Von Moselwein bis Marx

Trier: Weinberge und ein reiches Kulturerbe kennzeichnen die über 2000 Jahre alte Stadt

Der Hohe Dom
Fotos: der Verfasser

Blick von der Mariensäule auf die Römerbrücke

Die Barbarathermen aus der Römerzeit

Fährt man mit dem Wagen auf der A1, dem IC auf dem Schienenstrang, dem Schiff auf der Mosel oder landet auf dem Flughafen in Luxemburg, der nur 40 Kilometer weit entfernt liegt, wird man von der schönen Landschaft überwältigt: Die bewaldeten Hänge, die sich weit hinziehenden Weinberge, die zum Hunsrück im Südosten oder zu der Eifel im Nordwesten führen, bieten Entspannung und das Gefühl der Ruhe nach dem hektischen Treiben der im Umfeld von Trier liegenden größeren Städte. Mit seinen 110.000 Einwohnern ist Trier die viertgrößte Stadt nach Mainz, Ludwigshafen am Rhein und Koblenz im Bundesland Rheinland Pfalz. Aber auch die älteste Stadt Deutschlands, mit römischem Ursprung, vor mehr als 2000 Jahren gegründet. Als Augusta Trevorum ist sie in die Geschichte eingegangen.

Aufgrund dieses Ursprungs wurden die römischen Baudenkmäler , das Amphitheater, die Barbarathermen, die Konstantinbasilika,und die Kaiserthermen, 1986 zum UNESCO Kulturerbe ernannt, aber auch die Römerbrücke und die frühgotische Liebfrauenkirche. Kulturdenkmäler aus allen Epochen von der Frühgeschichte bis zum 21. Jahrhundert locken Besucher aus der ganzen Welt an. Meist reicht die Zeit beim besten Willen nicht, um alles anzusehen.

Trier liegt in einer Talweitung des mittleren Moseltals. Am rechten Ufer der Mosel befindet sich der Großteil der Stadt. Bis zur Grenze zum Großherzogtum Luxemburg sind es nur 15 Kilometer. Von den nächsten größeren Städten Saarbrücken und Koblenz trennen Trier rund 80 bzw. 100 Kilometer. Klimatisch befindet man sich in einem gemäßigtem Gebiet ohne große Schwankungen und mit einer durchschnittlichen Jahrestemperatur von 9,3 Grad. Der Sommer mit durchschnittlichen Temperaturwerten von 16 bis 18 Grad ist nicht allzu heiß. Im Winter werden nur selten Temperaturen unter dem Gefrierpunkt verzeichnet. Die Höhenlage schwankt im Umfeld in Form von leichten Hängen von 124 bis 427 Meter über dem Meeresspiegel. 


Kulturerbe, Wallfahrtsort, Natur

Im Südwesten Deutschlands, in der Weinregion Mosel gelegen, bietet Trier alles, was man sich als Besucher nur wünschen kann: Geschichte auf Schritt und Tritt, alte und neue Architektur, so dass man sich wie in einem Freilichtmuseum fühlt. Weite Parkanalgen, zahlreiche Museen, Kunstgalerien, Musik, Kultur- und Karnevalveranstaltungen und natürlich die Moselweine, die in- und außerhalb der Stadt immer wieder zu Kostproben verführen. Seit 1946 gehört die Stadt zum Bundesland Rheinland Pfalz. 1984 feierte Trier das 2000- jährige Jubiläum. Es steht in Partnerschaft mit mehreren Städten auch anderer Kontinente: Nagaoka (Japan), Xiamen (China), Gloucester (Vereinigtes Königreich), Metz (Frankreich), Pula (Kroatien) und Ascoli Piceno (Italien).

Trier lockt auch als Wallfahrtsort: In der mehrheitlich römisch-katholisch geprägten Stadt gibt es die Heilig-Rock-Tage, die in mehrjährigen Abständen gefeiert werden, wenn der Heilige Rock – die Echtheit des angeblichen Untergewands von Jesus ist allerdings umstritten – ausgestellt wird. Wallfahrten werden auch zur Ruhestätte des Apostels Matthias veranstaltet. Der Hauptfriedhof mit Grabmälern aus dem 19. bis 20. Jahrhundert ist ebenfalls ein Anziehungspunkt.
Auf dem Gelände, wo 2004 die Landesgartenschau auf dem Petrisberg veranstaltet worden war, werden Neugestaltungen vorgenommen. Weiter laden der Palastgarten und der Nells Park zum Spazierengehen ein. Im Umfeld von Trier findet man weitreichende Naturschutzgebiete zum Wandern und ein gut ausgebautes Fahrradnetz. Das Orchideenbiotop Kahlenberg umfasst eine Fläche von 15,5 Hektar, das Gillenbachtal weitere 47 Hektar, das als Kiesgrube bekannte Gebiet 4,7 Hektar. Am weitesten erstreckt sich der Mattheiser Wald mit seiner 447 Hektar großen Fläche.

Zeitzeugen einer bewegten Geschichte

Blickt man zurück auf die über zwei Jahrtausende alte Geschichte der Stadt, erfährt man, dass diese öfters besetzt, zerstört und wieder aufgebaut wurde. 275 war es der Alemanneneinfall, durch den große Teile der Stadt zerstört wurden. Unter Konstantin dem Großen (306 – 337) wurde sie wieder aufgebaut. Seit Ende des 3. Jahrhunderts fungiert Trier als Bischofssitz. Nach mehr als fünf Jahrhunderten waren es 882 die Wikinger, die bei einem Raubzug die Stadt in Schutt und Asche legten. 957 erhielt Trier die Marktrechte. In den nächsten Jahrhunderten wurde die Stadt mehrmals von den Franzosen besetzt. 1814 wurde sie dann von preußischen Truppen eingenommen und gehörte nach dem Wiener Kongress 1815 zu Preußen. Nach dem Zweiten Weltkrieg fiel Trier am 2. März 1945 in die Hände der Alliierten. Über all dies bieten die Museen der Stadt einen guten Überblick: das Rheinische Landesmuseum, das Bischöfliche Dom- und Diözesanmuseum, das Verkehrsmuseum, das Volkskunde- und Freilichtmuseum. Das Spielzeugmuseum (Blechspielzeug) sollte aber auch nicht übersehen werden. Schloss Monaise, das Palais Walderdorf, das Kurfürstliche Palais, die Löwenapotheke am Hauptmarkt, übrigens die älteste Apotheke Deutschlands, das Französische Kasino, der Balduinbrunnen, die Mariensäule , aber auch die Hochbunker aus der Zeit des Nationalsozialismus, der Neubau des Theaters und die Reste der mittelalterlichen Stadtmauer gehören zu den Sehenswürdigkeiten von Trier. Die in Stille verbrachten Augenblicke im
Trierer Dom, dem ältesten Dom Deutschlands, der mit der Liebfrauenkirche in frühgotischem Stil (1227–1243) durch einen Kreuzgang verbunden ist, und in der Benediktinerabtei St. Matthias, die das Grab des Apostels beherbergt, bleiben sicher in besonderer Erinnerung.

200. Geburtstag von Karl Marx gefeiert

Eine der wichtigsten Persönlichkeiten der Stadt ist der Philosoph und geistige Vater des Kommunismus, Karl Marx, der hier am 5. Mai 1818 geboren wurde. Anlässlich seines Geburtstages gab es eine große Landesausstellung „Karl Marx 1818 – 1883. Leben. Werk. Zeit“ vom 5. Mai bis zum 21. Oktober 2018 im Rheinischen Landesmuseum und im Stadtmuseum Simeonsstift Trier . Partnerausstellungen gab es auch im Karl-Marx-Haus und im Museum am Dom. Zu diesem Anlass wurde die Stadt auch um eine Statue, ein Werk des Bildhauers Wu Weishan, als Geschenk der Volksrepublik China reicher. Die Bronzestatue, 2,3 Tonnen schwer und 5,50 Meter hoch, einschließlich Sockel, wurde auf dem Simeonsstiftsplatz enthüllt. Eine Schenkung aus China ist auch die Statue Friedrich Engels, dem Begründer des wissenschaftlichen Sozialismus, die 2014 in Wuppertal enthüllt wurde.

In Trier sollte man sich die Kunstgalerien nicht entgehen lassen und nach Möglichkeit einem Konzert der Trierer Sängerknaben oder des Bachchors beiwohnen. Und der Trierer Karneval gehört zu den größten Festen in Rheinland Pfalz. Genügend Argumente, Trier einen Besuch abzustatten.