Am Fuße des Ciucaș-Massivs

Landschaften, Wasserfall, Höhlenkirche, Schlammvulkane, Gedenkhaus, Kloster, Alpenrosenblühen und mehr

Der „Muntele Roșu“ (Roter Berg) verdankt seinen Namen den Alpenrosen, die ihn gegen Ende Juni rot schimmern lassen.

In Stein gehauene Einsiedelei bei Aluniș

Das Kloster Cheia

Schlammlava-Fluss | Fotos: die Verfasserin

Im Freundeskreis war begeistert von der Gegend um Întorsătura Buzăulului im Süden des Landkreises Covasna berichtet worden, so dass ich diese vorschlug, als ein Besuch einen mehrtägigen Ausflug aufs Land unternehmen wollte. Für viele Südmittelsiebenbürger ist dieses wunderschöne Gebiet im Norden des Ciucaș ein Geheimtipp. Für uns war es der Ausgangspunkt einer Reise, die zu Weinkellern in den Weinbergen Dealu Mare führte und in dem bei Bukarestern beliebten Kurort Cheia im Süden des Ciucaș endete. 

Die „Drehung (întorsatura) des Buzău“ erhielt ihren Namen von der Richtungsänderung des Flusses, der zunächst nach Norden und ab hier dann nach Süden fließt. Wir hatten zunächst gemutmaßt, dass die Bezeichnung mit dem Karpatenknie oder dem Handels-Angelpunkt zwischen  Muntenia und Siebenbürgen im Zusammenhang stehe, der hier früher bestanden hatte. Gefolgt sind wir dem Tipp, in das touristisch entwickelte Vama Buzăului zu fahren, wo man bei Leuten im Hof speisen kann. Das Logo am Tor – ein Hahn in einem stilisierten Teller – weist jene Haushalte aus, die sich der Initiative „Gastro local“ angeschlossen haben, um Besucher mit lokalen Lebensmitteln zu beköstigen und sich damit ein Einkommen zu sichern. Von der Webseite der Initiative erfuhr ich, dass es sie auch in den Kreisen Hermannstadt/Sibiu, Kronstadt/Brașov, Tulcea und Covasna gibt. Unsere Gastgeber – eine mit einem Italiener verheiratete überfreundliche Rumänin – boten zusätzlich zum üppigen 3-Gänge-Menü für 80 Lei Weichsellikör (vișinată), Holundersaft, Wein und Kaffee an. 

Vama Buzăului ist der Ausgangspunkt zum Urlătoarea-Wasserfall, den man vom Parkplatz aus über einen ca. 20-minütigen einfachen Wanderweg erreicht. Er wird als einzigartig angepriesen, weil man hier über das aus dem rötlichen Kalkstein entspringende und darüber in einen Bach mündende Wasser gehen kann. In rutschfesten Schuhen gelangt man zum Felsen, wo das Wasser in einem Schleier hinunterfällt. Ob es dem Gestein guttut, wenn da täglich zig Füße darüber treten, sei dahingestellt. Ein Erlebnis ist es allemal.

Übernachtet habe ich in einem klitzekleinen, schnuckeligen Holzhaus auf dem „Festung“-Campingplatz. Laut Info können darin zwei Erwachsene und zwei Kinder übernachten, für vier Personen dürfte es jedoch eng werden: Es gibt ein breites Bett, zu dem man über eine Hühnerleiter gelangt, und ein Sofa im Aufenthaltsraum mit Küchenzeile, vorhanden ist eine Toilette mit Duschmöglichkeit. Der Campingplatz ist vorerst insbesondere für Camper zu nutzen, ein weiteres Häuschen und eine Pension – alles aus Holz – sind im Entstehen. Den Namen erhielt der Campingplatz von der einstigen Verteidigungsanlage aus dem Ersten Weltkrieg, die sich am Berg darüber befand. Geblieben sind davon die Überreste der Schützengräben, nun mit Thymian bewachsen. Vom Berg hat man eine wunderbare Aussicht auf die Umgebung rundherum – und hatte sie auch auf den Zuwegen aus allen Richtungen. Aus Vama Buzăului lassen sich zahlreiche Wanderungen in die von üppiger Flora bewachsene Umgebung machen, großer Andrang herrschte allerdings auf einem Gehöft mit Forellenzucht, wo man Angelzeug mieten und selbst fischen kann. 

Von Vama Buzăului fuhren wir am Buzău entlang in die Moldau hinein, machten einen kurzen Halt, um den Siriu-Stausee und dessen wunderschöne Gegend von der darüber gelegenen Straße zu bewundern, und fuhren dann nach Colți hinein. Da Montag, war das Bernstein-Museum leider geschlossen. Aus Colți gelangt man nach Aluniș, wo sich eine der Höhlenkirchen und mehrere Einsiedeleien des Buzău-Gebirges befinden. Die Höhle wurde vermutlich von aus Anatolien hierhergelangten Personen in den Stein gemeißelt, schlossen Forscher aufgrund der gefundenen Schriftzeichen und der Tatsache, dass die Ortsbevölkerung Holz für den Kirchenbau nutzte. Nachzuvollziehen ist, dass diese Höhlen Unterschlupf vor Feinden oder Unwettern gewährt haben. 

Mal in der Gegend, sollte man sich das Naturschauspiel der Schlammvulkane von Berca nicht entgehen lassen. Mitten in einer bewaldeten, bergigen Gegend befindet sich hier eine Mondlandschaft mit blubbernden oder Schlamm spuckenden Löchern – Schlamm, aus dem stellenweise kleine, vulkanähnliche Türme entstehen. Da der Schlamm und die Gase salz- und schwefelhaltig sind, ähnelt die Gegend einer rutschigen Wüste. Angucken sollte man sowohl die großen als auch die wenige Kilometer entfernt gelegenen kleinen Schlammvulkane: Bei den großen trifft man auf eine von zuweilen tiefen Einschnitten durchfurchte Erdoberfläche (und viele Touristen, die offenbar nicht lesen können, dass das Betreten der feuchten Stellen verboten ist), die kleinen Vulkane werden weniger besucht – man muss einen aufsteigenden Wanderweg zurücklegen, um zu ihnen zu gelangen –, doch ist ihr Anblick mit den zahlreichen Hügelchen meiner Meinung nach faszinierender. 

Ein Ziel unserer Reise war der Weinkeller Budureasca, erfreut hat uns (neben dem guten Tropfen), dass die kleinen und großen Weingüter zum Teil dank EU-geförderter Projekte nicht nur auf EU-Standard produzieren, sondern sich auch auf Kunden und Dienstleistungen eingestellt haben. Auf der Rückfahrt Richtung Siebenbürgen wollten wir einen längeren Halt in Vălenii de Munte einlegen, das Städtchen wirkte jedoch wenig einladend. Besichtigt haben wir das Gedenkhaus von Nicolae Iorga und wurden von einer kundigen Dame durch die Räume geführt. Von ihr erfuhren wir nicht bloß Einzelheiten über den bedeutenden rumänischen Historiker und Politiker – der von Legionären 1940 ermordet wurde – sondern auch, dass der Erhalt der Möbel und Einrichtungsgegenstände der Fürsorge einer ehemaligen Bediensteten zu verdanken ist, die sie weiterhin sauber hielt, auch als unklar war, was damit und mit dem Haus geschehen werde. 

Am Weg nach Cheia besichtigten wir das Kloster Suzana, um 1740 gegründet, dessen ursprüngliches Holzkirchlein durch eine Steinkirche ersetzt wurde, die Behausungen der rund 50 Mönche verfügen jedoch weiterhin über Holzveranden. Einen Besuch wert ist auch das Kloster in Cheia, das in strahlendem Weiß glänzt. Ca. 140 Kilometer von der Hauptstadt entfernt, in frischer Luft und von Bergen umgeben, kann ich verstehen, weshalb der Ort bei Bukarestern (und nicht nur) so beliebt ist. Vorhanden sind Campingplätze und eine Vielzahl an  Pensionen und Hotels unterschiedlicher Preislage. Wir fanden eine recht günstige, nette, saubere Pension, mit viel gutgemeintem Kitsch überall (aber sicher dem Geschmack vieler Touristen entsprechend), mit großer Küche und Aufenthaltsraum mit Billardtisch für Schlechtwetter, mit Holzlauben, Grill sowie einem kleinen Wasserfall und See (wofür der vorbeifließende Bach gezähmt wurde) im Garten für schöne Tage. 

Eher zufällig entdeckten wir die Wanderung zum „Muntele Roșu“ (Roter Berg), und dieser wurde zu einem der Highlights der Reise. Den Namen erhielt der Berghang von den Alpenrosen, die ihn Ende Juni rot schimmern lassen. Von der gleichnamigen Hütte auf 1292 Metern steigt man etwa eineinhalb Stunden auf 1785 Meter (so die Angaben auf der Wanderkarte am Parkplatz) und hat dabei eine atemberaubende Aussicht auf den Ciucaș und die gleichnamige Hütte (von wo aus eine Wanderung möglich ist), aber auch hinunter auf Cheia und natürlich die umliegenden Gebirgszüge. Vorausgesetzt das Wetter ist schön – und dann sollte man zeitig losgehen, bevor die Höhensonne brennt. Mitte Juni begann der Berghang erst zu erblühen und war noch nicht so rot wie auf einigen Internetfotos gesehen. Die sonstigen Blumen auf den Wiesen und Bergen waren jedoch nicht minder schön.