Kafka, Katzen und Karlsbrücke

Tipps für ein regnerisches Wochenende in Prag

Die Altstadt von Prag

Blick über die Dächer der goldenen Stadt
Fotos: Elise Wilk

Über den goldenen Dächern Prags geht die Sonne unter. Der Himmel färbt sich dunkelrosa. Dann wird aus dem Dunkelrosa ein Dunkelgrau und es fängt wieder an zu regnen. Hunderte von Touristenregenschirmen in allen Farben und Größen öffnen sich. Die Straßen werden bunt.

Auch an regnerischen Tagen geht es in Prag hektisch zu. Bis in die frühen Morgenstunden ziehen Touristenschwärme durch die Straßen. Man sollte auf keinen Fall enttäuscht sein, falls das Wetter an einem Wochenend-Trip nach Prag schlecht wird. Wenn man nur für kurze Zeit in einer fremden Stadt ist, sollte man jeden Moment so gut wie möglich nutzen. Auch wenn man keinen Kaffee in der Sonne genießen kann, während man mit einem Schiff auf der Moldau fährt, so wie man es vor Monaten geplant hat, gibt es hunderte von anderen Varianten, die wenigstens genauso schön sind.

Außerdem sieht die Altstadt bei Regen viel geheimnisvoller aus.

In Prag kann man fast überall in Euro bezahlen. Allerdings bekommt man als Restgeld Tschechische Kronen, und zwar zu einem schlechten Wechselkurs. Es gibt im Zentrum viele Wechselstuben, die jedoch abends nach 21 Uhr schließen.

Im Zentrum übernachten

Es ist am besten, wenn man in der Altstadt übernachtet. Dann spart man sich den langen Weg mit U-Bahn oder Bus. Außerdem ist es etwas Besonderes, auf einer romantischen, schmalen Gasse in der Stadtmitte zu wohnen. Falls man in einer Gruppe reist, kann man auf Booking.com eine Wohnung finden, für die man pro Person nicht mehr als 20 Euro pro Nacht zahlen muss. Für Alleinreisende und jüngere Leute eignet sich ein Hostel im Zentrum. Die Preise für ein Bett fangen bei 10 Euro pro Nacht an und man hat die Gelegenheit, interessante Leute aus der ganzen Welt kennenzulernen. Der einzige Nachteil eines zentral gelegenen Zimmers ist, dass es während der Nacht etwas laut werden kann. Die Touristen feiern hier immer bis in die Morgenstunden. Trotzdem ist es viel angenehmer, am Abend aus der Kneipe oder aus dem Restaurant zu Fuß nach Hause zu gehen, als einen langen Weg vor sich zu haben oder ein Taxi nehmen zu müssen.

Eine freie Stadttour buchen

Es ist allgemein bekannt: Wer die spannendsten Ecken einer Stadt kennenlernen, Geheimtipps erfahren und Touristenfallen vermeiden will, sollte die Bewohner fragen. Junge Prager bieten kostenlose Stadttouren an. Sie zeigen Touristen die schönste Seite ihrer Stadt und weihen sie in Geheimnisse ein. Man hat die Wahl zwischen mehreren Touren: Altstadt, Burg, Geister der Stadt, Gourmet-Tour, Bierkneipen-Tour, Kommunismus-Tour. Auch gibt es inzwischen eine Vielzahl von Vereinen, die „Free City Tours“ anbieten.
„Wir treffen uns um 13 Uhr im Park vor der Karlsbrücke. Ich werde einen blauen Regenschirm dabei haben“, steht es in der Mail, die uns bestätigt, dass wir die Tour „Prager Burg“ gebucht haben. „Falls Euch meine Tour gefällt, könnt Ihr mir Trinkgeld geben“, meint der sympathische junge Mann mit blauem Regenschirm, der uns seine Stadt zeigt. Dominik studiert Politikwissenschaften, in der Freizeit zeigt er Touristen seine Lieblingsstadt. Jetzt führt er uns durch die Menschenmenge auf der Karlsbrücke.

Die Statuen auf der Karlsbrücke berühren

Vor der Statue des heiligen Johannes Nepomuk haben sich mehrere Touristen versammelt. Angeblich wurde der Heilige an dieser Stelle im Jahr 1393 ertränkt. Den Ort des Sturzes kennzeichnet ein Messingkreuz. Die Touristen stehen Schlange um das Kreuz zu berühren. „Sie tun es nicht richtig“, meint unser Reiseführer. Wir erfahren, dass einem die Wünsche nur dann in Erfüllung gehen, wenn man seine Hand so aufs Kreuz legt, dass jeder Finger einen der Sterne über dem Kreuz berührt. Ebenfalls erfahren wir auf dem Weg zum Schloss, dass die als „lokale Spezialität“ angepriesenen Waffeln gar nicht typisch für Prag sind. „Das ist nur Marketing. Touristen sind ja verrückt nach allem, was typisch für eine Gegend ist. Diese Waffeln sind aber nicht typisch. Typisch sind die Sachen, die meine Großmutter für mich gebacken hat, als ich klein war. Sie hat nie Waffeln gebacken“.

Das Schloss und die John Lennon Mauer besuchen
Unser Spaziergang geht an der John Lennon-Mauer vorbei. Es handelt sich um eine gewöhnliche Altstadtmauer, die seit den 1980er Jahren mit von John Lennon inspirierten Graffiti und Texten aus den Beatles-Liedern bemalt wird. In der Nähe der Mauer hat man eine schöne Aussicht von einer Brücke auf einen Seitenkanal der Moldau. An der Brücke haben hunderte von Paaren Vorhängeschlösser angebracht, um symbolisch ihre ewige Liebe zu besiegeln. „Hier sieht es ein bisschen aus wie in Venedig, nicht wahr? Man muss nicht mehr nach Venedig, denn man hat die Kanäle. Man muss nicht mehr nach Berlin, denn man hat die bunte Mauer. In Prag sieht man alles“, scherzt Dominik.

Oben am Schloss angelangt, erzählt er von dem Tag, an dem der tschechische Präsident Milos Zeman die Eröffnung einer Ausstellung der Krönungsinsignien auf der Burg besucht hat. Die Medien hatten damals über den „schwankenden Gang“ des Präsidenten und dessen „dringenden Bedarf, sich an die Wand zu lehnen“ berichtet. „Sein Alkoholkonsum ist allgemein bekannt“, meint der Reiseführer.

Bier trinken

Ein wenig kann man den Präsidenten doch verstehen, weil es in Prag das beste Bier der Welt gibt. Jedenfalls sind wir fest davon überzeugt. Die erste Bierspezialität, die wir kosten, ist eine Kombination zwischen Schwarz- und Weißbier. Im Glas vermischen sich die beiden Sorten nicht miteinander: das Schwarzbier ist unten, das Weissbier oben.

In vielen Kneipen wird Bier nach eigener Rezeptur gebraut. Alle Sorten schmecken gut. Ein abwechslungsreiches Angebot mit mehr als vierzig Arten von Flaschenbieren gibt es im „Pivkupectvi“, der ein Teil des Verkostungslokals „Zly casy“ (deutsch: Böse Zeiten) ist.

Ein anderer Bierklassiker der tschechischen Hauptstadt ist der „Goldene Tiger“. Das Lokal besteht aus einem einzigen Raum mit langen Tischen und Bänken. Hier war unter anderem der Schriftsteller Bohumil Hrabal langjähriger Stammgast. Einen Platz zu bekommen ist hier fast unmöglich. Jeden Abend ist die Kneipe rammelvoll. Nicht mit Touristen, sondern Einheimischen. Ein Zeichen, dass es sich vielleicht lohnt, eine Stunde oder mehr zu warten, um einen Tisch zu bekommen.

Tschechische Spezialitäten ausprobieren

Zum Bier passt am besten eine typisch tschechische Spezialität. Es ist ein Geheimtipp, den wir von Dominik bekommen haben: Im Restaurant neben dem tschechischen Parlament kann man sehr gut und auch sehr günstig essen. Der Kellner empfiehlt uns ein Gericht mit Knödeln, Rindfleisch und Marmelade. Es schmeckt köstlich. Auch müsste man das Nationalgericht, Schweinebraten mit Knödel und Kraut, einmal bestellen. Als Nachspeise kann man Mohnnudeln (gekochte Bandnudeln mit Mohn, Butter und Puderzucker) oder Zwetschkenknödel nehmen.

Handgemachte Souvenirs bewundern

Eines ist sicher: In Prag findet man die schönsten Souvenirs. Es handelt sich nicht um in China hergestellte Serienware, sondern es sind von lokalen Künstlern geschaffene Andenken.

Fans von Kühlschrankmagneten werden die Qual der Wahl haben: es gibt hunderte von Varianten aus Keramik oder Plastik. Die meisten davon zeigen Katzen in allen möglichen Farben und Formen. Katzen scheinen das beliebteste Motiv für Prager Souvenirs zu sein: man findet sie auf Keramikvasen, Tassen, Küchenaccessoires, Uhren, Ohrringen und Kravatten.

Männer, die mit ihrer Freundin oder Ehegattin nach Prag kommen, sollten die Karlsbrücke vermeiden. Dort gibt es nämlich eine Vielzahl von lokalen Künstlern, die handgemachten Schmuck zu guten Preisen verkaufen: ein wahres Paradies für Frauen, die ganze Stunden verbringen, bis sie sich entscheiden, welche Ohhringe sie kaufen. Bei vielen Schmuckstücken handelt es sich um Unikate. Die Preise beginnen bei sechs Euro.

Sich auf die Spuren von Kafka begeben

Ein anderes beliebtes Motiv auf Souvenirs, ob Taschen, Magnete oder Kaffeetassen, ist Franz Kafka. Die Fans des Schriftstellers können in Prag nicht nur Souvenirs kaufen, sondern auch das Kafka-Monument, das Cafe „Franz Kafka“ und das Kafka-Museum besuchen. Ein Geheimtipp ist das Grab des Schriftstellers, das sich auf dem Neuen Jüdischen Friedhof befindet. Um dorthin zu gelangen, muss man mit der U-Bahn das Zentrum verlassen und bis zur Station Zelivskeho fahren. Ein Schild hinter dem Eingang weist den Weg, nach 250 Metern ist man am Ziel.