Von Kunst und Geschichte auf Schritt und Tritt umgeben

Paris: Notre Dame im Zeichen des 850-jährigen Jubiläums – Mona Lisa lächelt Weltbummler im Louvre an

Tausende Besucher stellen sich vor der Glaspyramide an, um den Louvre zu besuchen.

Die Kathedrale Notre Dame beherrscht die Seine-Insel.

Auf dem Place de la Concorde, wo früher die Hinrichtungen stattfanden, herrscht – zumindest im Sommer – ein nicht abbrechender Verkehrs- und Touristenstrom.

Auch ein Wahrzeichen von Paris: das Moulin Rouge.
Fotos: Dieter Drotleff

Auf Schritt und Tritt ist man in Paris von Kunst und Geschichte umgeben. Wäre es auch nicht ein Jubiläumsjahr, so muss man dennoch die vielleicht berühmteste Kirche der Welt, Notre Dame, besuchen. Gelegen auf der Seine-Insel, Ile de la Cite, bieten die Fassaden dieser frühgotischen Kathedrale von allen Seiten her bleibende Erinnerungen und Fotomotive. Sowohl vom Schiff aus, von der Seine, wie auch aus der Ferne oder unmittelbarer Nähe wird man von der gesamten Architektur in   Bann gezogen. Die Fensterrosen, die Portale der Kirche, die unzähligen Statuen, die Werke berühmter Künstler sind, ziehen täglich Tausende Besucher an.

Der Baubeginn fällt auf das Jahr 1163, vollendet wurde sie aber im frühen 14. Jahrhundert. Notre Dame steht im Mittelpunkt zahlreicher literarischer Werke und gilt als Hochburg der sakralen Musik, aber auch für die Kunst des Predigens und der Rhetorik. Aufbewahrt sind in der Kirche Reliquien des Leidens Christi, die aus einem Fragment des Kreuzes, einem Nagel von der Kreuzigung und der Dornenkrone des Herrn bestehen.  Diese werden nur am ersten Freitag jeden Monats, an allen Feiertagen der Fastenzeit und am Karfreitag den Gläubigen zur Verehrung gezeigt.

Notre Dame ist auch die Kathedrale, in der einige der wichtigsten geschichtlichen Ereignisse stattfanden. Hier hat sich am 2. Dezember 1804 Napoleon selbst gekrönt. Am 26. August 1944 fand das Te Deum zur Befreiung von Paris in Anwesenheit von General de Gaulle statt. Papst Johannes Paul II. besuchte zwei Mal die Kathedrale (1980, 1997), Papst Benedikt XVI. weilte dort am 12. September 2008.

Überwältigt wird man beim Eintritt in die Kathedrale von deren Ausmaße. Diese ist 130 Meter lang, 50 Meter breit, 35 Meter hoch. Die große Emmanuel-Glocke wiegt 13 Tonnen und stammt aus der Zeit Ludwig XVI., 9000 Menschen kann die Kirche aufnehmen.

Viele Stunden im Louvre

Nächstes Ziel ist der Louvre, dieser langgezogene monumentale Palast, ehemalige Königsresidenz, heute das weltweit größte Museum. Auf dem Innenhof gelangen wir zur Glaspyramide, unter der sich das große Foyer als Zugang zum Museum befindet. Unzählige Kunstschätze befinden sich in den Abteilungen Malerei, Skulptur, Kunsthandwerk, Graphik, ägyptische, griechisch-etruskisch-römische und mittelöstliche Kunst. Wir widmen uns einem Teil des Kunstmuseums, das rund 60.000 Quadratmeter umfasst, und werden von unserem Reiseleiter gezielt zu einigen der bedeutendsten Kunstschätze geführt –  die „Venus von Milo“, „Mona Lisa“ von Leonardo da Vinci, die „Sklaven“ von Michelangelo.

Unmöglich, in Stille die zahlreichen Kunstwerke zu betrachten, es wimmelt regelrecht von lärmenden Touristen, besonders in dem Raum, wo Mona Lisa zu den Besuchern, vor allem Asiaten, lächelt. Mit ihr im Hintergrund ist dieses auch die Stelle, wo die meisten Touristen, Liebespaare oder auch schon übermüdete Besucher, Erinnerungsfotos schießen. Nach mehreren Stunden verlassen wir den Louvre. Wir wandern durch den Tuilerien-Garten. Es gelingt uns, einige der grünen, schweren Stühle unter einen Baum zu ziehen, um in Ruhe Wasser zu trinken. Bei Verlassen des Parks müssen wir erstens unsere von Staub weiß gewordenen Schuhe abwischen, denn alle Alleen sind nicht gepflastert, sondern mit Sand und Kieselstein ausgelegt. Das trifft übrigens für alle Grünanlagen in Paris zu.

Auf den Spuren historischer Stätten

Angelangt auf dem Place de la Concorde wird man plötzlich aus der Stille des Parks wieder in den Trubel der Großstadt versetzt. Unzählige Fahrzeuge rotieren auf dem von Ludwig im 15. Jahrhundert angelegten Platz, auf dem in der Mitte ein 3000 Jahre alter Obelisk ragt, der von einer Tempelanlage in Luxor stammt und im 19. Jahrhundert  vom ägyptischen Statthalter der Stadt Paris geschenkt wurde. Die um den Platz befindlichen Prachtbauten, in denen sich heute öffentliche Institutionen befinden, ziehen die Blicke an. Denkt man allerdings daran, dass zur Zeit der Französischen Revolution hier die Guillotine stand, der Tausende zum Opfer fielen, packt einen das Grauen.

Jenseits des Platzes öffnet sich die weltberühmte Avenue Champs-Elysees, gesäumt von Bäumen. Auch dort besteht eine gewisse Ähnlichkeit – in kleineren Dimensionen – mit der Bukarester Kisseleff-Chaussee. Im Parterre vieler Gebäude säumen die Avenue auf beiden Seiten unzählige Cafés und Gaststätten. Ein Einkaufzentrum reiht sich ans andere.

Am Ende der Champs-Elysees kommen wir zum majestätischen Triumphbogen – 50 Meter hoch, 45 Meter breit – dessen Bau 1806 begonnen, doch erst 30 Jahre später abgeschlossen wurde. Dieser wurde im Auftrag von Napoleon Bonaparte als Denkmal seiner „Großen Armee“ errichtet. Seit 1920 befindet sich unter dem Bogen das Grab des Unbekannten Soldaten.

Die parallel zur Seine verlaufende Straße Rue de Rivoli, die die Verbindung zwischen dem Place de la Concorde und dem Place de la Bastille herstellt, ist ebenfalls auf eine der städteplanerischen Initiativen Napoleons zurückzuführen. Auch diese wird von zahlreichen Geschäfte und Gaststätten gesäumt. Ein weiterer Anziehungspunkt dieser Straße ist die vergoldete Statue der Jeanne d’Arc. In unmittelbarer Nähe, auf der anderen Seite, befindet sich das Riesenrad, von dessen höchsten Punkt man eine wunderbare Aussicht auf Louvre und Tuilerin-Garten bis hin zur Oper genießt.

Die Weltausstellung im Jahre 1900 war der Anlass für den Bau des Grand  Palais und des Petit Palais, die sich gegenüber liegen. Das Grand Palais  – heute u.a. ein Museum für Naturwissenschaften und ihre praktischen Anwendungen, seit 1964 beherbergt es auch eine internationale Kunstausstellung – hat eine 240 Meter lange und 20 Meter hohe Fassade und wurde im Jugendstil errichtet. Das Petit Palais ist von zwei Säulenreihen eingerahmt und wird von einer Kuppel gekrönt. Zur Zeit beherbergt es die Kunstsammlung der Stadt Paris.

Prickelndes Leben, würdevoller Tod

Zurück zu dem malerischen Montmartre-Viertel, wo am Place Blanche sich der 1889 gegründete Nachtklub Moulin Rouge befindet: Er war und bleibt ein Treffpunkt der Pariser Künstler. Besonders  damit in Zusammenhang zu bringen ist der Maler Toulouse-Lautrec, der in den dort verbrachten Nächten das typische Nachtleben von Paris in seinen Gemälden festhielt. Berühmt ist das Moulin Rouge bis heute wegen des dort aufgeführten Can-Can. Jeden Abend reiht sich ein Bus an den anderen, mit Touristen aus der ganzen Welt, die auch dieses  typische Pariser Schauspiel erleben möchten.

Schließlich wollten wir es auch nicht unterlassen, an einem Morgen eine Wanderung durch den Montmartre-Friedhof vorzunehmen. Dort fanden zahlreiche bedeutenden Persönlichkeiten ihre letzte Ruhe: Stendhal, Zola, Heinrich Heine, Hector Berlioz, die welbekannte Sängerin Dalida, führende Generäle der beiden Weltkriege und Künstler ruhen in imposanten Gruften, jede ein Kunstwerk für sich.
Neunzehn Jahre nach seinem Tod, am 5. Mai 1821 auf St. Helena, wurde 1840 der Leichnam Napoleons nach Le Havre gebracht und von dort auf der Seine nach Paris, wo er am 15. Dezember im Invalidendom seine letzte Ruhestätte fand. Ehrfürchtig und angezogen von dem Ruhm des ehemaligen Feldherren und Kaisers treten auch heute unzählige Besucher an den Sarkophag, der seine Gebeine birgt.