Facettenreiche Ionische Küste

Träumerisches Parga hat Hochkonjunktur

Die Inseln vor Parga mit dem unbeschreiblich blauen Wasser. Die kleine Kirche auf der Insel ist vorwiegend an Mariä Himmelfahrt ein beliebtes Ziel, das mit kleinen Booten angefahren werden kann. Auch für Hochzeiten ist sie ein beliebter Ort.

Ein Besuch in der „Olive-Oil-Factory“: Hier erfährt man alles von Anbau über Ernte bis zum Pressen des Öls, Verkauf und Kostproben inbegriffen.

Rosa, orange, auch rot: Die Farben der Häuser in Parga lösen das traditionelle griechische Weiß ab.

Blick auf Erimokastro und Valtos Beach

Valtos-Beach – die Nummer eins unter den Badestränden in Parga
Fotos: die Verfasserin

Türkisblaues Meer, hellblauer Himmel und sattgrüne Pinien. Reihen bunter, verträumter Häuser, ein bisschen Cinqueterre-Flair, aber einige Tausend Kilometer östlicher am Ionischen Meer. Griechische Küste, Sonne satt, Licht, Olivenhaine. Es ist Parga, das rege, schmucke Städtchen, das seine Beine ins Ionische Meer hinein streckt – die Küste ist hier von Buchten, kleinen und großen, gesäumt.

Für den Touristen, der das Land abgeklappert hat, ist klar, dass Griechenland überall anders ist und jede Insel ihre Besonderheit hat. Für den allgemein müden und strikt nach Sonne, Sand und Meer lechzenden Sommertouristen aus Rumänien bietet sich als erstes Ziel Paralia Katerini an, einer der ersten Strände nach der Grenze, praktisch erreichbar.

Tausche Grau gegen Türkis

Durch die Autobahn Egnatia Odos, die vor einigen Jahren errichtet worden ist und das Land von Ost nach West durchschneidet, ist die Ionische Küste und damit ihre Landschaft mit ganz anderen Farben als die der Ägäis – dort wird etwa das Grau gegen Türkis vertauscht – in greifbare Nähe gerückt. „Durchschneidet“ ist schon richtig ausgedrückt, denn sie schneidet quer durch die Berglandschaft hindurch, so auch in Höhen, wo es für den Griechenland-Touristen ungewöhnliche Verkehrszeichen gibt, wie etwa „Bei Schneefall Winterreifen gebrauchen!“ oder „Achtung, Bären!“ Wer also noch die paar Fahrtstunden auf sich nimmt, wechselt das Dekor – eine Sache, die sich auf jeden Fall lohnt.

Die ionischen Inseln sind mit Recht einige der begehrtesten Urlaubsziele weltweit. Sie fangen im Süden mit dem sandigen Zakynthos an und enden in Norden mit dem grünen Korfu. Und was sich „dazwischen“ sonnt und aus den Wellen des Ionischen Meeres bricht, ist mindestens genauso bekannt und beliebt: etwa Lefkada oder Kefalonia, Paxos und Antipaxos.

Azur bis Türkis, Sand-, Misch- und Steinstrände mit kleinen weißen Steinchen, nach denen man sich gerne bückt, karge Vegetation im Süden, dafür winzige Meeresschildkröten, denen man beim Schlüpfen zuschaut, üppige Vegetation im Norden und extra viele Olivenhaine. Haushohe Gummibäume, wie in Wasserfällen an Wänden hängende, blaue Lampionblumen, orangefarbene Lantana in Kübeln und die obligatorischen Oleanderbäumchen – von weiß über rosa bis rot–brokaten schimmert die Blumenwelt in dieser Gegend.

Will man sich an all diesen Schönheiten erfreuen, ist meist die Reise mit der Fähre oder der Flug auf eine Insel unumgänglich. Doch die Küste hat einige mindestens genauso malerische Orte, klein und fein, griechisch und auch ein bisschen andersartig anmutend. Zum Beispiel Parga. So bunt wie in Parga ist Griechenland nur an ganz wenigen Orten. Ein Hauch Italien weht hier, dafür steht die venezianische Festung, Erimokastro, daran erinnern die Olivenbäume. Unter venezianischer Herrschaft ist der Anbau der Olivenbäume vor einigen Jahrhunderten erst richtig angekurbelt worden. Die Frau in der „Olive Oil Factory“ – Trip Advisor hat mal wieder recht gehabt mit den Pluspunkten der Stadt – erzählt darüber und auch ein wenig über die Sorten, die in dieser Gegend beheimatet sind, sowie über die Arbeit der Menschen, über die Olivenfruchtfliege, die die Olivenhaine plagt, über das Problem mit dem Spritzen und über DIE Exportware der Region, wie auch des Landes schlechthin. Daran erinnern auch die Italiener, die hier gern anreisen. Und auch manchmal, wie zu Hause, auf dem Moped unterwegs sind. Ein übrigens auch von den Griechen in dieser Gegend häufig in Anspruch genommenes Verkehrsmittel.

Schlendern, schlemmen, träumen

Die verschnörkelten, munteren Gässchen Pargas sind eine mediterrane Eigenheit, man findet sie hier wie auch in Italien oder Frankreich wieder. Und wie dort verlocken sie zum Schlendern. Beim Schlendern durch die Altstadt von Parga ist der Tourist immer wieder überrascht und verführt: hier ein Souvenirladen, dort eine griechische Taverne, aus der es gerade nach Kleftiko riecht oder auch nach Sardinen, die aus dem Meer stammen, das man sich beim Essen auch noch von der Terrasse her ansieht und das lockt und lockt.

So kommt man nach Valtos-Beach, dem Strand, der der Stadt am nächsten liegt, er ist lang, belebt und wird links von Erimokastro, rechts von einem Kloster und einem kleinen Hafen gesäumt.

Die Buchten reihen sich an dieser Küste wie Perlen aneinander, also gewinnt man, wenn man das Herz hat, Parga zu verlassen, weitere schöne Augenblicke auf den unterschiedlichsten Stränden: Sand, Kies und Mischstrand. Ist man mit dem Auto unterwegs, kann man sich täglich einen neuen aussuchen und auch – was, wegen der westlichen Lage so schön ist – den Sonnenuntergang erleben, in den schönsten Farben, die er nur bieten kann, von orange bis glutrot.

Orange wie der Sonnenuntergang ist auch die Marmelade am Frühstückstisch. Sie stammt von Orangen, die auf den Bäumen im Hotelgarten gewachsen sind. Auf den Hängen etwas weiter um Parga herum stehen Orangenbäume. Die Frau an der Rezeption denkt jetzt an den Winter, wenn es zur Erntezeit auf diesen Hängen nicht mehr nur grün, sondern auch orangefarben leuchtet. Eine ungewöhnliche Zeit für Touristen und doch so verlockend.