Keine Fußballkunst auf Kunstrasen

Rumänien verliert zwei wichtige Punkte

Rumäniens Fußballauswahl konnte die vielen Hürden des Spiels in Kasachstan nicht überwinden. In der dritten Etappe der WM-Qualifikationsgruppe E spielten die beiden Vertretungen in Astana torlos 0:0. Kälte, das Spiel auf Kunstrasen, ein überaus aggressiv auftretender Gastgeber und ein Schiedsrichter, der das harte Spiel der Mannschaft aus Kasachstan zuließ, haben der Partie den Stempel aufgedrückt. Es fragt sich, was sucht Kasachstan in den europäischen Qualifikationsgruppen, wenn die Gästemannschaften um den halben Erdball fliegen müssen, warum lässt die UEFA ein Spiel auf Kunstrasen zu, der eher wie ein ausgetretener Teppich aussieht.

Dazu kommt ein Schiedsrichter, der wohl von der langen Reise nicht ausgeschlafen hatte und es zuließ, dass ein Foulspiel an Kapitän Dragoş Grigore, welches eine schwere Verletzung nach sich zog, ungeahndet blieb. Darüber hinaus verlor Cristian Săpunaru einige seiner Zähne und auch sonst war die Mannschaft der Härte der Gastgeber ausgesetzt. Dass vor dem Spiel in sechs Zimmer der rumänischen Spieler eingebrochen wurde und Wertsachen und Geld entwendet wurden, steht heute nur noch als Randnotiz, ist aber bezeichnend für ein Auswärtsspiel, in dem fast gar nichts passte. Das 0:0 fühlt sich rundum kaum wie ein gewonnener Punkt an, sondern eher wie ein Verlust von zwei weiteren. Dass Kasachstan die langen Reisen sowie die ungewohnten Spielbedingungen ebenfalls nicht gut tun, hat die Auswärtsbegegnung dieser Elf vom Freitag in Montenegro zur Genüge gezeigt.

Nach dem Spiel ging Christoph Daum noch auf die Schwierigkeit eines Spiels auf Kunstrasen ein. Ansonsten zeigte er sich allerdings zufrieden mit dem Auftritt seiner Mannschaft, doch habe der entscheidende Pass vor dem gegnerischen Tor gefehlt.

Vom Schwung aus dem Spiel von vor drei Tagen gegen Armenien hat die rumänische Elf nur wenig nach Astana mitgenommen, vom Glück so gut wie gar nichts. Strafstoßverdächtige Szenen vor dem Tor der Gastgeber bleiben ungeahndet und schon früh musste Christoph Daum wechseln. Nach etwa einer halben Stunde wurde Dragoş Grigore nach einem Ellbogenstoß mit Verdacht auf Nasenbeinbruch ausgewechselt. Sogar die gelbe Karte ließ Schiedsrichter Manuel de Sousa aus Portugal in seiner Hosentasche, wobei die rote wohl die richtige gewesen wäre. Kurz vor der Pause musste auch Alexandru Chipciu verletzt vom Platz und damit war das Auswechselkontingent schon fast schon erschöpft.

Bei Siegermannschaften rotiert man nicht, sagt eine alte Fußballweisheit. Ob das in einem Spiel unter den Bedingungen wie jene in Astana noch Gültigkeit hat, muss man sich schon fragen. Sicher geht man davon aus, dass jeder Trainer seine Mannschaft am besten fühlt und sieht, doch gerade nach der langen Reise, einem Spiel nach nur wenigen Tagen Pause und unter ungewohnten Bedingungen, hätten vielleicht 2-3 Veränderungen dem Spiel gut getan. Daum brachte im Vergleich zur Partie gegen Armenien bloß auf der linken Außenverteidigerposition Toşca, der für Latovlevici ins Aufgebot rückte. Die späte Einwechslung von Stoßstürmer Florin Andone erklärte Christoph Daum damit, dass er wegen der vielen Verletzungen zu diesem Schritt gezwungen gewesen sei. Doch warum er gerade Andone auf dem Platz haben wollte, der in der laufenden Saison bei seinem spanischen Verein noch keinen einzigen Treffer erzielt hat, bleibt schleierhaft, zumal ein viel formstärkerer und ballsicherer Denis Alibec noch auf der Bank saß.

Noch ist nicht alles verloren. Viele hatten Montenegro zu Beginn der Qualifikation nicht auf dem Zettel, nun hat dessen Auswahl nach dem Sieg in Dänemark bereits sieben Zähler und die Prognosen etwas durcheinander gewirbelt. Ebenfalls sieben Punkte hat auch Polen, das sich gegen Armenien zu einem knappen Sieg durchringen konnte. Mit den fünf Punkten ist Rumänien also nicht gerade gut in die WM-Qualifikationsrunde gestartet – vor allem weil die schweren Gegner ja noch anstehen. Wenn Mannschaft und Trainer Versäumnisse und die insgesamt vier verlorenen Punkte angekreidet werden können, muss auch der Verband sich einige Fragen gefallen lassen. Eine für heute reicht: Warum lässt man einen neuen Trainer drei Qualifikationspiele bestreiten, ohne ihm eine einzige Testpartie zu sichern?