Alternativer Tourismus im Kommen

Reiseziele der Extraklasse in Siebenbürgen erleben, fernab vom Massentourismus

Der alternative Tourismus ist im Verlauf der vergangenen paar Jahre immer mehr zum Thema geworden. Mit der sozialen Entwicklung des Landes und der mal langsamen, mal schnelleren Erhöhung der Löhne hat sich auch der sich bisher auf Namen wie Törzburg/Bran oder die Transfogarascher Straße beschränkende Massentourismus entwickelt und bietet, was der Alternative Rock dem Rock gegenüber bedeutet. So, wie die originellsten oder unerwartetsten Quellen im Alternativen Rock angezapft werden, so überrascht und fesselt der alternative Tourismus seine Kundschaft mit dem Flair seines Angebotes.

Ob ein spätes Abendessen um Mitternacht, eine kulinarische Radtour oder gar die freiwillige landwirtschaftliche Betätigung, wobei die kostenlose Arbeitshand auch noch für den Aufenthalt am Bauernhof bezahlt, das alles bietet der alternative Tourismus. Er wird langsam zur Chance Rumäniens in der Entwicklung des Tourismus, welcher, ermutigt und staatlich unterstützt, Nischen bilden könnte, die ganz unterschiedliche Personengruppen ansprechen. Der Anfang ist gemacht und in vielen Landesteilen sind alternative Angebote zum Muss in der Gegend und allgemein gefragter geworden. Oftmals dienen die Angebote der Reisegesellschaften auch der sozialen Entwicklung der Ortschaften, welche die Touristen besuchen, und wo traditionelle Speisen oder Erzeugnisse der lokalen Gemeinschaft beworben und verkauft werden. Hier kommen die traditionellen Hersteller wieder nach und nach zum Vorschein, oder es nehmen jüngere ein bestimmtes Handwerk auf und langsam verbessern sich dementsprechend auch die Einkünfte der lokalen Familien. Dies ist in Siebenbürgen und besonders um Hermannstadt/Sibiu der Fall. Hier bieten eine Handvoll Reiseagenturen oder Firmen Nischentourismus an. Hier können Geschichtefans bis Motorradfahrer Urlaub machen und immer wieder ist etwas Neues an Rumänien zu entdecken.

Kulinarisches Dorfleben und Slow Food

Eine besondere Kategorie dabei sind die Feinschmecker, die in der Gegend allerhand zu verkosten haben. Slow Food ist ein Konzept, das gegen Ende der 80er Jahre entstanden ist und sich dem Fast-Food-Trend entgegenstellen will. Damit überzeugen die Hermannstädter Reiseagenturen besonders oft eine die schnelllebige und rein konsumorientierte Gesellschaft kritisierende Kundschaft. Hier bieten diverse Firmen, aber auch Vereine wie „My Transylvania“ Gelegenheit, den „Tourismus hinter dem Tourismus“ zu erleben, neue Gerichte und Geschmäcker zu entdecken und gleichzeitig auch einen kurzen Einblick in die Geschichte oder das Handwerk der Gegend zu bekommen.
Ab Anfang Mai und bis Mitte Oktober bietet „My Transylvania“ seine „Transylvanian Brunches“ an, was konkret heißt, dass die Organisatoren die alten, fast vergessenen Rezepte in den Dorfgemeinschaften suchen und zur Zubereitung der Speisen ausschließlich lokale Zutaten verwendet werden, welche der Region und der Jahreszeit entsprechen. Infolge der Zusammenarbeit mit den lokalen Familien entstehen die Gerichte dann im Rahmen der Brunch-Reihe und anderer Events und ziehen mittlerweile Kenner aus einem beachtlichen Umkreis an, der sogar bis Bukarest reicht. Beispielsweise konnte am Samstag, den 5. August, in Michelsberg/Cisnadioara, lokales Gebäck und besonders der berühmte Hanklich verkostet werden, am 19. August stand ein Besuch im Pfadfinderhaus in Leschkirch/Nocrich auf dem Programm und am 30. September wird mit der ungarischen Gemeinschaft in Săcădate gekocht.

Reiten, Radfahren, Höhlen erkunden

Ein anderes Beispiel von alternativem Tourismus ist das Angebot des Villa Abbatis Equestrian Centers in Abtsdorf/Apoş bei Agnetheln/Agnita, welches Reitunterricht, sechs Reittouren und auch einfach nur Spaziergänge anbietet. Der neu errichtete Reiterhof unweit der kleinen evangelischen Kirche wird von Profis betrieben, wie Mihai Barbu, Reitlehrer und Reitertourenführer, Roxana Hădărean, Reitlehrerin und mehrfache nationale Siegerin in der Disziplin Dressur sowie Adrian Tărcatu, Springreiter. In der Kronstädter Gegend, eine Hochburg des rumänischen Tourismus, fasst, abgesehen vom Jagdtourismus und dem Massentourismus mit seinen Schlössern oder dem Angebot der Schulerau/Poiana Braşov, auch der alternative Tourismus immer mehr Fuß. Hier stehen die Gastronomie, aber auch viel Bewegung und frische Luft im Mittelpunkt und seine positiven Folgen sind in vielen Ortschaften bereits zu sehen. In und um Klausenburg/Cluj Napoca locken die Reiseagenturen mit mittelalterlichen Burgen, aber auch mit Anziehungspunkten in der Natur wie Sumpf- und Schilflandschaft in Sic bei Klausenburg. Radtouren durch die Wälder in der Gegend, Schulfarmen, aber auch die unterirdischen Schätze, die in den Höhlen in der Umgebung zu finden sind, ergänzen das schier unendliche Angebot der Region.

In Salzminen entspannen

Ein besonderer Anziehungspunkt ist das in Siebenbürgen wohlbekannte Salzbergwerk in Thorenburg/Turda, in welchem schon in der Römerzeit Salz gewonnen wurde. 1690 begannen unter Habsburger Herrschaft die Arbeiten am heutigen Bergwerk. Bis 1862 wurde das Salz in den drei Stollen Josif, Terezia und Anton gewonnen. Später wurde die Gewinnung nach und nach eingestellt, weil das Salz mit Lehm verunreinigt war und die Bergwerke in Ocna Dejului und Ocna Mureş an Bedeutung zunahmen. 1932 kam der Salzabbau gänzlich zum Erliegen. Während des Zweiten Weltkrieges wurden die Stollen als Luftschutzbunker genutzt. Nach dem Krieg dienten die Stollen bis 1992 als Käselager und wurden schließlich zum Schaubergwerk mit Bergwerksmuseum ausgebaut. Heute erstrahlt das Salzbergwerk in neuem Licht und bietet jedem Hobby- oder Profi-Fotografen reichlich Beschäftigung. Für Touristen stehen ein Riesenrad, ein Minigolf-Platz, zwei Bowlingbahnen, ein Sportplatz sowie reichlich Beschäftigungsmöglichkeiten für Kinder zur Verfügung. Ein Strandbad und ein Spa ergänzen das Angebot des Schaubergwerkes.

In Rumänien ist der Höhepunkt des alternativen Tourismus noch lange nicht erreicht, doch das Angebot ist bereits beachtlich. Das allgemeine Interesse für Rumänien als Reiseziel nimmt stetig zu - somit profitiert auch der Nischen-Tourismus davon. Sogar die rumänische Bevölkerung entdeckt ihn nach und nach für sich und strömt aus allen großen Städten in die verschiedensten Dorfgemeinschaften, den wichtigsten und attraktivsten Anziehungspunkten. Vielen rumänischen Reisezielen ist es mit den Jahren gelungen, sich im Ausland ein gutes Bild zu verschaffen, was zu langfristigen Strategien und der Verbesserung des Angebotes ermutigt.