Rosenaus touristische Trümpfe

Eine Kleinstadt zeigt ihr Potenzial

Bauernburg und evangelische Kirche
Fotos(2): der Verfasser

Die modernste Skisprungschanze des Landes

Rockstadt macht Rosenau für Rocker attraktiv. Foto: Mihai Voicu

Abstecher zu den Dinos auf dem Weg zur Burg Foto: Go2Romania.ro

Rosenau/Râșnov wurde im November 2012 als Reisedestination von nationalem Rang anerkannt. Das kommt nicht zufällig, denn bereits 1929 konnte sich die Kleinstadt im Burzenland mit dem Titel einer lokalen Reisedestination schmücken. Vor allem die frische Luft und die nahen Berge sowie die imposante Bauernburg über dem Stadtzentrum locken Besucher an, machen ihnen Lust, ihre Freizeit dort zu verbringen.

Heute sind weitere Trümpfe hinzugekommen, die Rosenau zu einem beliebten und gut profilierten Reiseziel machen – dies in einer Region, die mit der Schulerau/Poiana Brașov oder der Törzburg/Bran bereits mit erstrangigen Sehenswürdigkeiten aufwarten kann.

Die Bauernburg

Sie bleibt die bekannteste Attraktion der Kleinstadt, die in ihrem Wappen drei rote Rosen führt. Im Vorjahr suchten rund 400.000 Besucher die Burg auf und festigten dadurch ihren dritten Rang in der Topliste der Sehenswürdigkeiten im Kreis Kronstadt/Brașov – nach dem Törzburger Schloss und der Schwarzen Kirche. Aus ihrem Dornröschenschlaf wurde die Burg von einem italienischen Investor geweckt, der allerdings in mancher Hinsicht mit der „Privatisierung“ der Burg zu weit ging und Kitsch und zu viel Beton zwischen die unter Denkmalschutz stehenden Burgmauern brachte, deren Gründung in Zusammenhang mit dem Deutschen Ritterorden und dessen Präsenz im Burzenland Anfang des 12. Jahrhunderts steht. Nach einem langwierigen Prozess konnte die Stadt ihre Burg „zurückerobern“. Fachgerechtere Sanierungsarbeiten, Ritterspiele, Festivals und zuletzt ein moderner Zahnrad-Aufzug, der den Zugang erleichtert, brachten Jahr für Jahr mehr Touristen in die Burg, die von Weitem gut sichtbar ist und die bekanntlich in mehreren rumänischen Spielfilmen mit geschichtlichem Hintergrund („Columna“, „Nemuritorii“) als Drehort diente. Zurzeit wird allerdings ein Teil der Burg saniert, sodass sie nicht in ihrer Gesamtheit besichtigt werden kann.

Aber nicht allein die Bauernburg spricht über die Geschichte der erst 1950 zur Stadt erklärten Ortschaft. Von den anderen historischen Sehenswürdigkeiten ist vor allem die evangelische Kirche  der Rosenauer Sachsen im Stadtzentrum zu nennen, sowie die alte orthodoxe Kirche Sf. Nicolae, deren erste urkundliche Erwähnung im 14. Jahrhundert liegt und die auch Freskenmalereien aus dem 17. Jahrhundert aufweist.

Wandermöglichkeiten

Rosenau eignet sich hervorragend für Ausflüge sowohl in die nähere als auch in die etwas entferntere Umgebung. Bis in die Schulerau kann man in rund drei Stunden zu Fuß wandern und dabei auf dem mit blauem Band gekennzeichneten Weg an einer Höhle vorbeigehen oder bei der als „Götzentempel“ bekannten Sandsteinfelsengruppe die schöne Aussicht auf den Schuler/Postăvarul und den Bucegi genießen. Die Itwig-Klamm (Cheile Râșnoavei) liegt noch näher, auf Wanderwegen, die in Richtung Predeal führen. Kletterer kommen dort auf ihre Kosten, wie auch jene, die den Mut zeigen, eine der spektakulärsten Bungee-Anlagen des Landes auszuprobieren.

Rund fünf Stunden benötigt man bis zur Mălăiești-Hütte im Bucegi-Gebirge – eine gute Ausgangsbasis für die Besteigung des höchsten Gipfels: dem Omul mit 2507 Metern. Etwas entfernter, aber keine halbe Stunde Autofahrt, liegen Zărnești und der Königstein/Piatra Craiului. In der Nähe kann man bei rechtzeitiger Anmeldung das größte Bärenreservat Europas besichtigen.

Festivals

Was an Rosenau auffällt, ist die Vielzahl und Diversität der Festivals, die dort in den letzten Jahren veranstaltet wurden. Das bedeutet Werbung für die Stadt und ihre Umgebung, bringt Touristen und Einnahmen, sorgt für Abwechslung. Ein kurzer Blick auf die Festivalagenda des laufenden Jahres: Geschichte spielt auch in diesem Bereich eine Hauptrolle. Daker („Festivalul Dacic“, 7.-8. September) und selbst Wikinger gesellen sich mit eigenen Veranstaltungen zum Mittelalter-Festival mit Rittern und Hofdamen (16.-18. August), denn die Burg und ihr weiter Innenhof bieten die beste Kulisse für derartige Events. Rosenau ist zudem zur inoffiziellen rumänischen Hauptstadt der historischen Filme geworden, die auch interessante Debatten zu historischen Ereignissen und ihre Nachwirkungen bietet (19.- 28. Juli). Musik kommt in sehr unterschiedlichen Formen zur Geltung: von Orgelmusik in der evangelischen Kirche im Rahmen der Konzertreihe „Musica barcensis“ (Juli oder August) bis zu Rock („Rockstadt Extreme Fest“,1.-4. August) oder elektronischer Musik („Dancing Mountains“, 13.-15. September). Pferdeliebhaber haben ihr eigenes Festival, das mit dem Stadtfest zusammen fällt (12.-14. Juli).  Um mehr Pferdestärke, untergebracht in starken Pkw-Motoren, geht es bei den beiden Auflagen von „Speed and Sound“ (5.-7. Juli bzw. 4.-6. Oktober). Für Kinder gibt es „Jocmania“ (16.-23. Juni), die ganzen Sommerferien hindurch können sie zusammen mit ihren Eltern oder Lehrern an Workshops und Unterhaltung in der Burg im Rahmen von „Vacan]a altfel“ (1.Juli - 8. September) teilnehmen. Und Rosenau, dessen deutscher Name gern touristisch vermarktet wird, hat natürlich auch ein Rosenfest („Festivalul Rozelor“ im Juni) zu bieten. Hinzu kommen weitere Festivals wie „Zup“, „Komödiantenhof“ oder ein „Weinfestival“, so dass für Jung und Alt, für an Geschichte Interessierte, für Pferde- oder Auto-Fans Rosenau interessant wird.

Dino Park

Einzigartig in Rumänien ist der 2015 eröffnete „Dino-Park“, zu dem man, ausgehend von der Straße zur Schulerau, auf dem Weg zur Burg gelangt. Auf eineinhalb Hektar wurden im Wald über 50 Dinosaurier aus Glasfaser und Kunstharz aufgestellt. Vor allem Kinder sind begeistert, eine Reise in die Urgeschichte zu unternehmen, wo viele Überraschungen auf sie warten. Nachgestellt wird unter Anderem auch ein aktiver Vulkan mit den dazugehörenden Erderschütterungen. Baumhäuser, ein Waldpark mit Seilrutschen, ein 9D-Kino und verschiedene Sonderausstellungen lassen die Zeit wie im Flug vergehen. Kein Wunder, wenn nachher manch ein Kind bei der Besichtigung der nahen Schauhöhle die Frage stellt, ob es dort nicht auch Dino-Knochen gäbe.

Die Schauhöhle

Rund drei Kilometer von Rosenau entfernt stößt man auf der Schulerau-Straße auf ein Schild, das zur „Valea Cetății“-Höhle hinweist. Um sie zu besichtigen, bedarf es keiner besonderen Ausrüstung. Sie ist künstlich beleuchtet und mit Treppen und Aussichtsplattformen versehen. 2011 begannen die Arbeiten an dieser Schauhöhle, die den Rosenauern seit mehr als 50 Jahren bekannt ist, aber für Touristen praktisch unzugänglich war. Heute werden dort gelegentlich auch sinfonische Konzerte der Kronstädter Philharmonie abgehalten.

Die Skisprungschanze

Im Cărbunării-Tal, zu Fuß in rund 40 Minuten vom Stadtzentrum aus zu erreichen, befindet sich die neuste, größte und modernste Skisprung-Anlage Rumäniens. Errichtet wurde sie in Zusammenarbeit mit österreichischen Experten im Rahmen des Programms „OMV Move & Jump“. Im selben Sportkomplex gibt es auch eine Biathlon-Anlage. Außer den guten natürlichen Voraussetzungen zählte bei der Wahl dieses Standortes auch die Ski-Tradition dieser Gegend, die im Ski-Langlauf und Biathlon immer wieder Hochleistungssportler stellte. Seit fünf Jahren trifft sich dort die Weltelite der Skispringerinnen anlässlich der beiden Welt-Cup-Etappen, die im Terminkalender der Internationalen Skiföderation  festgelegt sind. So punktet Rosenau auch im Sport, denn das Skispringen bringt Zuschauer und Fernsehübertragungen.

Rosenau ist eine Stadt, die Touristen viel bieten kann. Doch der Umbau des Stadtzentrums, eine unterirdische Passage und ein Fußgängerbereich sorgen auch für kritische Stimmen. Probleme mit dem Grundwasser, wenig Grünflächen und viel Pflasterstein bremsen die Begeisterung mancher Rosenauer für diese Umgestaltungen. Eintönige Plattenbauten aus den Jahren der sozialistischen Industrialisierung und ein armes Roma-Randviertel gehören ebenfalls zu Rosenau, wie auch die zahlreichen Villen und Gästehäuser im Glăjeriei-Tal. Doch bessere Straßen, die aus Zărnești, Neustadt/Cristian und Törzburg nach Rosenau führen, oder die Wiedereröffnung des als „Acapulco“ bekannten Strandbads, zeigen, dass Rosenau sein touristisches Potenzial gezielt entwickelt.