Zwei Frauen – zwei Schmuckgeschichten

Temeswarerinnen beim Art Jewelry Festival

Wirtschaftswissenschaften als Beruf, Schmuckdesign als Hobby: Claudia Giurgeca hat ihr Herz für Schmuckstücke entdeckt.

Alina Emandi arbeitet seit einigen Jahren hauptberuflich als Designerin: „Für dieses Halsband habe ich eine Schnur, Perlen und Lederstücke benutzt und die Techniken kombiniert: die Bestandteile sind geklebt oder angenäht“.

Auf dem Festival wurden die Schmuckstücke von Mannequins vorgeführt.

Zwischen Kragen und Halskette: ein etwas anderes Schmuckstück.
Fotos: Zoltán Pázmány

Schmuckdesigner aus Deutschland, Rumänien, Italien, Armenien, Bulgarien, Russland und der Ukraine haben sich vor kurzem beim dritten Kunstschmuckfestival in Temeswar/Timo{oara getroffen und um den Titel des besten Designers gekämpft. Das Art Jewelry Festival ist etwas Ungewohntes auf der Temeswarer Szene und wird von der Loge der Perlenliebhaber (Loja pasionaţilor de mărgele) veranstaltet. Diese präsentiert sich online als die größte Gemeinschaft von Handmade-Juwelieren in Rumänien, mit über 3300 Mitgliedern. Ana und Marisha Zaporojan aus Großwardein/Oradea waren die Seelen des Events, das in der Calpe-Galerie stattgefunden und auch Temeswarerinnen ins Rampenlicht gebracht hat: Claudia Giurgeca und Alina Emandi sind zwei von ihnen.

Claudia Giurgeca glänzte mit einer Halskette aus blauen Kristallen, als wir sie interviewt haben:

Wie arbeiten Sie, welche Techniken benutzen Sie?
Dieses Halsband habe ich in der Embroidery-Technik bearbeitet. Ich verwende verschiedene Techniken, am meisten gefällt mir Mikro-Makramee, das eine Knüpftechnik darstellt. Wenn Sie sich an die Freundschaftsarmbänder erinnern, die vor Jahren in Mode waren - ich führe diese Kunst fort. Wir machen Halsbänder im Nomaden-Stil, im Ethno-Stil und sogar auch elegante. Wenn die Kugeln und Perlen, die verwendet werden, qualitätvoll sind, kann man diese Halsbänder auch zu einer edlen Abendrobe tragen.

Welche Materialien verwenden Sie?

Es werden spezielle Materialien verwendet: ein bestimmter Faden aus Polyester, Silon genannt, er kann 0,5 oder 0,8 mm Durchmesser haben. Dann gibt es noch einen Faden aus gewachstem Polyester, den ich benutze. Alle diese Materialien sind Importwaren. Die Perlen, die ich verwende, sind ganz unterschiedlich - aus Holz, aus Kristall, es hängt davon ab, welches Produkt ich realisieren möchte . Die vier Teile, die ich für den Wettbewerb vorbereitet habe, sind im Tribal-Stil gearbeitet: ein Halsband ist weiß und schwarz mit einem roten Stein in der Mitte, ein anderes in Form eines Kragens. Und dieses Halsband, das ich trage, ist mit großen blauen Kristallen besetzt.

Wann haben Sie damit angefangen, Schmuckstücke in Handarbeit herzustellen?

Vor ungefähr drei Jahren. Meine Liebe zum Basteln begann mit einem Workshop. Der betreffende Kurs war eigentlich auf etwas ganz anderes ausgerichtet, auf die Servietten-Falttechnik, doch als ich online stöberte, habe ich auch andere Techniken gefunden und gesehen, wie viele Dinge man selber machen kann. Ich habe dann auch an anderen Workshops teilgenommen und es hat mich mehr und mehr fasziniert.

Es ist also Ihr Hobby?

Ja, es ist mein Hobby, das ich neben meiner Dienstpflicht ausübe. Ich bin eigentlich Wirtschaftswissenschaftlerin.

Haben Sie die Leidenschaft zum Basteln schon in der Kindheit gehabt?

Ja, ich war begeistert, damals hab ich mir selbst Haarnadeln gemacht. Es gab ganz einfache Haarnadeln, aber mit Märzchen aus Plastik, die Ballerinen oder Blumen darstellten, habe ich mir  besondere Haarnadeln gebastelt. Mir hat auch das Schneidern gut gefallen, eine Weile habe ich in diesem Bereich gearbeitet.

Doch dann hat sich etwas anderes ergeben und ich habe begonnen, auf einem weniger kreativen Gebiet zu arbeiten. Doch schon als Kind hat es mir gefallen, etwas selbst zu kreieren.

Sind die Stücke, die Sie kreieren, vorwiegend für Galaroben?

Nein, nicht unbedingt. Die meisten, die aus diesen Fäden hergestellt werden, können auch auf Jersey getragen werden oder zu einem Stoffkleid mit tiefem Dekolettee.

Ist das Halsband, mit dem Sie am Wettbewerb teilnehmen,  für eine Abendgarderobe gedacht?

Ja, es ist ein Halsband mit Federn in allen Farben auf einem schwarz-bronzenen Hintergrund.

Gibt es auch einen Markt für diese Schmuckstücke in Temeswar, oder in Rumänien?

Mir ist das noch nicht aufgefallen. Außerhalb Rumäniens, ja, da gibt es tatsächlich einen Markt, vorwiegend in Russland und in Spanien, weniger bei uns. Oder zumindest habe ich nicht die Klientel gefunden.

An welche Frauen richten Sie sich mit ihren Schmuckstücken - sind es vorwiegend jüngere?

Ich denke, die Schmuckstücke können von Frauen jeden Alters getragen werden. Es hängt aber auch vom eigenen Stil ab, denn diese Stücke müssen den Trägerinnen gefallen, müssen sie charakterisieren.

Was waren Ihre Erwartungen für dieses dritte Festival?

Ich bin sehr gerührt und überwältigt zugleich, dass ich an diesem Festival zusammen mit bekannten Namen teilgenommen habe. Er ist das erste Mal, letztes Jahr war ich nur Zuschauerin.

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Wenden wir uns nun einer anderen Temeswarerin zu: Alina Emandi ist Schmuckdesignerin und wenn man ihren Blog und ihre Facebook-Seite anschaut, offenbar auch eine sehr beliebte, erfolgreiche.

Wie viele Schmuckstücke haben Sie hier präsentiert?

Fünf Stücke, die alle in verschiedenen Stilen erarbeitet wurden. Ich arbeite mit der Soutache-Technik.

Was bedeutet diese Technik genau?

Man arbeitet mit einem Textilfaden, der meterweise aus einem Kurzwarengeschäft gekauft werden kann. Ich benutze noch Halbedelsteine, Kugeln aus Glas, Kristalle, Holz - einfach alles, selbst mit Kokons habe ich schon gearbeitet.
 
Wie lange arbeiten Sie an einem Halsband, sobald Sie die Idee dafür vor Augen haben?

Es dauert zwischen einem Tag und einer Woche, das hängt von der Komplexität der Arbeit und von der Größe des Halsbandes ab. Aber fünf-sechs Tage ist der maximale Aufwand.

Und woher inspirieren Sie sich?

Von überall. Einfach von überall, aus der Natur, aus anderen Techniken für Schmuckherstellung…

Haben Sie schon mal an diesem Festival teilgenommen?

Nein, es ist meine erste Teilnahme. Ich habe drei Jahre in Folge an einem anderen Wettbewerb teilgenommen, aber nicht an diesem.

Wann haben Sie mit diesem Hobby begonnen?

Vor dreieinhalb, fast vier Jahren, im Februar 2012. Von Beruf bin ich Ärztin und habe in einem Labor gearbeitet. Als das Labor geschlossen wurde, hatte ich gerade zu dieser Technik gefunden. Zuerst wollte ich mir nur ein Halsband machen - aber dann habe ich meinen Beruf aufgegeben und zurzeit schaffe ich Schmuck, das ist mein Job.

Also sind Sie Designerin. Gibt es einen Markt für diese Schmuckstücke?

Ja, auf jeden Fall. Ich lebe ja von meinem Beruf als Schmuckdesignerin.

Wer kauft solchen Schmuck? Welches ist ihre Klientel zum Beispiel in Temeswar?

Es sind Frauen zwischen 25 und 50 Jahren, vorwiegend mit Hochschulabschluss, die auch Gelegenheit haben, solche Schmuckstücke zu tragen, abends oder bei Events.

Welches ist das schönste Schmuckstück, das sie hier vorgestellt haben?

Das kann ich leider nicht sagen, mir sind sie alle gleich lieb!