Hüttenhüpfen für Jung und Alt

Ein Tagesausflug auf der Rax

Die Bergstation mit Berggasthof

Das Habsburghaus (1786 Meter) am Hochplateau der Rax

Blick ins Tal auf Reichenau und Payerbach | Fotos: Ralf Sudrigian

Bergschuhe statt Flip Flops für die schönen Wanderwege

Nur rund 80 Kilometer von Wien entfernt kann man schon ins Hochgebirge gelangen, unter mehreren Wanderwegen eine Tagesroute auswählen, herrliche Aussichten bewundern und gleich mehrere Berghütten besuchen. Wenn man weiß, dass es stündlich einen Regionalzug aus Wien Floridsdorf über Wiener Neustadt nach Payerbach-Reichenau gibt, dass ein Bus vom Bahnhof Payerbach zur Talstation der Rax-Seilbahn fährt, so kann man in rund eineinhalb Stunden mit öffentlichen Verkehrsmitteln aus der österreichischen Hauptstadt in die zu den Kalkalpen gehörende Rax gelangen. Und das sogar auf 1547 Meter Höhe. Denn so hoch liegt die Bergstation der Rax-Seilbahn. 

Für die Auffahrt benötigt die älteste Personen-Seilbahn Österreichs (in Betrieb seit 1926) heute nur acht Minuten. Eine Berg- und Talfahrt kostet 34,50 Euro. Das ist nicht gerade billig, aber so gewinnt man Zeit und Kraft, um die rund 1000 Meter Höhenunterschied zu überwinden, um dann auf dem Plateau zu wandern. Die Seilbahn verfügt über zwei Kabinen, in die je 30 Personen und der Begleiter Platz finden. Wer die „Rauf und Runter“-Karte kauft, muss bereits die Zeit der Rückfahrt wählen. In  der Wintersaison (1. Dezember bis 2. Februar) ist die Seilbahn täglich zwischen 9.00 und 16.30 Uhr in Betrieb (samstags und sonntags und an Feiertagen bereits ab 8.30 Uhr). Bei Bedarf fährt sie alle zehn Minuten, so dass es kaum zu langen Wartezeiten kommt.

Obwohl man so schnell und bequem auf den Berg gelangt, und obwohl die Rax zu den beliebtesten Ausflugszielen der Wiener gehört, leidet die Natur nicht unter dem Ansturm der Wanderer. Oben ist es überall sauber – jeder weiß, dass es am Berg keine Müllabfuhr gibt und lässt deshalb auch keine Flaschen, Dosen, Verpackungen oder Speisereste zurück. Da das Gebiet als Quellengebiet für das Wiener Trinkwasser gilt und auch unter Landschaftsschutz gestellt ist, darf man oben auch nicht Fahrrad fahren. 

Die Nähe zu Wien, die gute Eisenbahnverbindung, führten dazu, dass der Kurort Reichenau und die Rax (auch dank der Seilbahn) stets gut besucht waren. Während des Zweiten Weltkrieges gab es sogar die höchsten Besucherzahlen (240.000 pro Jahr), weil für die Wiener ferner gelegene Ausflugsziele nicht in Frage kamen.

Reiche Auswahl an Wandermöglichkeiten

Der leichteste Wanderweg auf der Raxalm führt von der Bergstation zum Ottohaus. Es handelt sich um einen Schotterweg, der mühelos in 30 bis 40 Minuten zurückgelegt werden kann. Bis zur Hütte kann man bei der „Praterstern“ genannten Wegkreuzung einen Abstecher (20 Minuten) einlegen, um die schöne Aussicht ins Höllental zu bewundern. Das Ottohaus liegt auf 1644 Meter Seehöhe und verfügt über 30 Betten und ein Matratzenlager. Unterhalb der Hütte gibt es den „Alpengarten Rax“, wo auf 4000 Quadratmeter rund 200 Pflanzen anzutreffen sind, die auf der Rax und dem benachbarten Schneeberg wachsen. Die Hütte hat auch eine Rolle in der Geschichte der Psychoanalyse gespielt: Sigmund Freud, ein begeisterter Wanderer, der gern in Reichenau zur Sommerfrische mit seiner Familie verweilte, besuchte 1893 das Ottohaus und lernte dabei die Tochter der Pächterin kennen. Diese wandte sich hilfesuchend an ihn mit der Frage „Ist der Herr ein Doktor?“, um über ihre Ängste zu sprechen. Freud berichtete darüber später  als „Fall K“ in seinem Werk „Studien der Hysterie“.

Vom Ottohaus folgen wir der Empfehlung zu einer Rundwanderung, die über den Seeweg zur Neuen Seehütte führt. Sie liegt auf 1643 Metern Höhe und ist eine kleine Hütte, die zwar keine Nächtigungsmöglichkeit bietet, dafür aber eine Hüttenküche mit echter Hausmannskost. Davon konnten wir aber an einem Dienstag nichts ausprobieren, denn die ersten beiden Wochentage sind Ruhetage. 

Wir nutzen die Gelegenheit und steigen von der Seehütte zum Trinksteinsattel (1850 Meter) hoch. Von dort aus ginge es weiter in Richtung Habsburghaus – eine Hütte, die  auch „Akropolis der Rax“ genannt wird. Von ihr trennten uns rund 30 Wegminuten, hin und zurück eine Stunde, was unsere für 16.15 Uhr angesetzte Seilbahn-Talfahrt in Frage gestellt hätte. 

Zurück bei der Seehütte lohnt es sich, zum Preinerwand-Gipfelkreuz (1783 Meter Höhe) zu steigen. Dort folgt man dem Kammweg, der zurück zum Ottohaus führt. Rechts bietet sich ein beeindruckender Ausblick ins Tal, wobei auch das längste Viadukt der Semmeringbahn zu erkennen ist, am Horizont die Hügellandschaft der „Buckligen Welt“ im „Dreiländereck“ Niederösterreich, Steiermark und Burgenland.

An die vier Stunden sollte man zwischen Berg- und Talfahrt einplanen, um diesen Rundweg samt Pausen bei den Hütten mit den schönen Aussichten, der gesunden Bergluft, den Latschen und Almwiesen zu genießen.

Wem mehr Zeit zur Verfügung steht und wer nicht auf eine Talfahrt mit der Seilbahn angewiesen ist, kann auch eine längere Variante dieses Hüttenhüpfens vornehmen. Ab Habsburghaus führt diese Wegvariante über satte Almwiesen zum Karl Ludwig Haus. Von dort geht es abwärts zum Waxriegelhaus (1361 Meter Höhe) und dann zur Edelweißhütte am Preiner Gscheid. Für diese anspruchsvollere Tour (rund 16,5 Kilometer lang) sollte man acht Stunden vorsehen.

Von einer Hütte zur anderen zu „hüpfen“ ist die angenehmste Art und Weise, auf dem Rax-Plateau unterwegs zu sein. „Hüttenhüpfen“ als Wanderbegriff wird vor allem für diese Region verwendet. Aber die Rax ist bekannt auch für erlebnisreiche Klettertouren und im Winter für Skitouren sowie Schneeschuhwandern. Wer den höchsten Gipfel (Heukuppe, 2007 Meter Höhe) erreichen will, der kann das am besten vom Karl-Ludwig-Haus (1803 Meter Höhe) aus tun. Für den Aufstieg benötigt man 30 bis 45 Minuten. Eine Reservierung, falls in der Hütte übernachtet werden soll, ist zu empfehlen. Und nicht vergessen: Wie bei den meisten Alpenhütten gilt auch dort die Hüttenschlafsack-Pflicht. Das heißt, aus hygienischen Gründen sollte man den eigenen Schlafsack bei sich haben.