet „Superland“ vielfältige virtuelle Spiele und virtuelle Realitäten zum Ausprobieren an. So kann man mithilfe modernster Technik für einige Minuten Pilot, Taucher oder Profikletterer sein im einmaligen I-Play-VR-Studio des Landes. 3D-Brillen und hydraulische Stühle versetzen einen direkt inmitten der Ereignisse, die im 9D-Kino ausgestrahlt werden, wobei die im einzigen 8D-Kino aus Rumänien auf einem 360 Grad-Bildschirm gezeigten Animationsfilme mit Wind-, Wasser- und Erdbebeneffekten oder verschiedenen Gerüchen ergänzt werden. Für Gamer soll hier das „Paradies“ sein, erklärt Andreea Vrînceanu, Marketing Manager des Freizeitparks. Acht Xbox- und Playstation-Spielkonsolen mit FIFA 2017 oder GTA 5 sowie Sega- und Wahlap-Technologie-Spiele, Angry Birds, Transformers, Ghostbusters oder Storm Racers und Storm Riders und die beliebten „Arcade“-Videospiele werden die Spieler wahrscheinlich an die Bildschirme fesseln.
 

Kinder spielen, Eltern shoppen

Die Veranstalter scheinen an alles gedacht zu haben, um die Kleinen im Banne des Spielens zu bewahren. Dabei können die Eltern gerne arbeiten oder einen Kaffee genießen, sich in der Lounge entspannen und die Kinder nur zum Mittagessen für ein warmes Essen oder Sandwich in einem der sieben Restaurants von „Superland“ treffen. Sogar ein Einkaufszentrum, inklusive Schönheitssalon, stehen kurz vor der Eröffnung. Da können die Eltern Einkäufe machen, die Mütter ihre Nägel lackieren lassen oder einen neuen Haarschnitt wählen, während ihre Kinder in sicherem Umfeld spielen. Mit den rund 70 Angestellten vor Ort und brandaktueller Technik versprechen die Verantwortlichen des Vergnügungsparks optimale Sicherheit. Ein Armband, das jeder Gast beim Eintritt erhält, ermöglicht es den Kindern, per Knopfdruck jederzeit mit ihren Eltern in Kontakt zu gelangen, wobei die Eltern mithilfe einer APP für das Smartphone an ihre Kinder herankommen.
 

Meinungen gespalten

Freier Eintritt für einen ganzen Tag kinderlos, außer den 10 Lei für die wiederaufladbare Eintrittskarte, mag vielen Eltern verlockend klingen und ist sicherlich ein unwiderstehliches Angebot in der Stadt und anscheinend auch im Land. Dabei zahlt man dann aber vor Ort jede Attraktion separat. So kosten 10 Minuten Skifahren auf der künstlichen Piste, samt Ausstattung und Trainer, 35 Lei für eine halbe Stunde. Für Spielen auf der Playstation rücken Eltern nochmals rund 15 Lei aus der Geldtasche, eine Eintrittskarte zu einem der drei Animationsfilme, die im Angebot stehen (davon ein Horrorfilm für Jugendliche), kostet 12 Lei. Wenn man nicht darauf achtet, kann man eine Menge Geld hier lassen, ärgern sich viele Eltern, die Superland schon besucht haben. Unpassend finden sie auch die Tatsache, dass nicht bei allen Restaurants POS-Geräte für bargeldlose Zahlung zur Verfügung stehen, sodass man mit den Kindern hungern oder weggehen muss. Auch sind auf Elternforen und auf Facebook Kritiken über die für Kinder unpassende Musik und Musiklautstärke oder die mangelnden Spielgelegenheiten für ganz Kleine zu lesen.

Trotzdem plant „Superland“, ein Magnet sowohl für Kronstädter wie auch für Minderjährige aus dem In- und Ausland zu werden. Der Erfolg ist wohl garantiert, wenn man bedenkt, dass der Kronstädter Vergnügungspark jenen im Ausland gleicht und dazu noch in nur wenigen Wochen mehr als 90.000 Likes auf Facebook bekommen hat. Das „Superland“-Ritter-Maskottchen wirbt schon eifrig in lokalen Kindergärten und Schulen, sodass die anderen Indoor-Spielplätze der Stadt, wie Zao Planet oder Oaki Junior Club wohl neue Werbe-strategien brauchen und bestimmt ein neues Angebot.

Auch wenn so manches für „Superland“ spricht, so sollte der Ort nur eine Alternative für ungünstige Wetterbedingungen sein, wenn überhaupt, denn das künstliche Licht, der Lärm und die künstlichen, schrill gefärbten Materialien, aus denen die Spielsachen und Dekorationen gebaut sind, wirken schon nach kurzer Zeit ermüdend. Ein Spaziergang in der Natur, ein Abenteuer im „Aventura“-Freizeitpark, oder im Freibad „Paradisul Acvatic“ werden bei angenehmem Wetter viel sinnvoller sein.