Eine Reise durch das Land des Kleeblatts

Irland in fünf Fotografien


Fotos: die Verfasserin

Der Bus, der vom Flughafen ins Zentrum von Dublin fährt, hält an einer Ampel an. Dicke Regentropfen klatschen an die Fensterscheiben. Draußen ist es düster und neblig.  Einen wunderschönen guten Morgen aus dem sonnigen Dublin, schreit jemand ins Mobiltelefon. Iren sind für ihren Humor bekannt. Oder können sie  das Wetter vorhersagen? Als der Bus in der Nähe des Trinity College anhält, ist der Himmel plötzlich strahlend blau, die Sonne scheint. Es dauert aber nicht mehr lange und die ersten Wolken erscheinen.  In Dublin herrscht zu jeder Zeit Aprilwetter.

Eine Reise in die irische Hauptstadt ist nicht teuer. Zwei Billigfluggesellschaften, Ryan Air und Blue Air, bieten zur Zeit Direktflüge von Bukarest nach Dublin an. Die Flugdauer beträgt vier Stunden. Wer seine Reise rechtzeitig plant, muss nur 50 Euro für Hin- und Rückreise bezahlen. Und man braucht auch nicht viele Urlaubstage, um Dublin und Umgebung zu erkunden. Drei bis vier Tage reichen, um die Hauptstadt kennenzulernen, im Fischerdorf Howth eine Klippenwanderung zu machen und sogar einen Ausflug an den Atlantischen Ozean zu unternehmen.

FOTO 1: Ein Spaziergang durch die Altstadt

Bei einem Spaziergang durch Dublin entdeckt man mit jedem Schritt interessante Dinge. Wie etwa die bunten Haustüren. Oder den ausgefallenen Laden Lola´s Vintage Shop im Szeneviertel Temple Bar, an dessen Kuriositäten man sich nicht sattsehen kann. Oder die winzigen Souvenirläden mit vielen Schaf- und Kleeblatt-Magneten. Unbedingt besuchen sollte man die Universität Trinity College mit ihrer berühmten Bibliothek. Neben 200.000 alten Texten beheimatet sie das berühmte Book of Kells und die älteste Harfe Irlands. Regelmäßig werden Führungen von den Studenten der Universität organisiert (14 Euro). Danach kann man das Dubliner Schloss auf der Dame-Street inmitten der Altstadt besuchen. Das Kilmainham-Gefängnis befindet sich zwar nicht im Zentrum, ein Besuch hier lohnt sich jedoch auf jeden Fall. Am besten erreicht man es mit dem Bus (eine Fahrkarte kostet 2,70 Euro). Oder man geht zu Fuß, an der Guinness-Bierfabrik vorbei (die man auch besuchen kann). Durch das berühmteste Gefängnis Irlands werden täglich Führungen organisiert. Die Eintrittskarten (8 Euro) sollten jedoch vorher per Internet gebucht werden.

FOTO 2: Die Pubszene Dublins

In den Pubs der irischen Hauptstadt geht es zu jeder Zeit lebhaft zu. Im O´Neills sind schon in den frühen Morgenstunden die Tische voll besetzt, weil alle Touristen unbedingt das berühmte Irish Breakfast (9 Euro inklusive Kaffee) ausprobieren wollen. Das ist eine gehaltvolle Morgenmahlzeit, die aus deftigen Zutaten besteht. Das Frühstück basiert auf einfacher Hausmannskost: Speck, Leberwurst, Blutwurst, Spiegelei, gebackene Bohnen mit Tomatensauce, Champignons, Pommes und Tomatenscheiben gehören dazu. In den Pubs aus dem Temple Bar - Dublins berühmtestes Kultur- und Vergnügungsviertel - spielen schon am Mittag Bands und die Gäste singen mit. Ein gutes Mittagsessen bekommt man im Stag´s Head (im Jahr 2016 als bester Pub in Irland gekürt). Am besten, man bestellt eine Portion Chowder (irische Fisch- und Meeresfrüchtesuppe) oder Fish and Chips. Auch im  Pepper Pot schmeckt das Essen gut. Es gibt Omeletts mit riesigen Pilzen, Fisch-Pate und als Nachtisch einen Scone (ein keksartiges Gebäck) mit Lemoncurd (Zitronenmarmelade). Eine Mahlzeit samt Bier kostet um die 20 Euro pro Person. Am Abend gibt es hier Live-Musik und irische Tänze. Etwas ruhiger geht es in den Pubs zu, die nicht so zentral gelegen sind. Dort verbringen die Dubliner - darunter viele ältere Leute - ihre Abende. Es gibt unzählige Biersorten, doch am besten schmeckt das frisch gezapfte Guinness (5 Euro).

FOTO 3: Das Fischerdorf Howth

Nur 20 Minuten braucht der Zug von Dublin nach Howth, ein Ticket kostet 3 Euro. Besonders an Wochenenden ist im malerischen Fischerdörfchen ganz viel los. Auf dem Markt findet man leckere Backware, Fischgerichte, Kleidung, Souvenirs und kann sich für 10 Euro die Zukunft von einer Tarot-Spezialistin vorhersagen lassen. Danach kann man sich vom Touristen-Infoschalter eine Landkarte holen und eine von vier markierten Routen auswählen, um eine Wanderung auf den mit gelben Blumen übersäten Klippen, an einem Leuchtturm vorbei,  zu unternehmen. Auf dem Rückweg sollte man unbedingt den besten Pub des Dorfes besuchen: Abbey. Hier stößt man auf gute Laune, leckeres Guinness-Bier und traumhafte Fischgerichte. Besonders der Chowder (9 Euro) ist zu empfehlen.


FOTO 4: Cliffs of Moher

Jeden Morgen um 6 Uhr 30 starten aus dem Stadtzentrum mehrere Busse, die ausländische Touristen zu verschiedenen Reisezielen im ganzen Land bringen. Eine Reise zu den Cliffs of Moher, den bekanntesten Steilklippen Irlands, die an der Südwestküste der irischen Hauptinsel liegen, kostet 50 Euro pro Person. Die Klippen ragen an vielen Stellen nahezu senkrecht aus dem Atlantischen Ozean und erstrecken sich über mehr als acht Kilometer. Auf dem Hinweg sieht man plötzlich an einem Ausfahrtschild an der Autobahn M7 die Inschrift: Dorf der Ahnen von Präsident Obama. Dann hält der Bus an einer Tankstelle, die natürlich Obama heißt. Wir sind im Dorf Moneygall. Ahnenforscher hatten herausgefunden, dass ein Ur-Ur-Ur-Großvater des US-Präsidenten 1850 von hier nach New York ausgewandert war. Ein anderer interessanter Ort, an dem der Bus auf der Rückreise von den Cliffs hält, ist das Fischerdorf Doolin. Der Ausflug dauert etwa 13 Stunden, von denen man mehr als sieben im Bus sitzt. Doch man langweilt sich nicht, weil der Fahrer dauernd witzige Geschichten erzählt. Von einer Frau, die im Bus ein gekochtes Ei verloren hat. Oder einem Dorf, in dem eine Frau lebt, die täglich den Delfinen im Ozean zusieht.

FOTO 5: Die Statue der Molly Malone

Auch von der vielleicht berühmtesten Frau Dublins erzählt der Fahrer: Molly Malone, die Fischhändlerin, die zum Wahrzeichen Dublins auserwählt wurde. Ihre Statue auf der Suffolk Street im Zentrum der Stadt ist ein beliebter Treffpunkt. Auch heißt es, dass diejenigen, die sie berühren, Glück haben werden. Weltberühmt wurde Molly Malone durch das irische Volkslied „Cockles and Mussels”, das von zahlreichen Bands vertont wurde und als inoffizielle Hymne von Dublin gilt. Der Text erzählt von der schönen Molly Malone, die in jungen Jahren an Fieber stirbt. Als der Reisebus in Dublin einfährt, singen der Busfahrer und die Reisenden zusammen die Hymne von Molly: In Dublin’s fair city, where the girls are so pretty, I first set my eyes on sweet Molly Malone. Das ist das schönste an Irland – dass man plötzlich, ganz unerwartet, mit wildfremden Menschen in einem Reisebus ein Lied singt.