Ausflüge in der Beliș-Gegend sind auch im Herbst beliebt

Naturwanderungen wirken sich positiv auf Körper und Geist aus

Der Beliș-Stausee im Westen des Kreises Klausenburg bietet eine pittoreske Ansicht. | Fotos (3): Raluca Nelepcu

Preiselbeeren auf dem Plateau bei Dealu Boții

Blick vom Belvedere-Plateau bei Dealu Boții

Der sagenumwobene Brautschleier-Wasserfall im Stanciului-Tal ist 30 Meter hoch. | Foto: Raul Adrian Photography

Naturwanderungen sind nicht nur einfache physische Aktivitäten, sie haben auch eine positive Wirkung auf unser mentales und emotionales Wohlbefinden. Sie ermöglichen uns, eine besondere Verbindung zur Natur herzustellen. Wir sind umgeben von atemberaubender Landschaft, sauberer Luft und einer Vielzahl von Pflanzen und Tieren – das schärft unser Bewusstsein für Umwelt und Natur. Im Kreis Klausenburg/Cluj gibt es viele Orte, an denen Wanderer auf ihre Kosten kommen. Dazu gehört mit Sicherheit die Gemeinde Beliș und ihre Umgebung. Sie ermöglicht es, sowohl zu Fuß, als auch mit dem Pkw die Naturschönheiten zu entdecken.

Wanderungen sind in erster Linie eine ausgezeichnete Möglichkeit, körperlich aktiv zu sein. Das Wandern auf unebenem Terrain fordert Muskeln und Herz-Kreislauf-System heraus. Das trägt zur Verbesserung unserer körperlichen Fitness und schließlich zu einem gesunden Lebensstil bei. Die Ruhe und Stille der Berge bieten die ideale Umgebung für mentale Entspannung. Abseits vom Stress des Alltags können wir unsere Gedanken ordnen, zur Ruhe kommen und inneren Frieden finden. 

Die natürlichen Schönheiten des Kreises Klausenburg gehören zu den begehrtesten und meistbesuchten in ganz Rumänien, denn viel zu selten findet man Orte, an denen man sich mehr mit der Natur verbunden fühlt als in Siebenbürgen. Eine der Attraktionen, die es wert ist, mehr als einmal besucht zu werden, ist die Gegend um Beliș-Fântânele, wo der künstliche Stausee sich in eine einzigartige Landschaft schmiegt.

Von Klausenburg/Cluj-Napoca sind es rund 63 Kilometer bis zum Beliș-See, eine Strecke, die mit dem Pkw in etwas mehr als einer Stunde zurückgelegt werden kann. Die Route führt von Richtung Großwardein/Oradea  auf der E60  und passiert die Ortschaften Florești, Gilău, Căpușu Mare. Nach Căpușu Mare verlässt man die E60 und biegt nach links auf die 108C in Richtung der Ortschaft Mănăstireni ab, wo man auf die 103C trifft. In dieser Richtung weiterfahrend, erreicht man die Straße nach Râșca-Beliș. 

Hier gibt es eine Vielzahl an Unterkünften für jeden Geldbeutel. Im traditionellen Hotel Bianca kann man beispielsweise für 315 Lei pro Nacht ein Doppelzimmer buchen und hat einen wunderschönen Ausblick auf den Stausee. Die Zimmer sind nicht sehr modern, doch das Hotel ist sauber und das typisch rumänische Essen, das man im Restaurant auf der gegenüberliegenden Straßenseite bekommt, lecker.

Ganz egal, wo man übernachtet: In der Berggemeinde Beliș geht es hauptsächlich um die Natur. Es ist der perfekte Ort für Menschen, die dem Großstadtlärm entfliehen und sich ein paar Tage lang inmitten herrlich duftender Tannen, belebender Brisen und viel Ruhe entspannen möchten. Im kristallklaren Seewasser, das auch im Sommer recht kalt ist, kann man bei warmem Wetter sogar baden – ein Erlebnis jedoch nur für die Mutigen, die sich von dem eisigen Wasser nicht abschrecken lassen. 

In den Weiten des Beliș-Sees liegt der Fântânele-Staudamm, ein beeindruckendes Bauwerk, 95,50 Meter hoch, 400 Meter lang und 264 Meter breit. Der Staudamm wurde zwischen 1970 und 1974 im Flussbett der Warmen Somesch/Someșul Cald für hydroelektrische Zwecke gebaut. Während des Baus des Staudamms mussten die Bewohner der alten Gemeinde Beliș in das heutige Dorf umziehen, da das Wasser die alten Siedlungen überflutet hat. Diese sind heute nur noch in Dürreperioden zu sehen, wenn der Wasserstand besonders niedrig ist. Zu den bekanntesten Ruinen gehört die Kirche im ehemaligen Dorf Giurcuța de Jos, deren Turm in sehr heißen, trockenen Sommern aus dem Seewasser ragt. Auf dem Beliș-Stausee kann man mit dem Boot oder Tretboot fahren – für etwa 60 Lei pro Stunde.

Wanderer – sowohl erfahrene, als auch Anfänger – kommen in der Beliș-Gegend ganz bestimmt auf ihre Kosten. Einer der bekanntesten Wanderwege ist jener bis ins Dorf Dealu Boții, das ebenfalls zur Gemeinde Beliș gehört. Dieser zwölf Kilometer lange Weg von Fântânele bis nach Dealu Boții führt auf Wegen mit geringem bis mittlerem Schwierigkeitsgrad zum Gipfel. Der Weg ist heute nicht mehr so interessant wie einst, denn er ist fast komplett asphaltiert und kann problemlos auch mit dem Pkw bewältigt werden. Zu Fuß ist es natürlich viel schöner und gesünder, man kann die Natur unterwegs in vollen Zügen genießen. Im Sommer wachsen am Wegrand Blaubeeren, Himbeeren oder Preiselbeeren. Nach etwa drei Stunden Gehen ist auch der höchste Punkt erreicht, von dem aus man einen herrlichen Blick auf den See genießt.

Ein weiterer sehenswerter Ort in der Beliș-Gegend ist das Dorf Smida, wo alljährlich im August ein Jazzfestival organisiert wird. Durch seine Lage in großer Höhe am rechten Ufer des Fântânele-Stausees blieb es vom Rest von Beliș isoliert, insbesondere in der kalten Jahreszeit. Heute erfolgt die Fahrt nach Smida über die Straße Răchițele - Doda Pilii - Ic Ponor, die instand gesetzt worden ist. Von Beliș-Fântânele dauert sie mit dem Auto etwa eine Stunde. Ein Picknick auf der Wiese ist eine gute Gelegenheit, die Natur und die Ruhe, die diesen Ort umgeben, zu genießen. Rund um Smida gibt es ebenfalls die Möglichkeit, Wanderungen zu unternehmen. Liebhaber des Fliegenfischens können diese Tätigkeit an der Warmen Somesch ausüben. 

Eine weitere Station in der Beliș-Gegend ist der Brautschleier-Wasserfall/ Cascada Vălul Miresei. Es handelt sich um eine etwa 30 Meter hohe Kaskade in zwei Stufen. Um den Ort rankt sich eine Legende, der zufolge eine Braut an ihrem Hochzeitstag von den Klippen stürzte und ihr Schleier hängen blieb. Die Tränen der Braut und des Bräutigams, der um das Mädchen trauerte, bildeten den Wasserfall. Der „Brautschleier“ gilt als einer der schönsten Wasserfälle in Siebenbürgen. Von hier aus führt ein Weg zu einem Aussichtspunkt bei Lespezile Albe, von dem aus man das Vlădeasa-Massiv in seiner ganzen Pracht bewundern kann. Adrenalinfans können in Begleitung eines Speläologen die Höhlen in der Umgebung erkunden. Natürlich kann auch das Vlădeasa-Massiv zu Fuß erkundet werden, allerdings nur mit der richtigen Ausrüstung und in guter körperlicher Verfassung.

Die Schluchten des Stanciului-Tals sind ebenfalls nicht zu verpassen. Das Naturschutzgebiet liegt nur einen Katzensprung vom Brautschleier-Wasserfall entfernt. Hier kann man klettern oder einfach nur in der Natur verweilen, spazieren gehen und die Aussicht bewundern. In diesem Gebiet herrschen den ganzen Sommer über etwas kühlere Temperaturen – der perfekte Ort, um im Sommer der Stadthitze zu entkommen.

Ein weiterer interessanter Ort befindet sich rund 15 Kilometer von Beliș entfernt, im Dorf Rogojel in der Gemeinde Săcuieu. Hier stehen mehrere Mammutbäume, die vor Jahren aus Kalifornien, USA, hergebracht und gepflanzt wurden. Der Anblick dieser Bäume, die eine Höhe von bis zu 140 Metern erreichen können, ist beeindruckend.

Der Sommer ist zwar vorbei, doch Naturwanderungen sind in der Beliș-Gegend auch im Herbst sehr beliebt. Das Erreichen eines Ziels oder das Bewältigen zahlreicher Geh-Kilometer kann ein Gefühl der Erfüllung und des persönlichen Wachstums vermitteln. Wanderungen können zugleich auch eine Gelegenheit sein, Beziehungen zu anderen Menschen zu vertiefen. Das Teilen von Herausforderungen und Erfahrungen in der Natur stärkt soziale Bindungen und schafft langanhaltende Erinnerungen, also am liebsten nicht allein durch die Berge wandern!

Das Allerbeste daran: Während Naturwanderungen sind wir gezwungen, im Hier und Jetzt zu leben. Wir schätzen die einfachen Freuden des Lebens, wie frische Bergluft, klare Bäche und den Anblick wunderschöner Landschaften. Und davon hat Rumänien, zum Glück, ganz viel zu bieten.