Zwergrobinien für den Freiheitsplatz

Anstelle der Banater Akazien werden amerikanische Zierbäumchen angepflanzt

Der neu gestaltete Temeswarer Freiheitsplatz: Nach der Abholzung der schönen alten Banater Akazien werden nun Zwergrobinien aus Nordamerika angepflanzt.
Foto: Andreea Oance

Nach Protesten und Beschwerden von allen Seiten, vor allem von der Temeswarer Bevölkerung, erhält der modernisierte Freiheitsplatz nun doch noch etwas Grün. Der historische Freiheitsplatz, früher auch Paradeplatz und in der Kaiserzeit Hauptplatz der Begastadt, erhielt bekanntlich im Rahmen des Stadtprojekts zur Sanierung der Temeswarer Altstadt ein ungewöhnliches, für viele Temeswarer etwas allzu modernes Image. Die schattigen Bäume, vor allem Akazien, Blumenbeete, Sträucher, Kioske, Bänke sowie der Springbrunnen mit der treuen Taubenschar mussten nach den Plänen der Architekten, des Bauherrn (Stadtverwaltung) und zum Leidwesen der Temeswarer verschwinden. Allein die Statuen des Heiligen Nepomuk und Marias stehen als wichtige Zeugen der Stadtgeschichte und weiterhin als eine der Hauptattraktionen der Altstadt in der Mitte des Platzes. Der Platz wurde mit roten Platten ausgelegt – daher auch prompt der neue Name „Roter Platz“ im Volksmund – und soll nunmehr als restriktive Fußgängerzone, aber in nächster Zukunft, wie schon angekündigt, auch als Platz für allerhand künstlerische Veranstaltungen im Freien gelten.

Nun atmet man in Temeswar wieder erleichtert auf: Die Arbeiter der Baufirma „Romprest“, die mit der Sanierung der gesamten Altstadt beschäftigt sind und vor Monaten die Bäume bzw. Akazien des Platzes restlos abgeholzt haben, graben nun eifrig neue Löcher. Hier, an den Seiten des Stadtplatzes, sollen, laut Bürgermeister Nicolae Robu, nichts anderes als... Robinien angepflanzt werden. Das, obwohl sich die meisten Temeswarer schon an diesen baumlosen Stadtplatz gewöhnt hätten. So Bürgermeister Robu, der wie in allen Angelegenheiten dieses Sanierungsprojekts (siehe auch die postmodernen Statuen für die Altstadt) scheinbar auch in dieser Sache das letzte Wort haben muss. Es handelt sich fürs Erste um 28 Zwergrobinien bzw. Akazien, weitere sollen noch folgen, wenn nötig.

Diese Zierbäumchen aus der Gattung der „gewöhnlichen Robinie“ oder Robinia Pseudoacacia Umbraculifera, eine derzeit beliebte Zierpflanze in europäischen Parks und Gärten, haben ein langsames Wachstum, erreichen vier bis sechs Meter Höhe und stammen aus dem Südosten Nordamerikas (Kentucky, Tennessee, Alabama, Georgia). Der Name soll von Jean Robin (1550-1629), dem französischen Hofgärtner, der die Bäumchen aus Nordamerika nach Frankreich gebracht haben soll, stammen. Diese südländischen Bäumchen, auch im Norden Mexikos zu Hause, lieben Sonne und sandigen Boden, ihre besondere Eigenschaft ist jedoch die Witterungsbeständigkeit. Demnach werden ihnen auch die Banater Wintermonate nichts anhaben können. Die Bäume mit ihren üppigen traubigen Blütenständen – gewöhnlich blühen Robinien im Mai und Juni – sind bekanntlich auch reich an Nektar. Das heißt, dass der Temeswarer Freiheitsplatz künftig doch nicht so kahl und einsam wie ein Heliport dastehen wird, da er außer von Spaziergängern, womöglich mit ihren Hunden, auch von allerhand Insekten, vor allem Bienen und Wespen, aufgesucht werden wird.