Zu Hause bei der „Königin der Mineralwasser“

Bad Borseck zehrt vom Glanz vergangener Zeiten

Andenken aus besseren Zeiten von Bad Borseck

Noch ist man zögerlich, wenn es um die Sanierung alter Villen geht.

Nicht alle Quellen sind in so gutem Zustand wie die Lázár-Quelle.

Zu Mineralwasser und sauberer Luft kommt noch eine herrliche Landschaft hinzu.
Fotos: der Verfasser

Wer in Rumänien von „Borsec“ spricht, meint in der Regel das bekannteste Mineralwasser des Landes. Es ist die „Königin der Mineralwasser“ – ein Prädikat, das ihm bereits 1873 bei der Weltausstellung in Wien zugesprochen wurde. Ein Aufenthalt im gleichnamigen Ort, wo dieses Wasser seit gut 200 Jahren abgefüllt wird, in Bad Borseck/Borsec/ Borszék, zeigt, dass dieser Kurort mit seiner wechselhaften Geschichte erneut auf bessere Zeiten hofft.

Verfallene und neue Villen


Mitten in dem von grünen Bergen umgebenen Bad Borseck wird schon seit längerer Zeit an einem modernen Wellness- und Spa-Komplex gebaut. Es sollte eigentlich schon längst Touristen empfangen, aber die aus Bukarest versprochene Finanzierung wurde letztendlich vor Abschluss der Bauarbeiten gestrichen. So versucht man nun in der Kleinstadt mit rund 2500 Einwohnern, das Projekt aus eigenen Kräften durchzuziehen. Denn Bäder mit Warmwasser, Sauna, Massage und anderen Wellness-Angeboten gibt es in Bad Borseck bisher nicht. Etwas Luxus zum gesunden Wasser und zur reinen Luft soll zahlungskräftige Besucher anziehen und damit zu einer Wiederbelebung des Tourismus führen. Dies erhofft man sich im Bürgermeisteramt, weil Tourismus und Mineralwasser die beste Garantie für eine wirtschaftliche Entwicklung dieses im Nordosten des Szeklerlandes im Kreis Harghita gelegenen Gebietes bleiben.

Bis dahin warten auch die Eigentümer vieler alten Villen mit Jugendstilfassaden auf bessere Zeiten und tun nichts, um deren Verfall zu stoppen. So kommt es, dass zwischen Quellen, Alleen und Parks mit Blumenbeeten und Springbrunnen Ruinen stehen, die notdürftig mit Planen umhüllt sind und wo die wild wuchernde Vegetation ihren Platz zurückerobert. „Dieses Gebäude ist nicht im Besitz der Stadt. Es stellt eine öffentliche Gefahr dar!“ heißt es auf von der Stadtverwaltung angebrachten Schildern. Entschuldigung, Warnung und Empörung ist herauszulesen – letzteres, weil viele der angeblichen Investoren sich als Immobilienspekulanten entpuppten: Geld wird investiert, nur wenn es sich lohnt, also wenn genügend Touristen anreisen. Doch mehr Touristen würden kommen, wenn dort nicht Baustellen und Ruinen anzutreffen wären.

Ein abwechslungsreicheres Angebot

Diesem Teufelskreis zu entfliehen ist nicht einfach, so dass zur Zeit vieles in Bad Borseck in einer Blockade versunken zu sein scheint: Die Mofette, die bei einer der ältesten Quellen im „Feengarten“ eingerichtet wurde, bleibt geschlossen, wenn sich nicht mindestens vier Personen vorher anmelden, um dort, unter Aufsicht, bei den Gasausströmungen etwas für ihre Gesundheit zu tun. Das Museum des Mineralwassers nennt sich bescheiden Sammlung, bleibt aber auch geschlossen, wenn nicht gerade eine Gruppenführung ansteht. In einem Restaurant wird die vollständige Speisekarte eigentlich nur am Wochenende angeboten, wenn mehr Touristen vorbeischauen.

Dennoch ist Bad Borseck aus der größten Krise heraus, denn heute liegt die Übernachtungskapazität bei rund 600 Betten. Vor einigen Jahren konnten dort nur knapp 200 Touristen übernachten. Neue Villen und Hotels entstanden, der Kontrast zwischen Alt und Neu wirkt in manchen Fällen störend, in anderen eher dynamisch.

Das Angebot beschränkt sich inzwischen nicht nur auf Mineralwasserquellen. Die Quellenhäuschen werden saniert, manche Quellen aber auch geschlossen, weil sie direkt von der „Romaqua Group Borsec“ angezapft werden. Wanderwege in der näheren Umgebung - zum Beispiel zum Feengarten, zu der Eulenburg, der Bärengrotte, der Eishöhle - wurden frisch markiert; Mountainbiker finden eigene Radwege vor; bei der Bärengrotte gibt es Seilrutschen und einen Kletterparcours mit Hängeseilen. Die Reisesaison soll auch auf die Wintermonate ausgedehnt werden: Es gibt einige Skipisten, wobei allerdings bei einer Höhenlage von 900 Metern ohne Kunstschnee keine Schneesicherheit garantiert werden kann. Wenn genügend Schnee vorhanden ist, finden auch Hundeschlittenrennen statt – eine hierzulande seltene Attraktion.

„Siebenbürgens berühmtester Kurort“

Die heilende Wirkung des Mineralwassers war bereits in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts beschrieben worden. Laut einer Sage war es ein Hirte, dem das Wasser gut tat und der deshalb immer wieder im Sommer nach Borseck zurückkam und davon weitererzählte. Tatsache ist, dass Mineralwasser in Tongefäßen bereits 1770 abgefüllt und bis ins ferne Wien ausgeführt wurde. Später waren es Valentin Günther und vor allem Anton Zimmethausen aus Österreich, die in Bad Borseck (damals noch ein kleines Bergdorf) eine Glasfabrik mit Arbeitern aus Böhmen und Österreich gründeten und Mineralwasser in Flaschen exportierten. Parallel dazu kamen erste Badeeinrichtungen und der Ort wurde bald bekannt für seine wohltuenden Trink- und Badekuren. Zu den Gästen zählt auch der Dichter Vasile Alecsandri aus der benachbarten Moldau. Bald war Bad Borseck zu einem der beliebtesten Kurorte in Österreich-Ungarn geworden. Auch wirtschaftlich ging es voran, was zum Beispiel der Bau der heute stillgelegten Schmalspurbahn nach Topli]a belegt.

Der erste, der eine ausführliche Arbeit über den jungen, sich schnell entwickelnden Kurort schrieb, war der in Kronstadt angesiedelte Wiener Anton Kurz. Seine Monographie „Borszek, Siebenbürgens berühmtester Kurort“ erschien 1844 im Kronstädter Verlag von Johann Gött. Es enthält in einem abschließenden Kapitel eine interessante Schilderung des damaligen „Badelebens“, auch vom sozialen Standpunkt betrachtet. Dort heißt es wie folgt über damalige Unterhaltungsmöglichkeiten:

„Amalgamirender ist der Morgenbesuch an der Trinkquelle, und die medizinischen Spaziergänge, wo man unwillkürlich in nähere Berührung kommt und zum Austausch einiger stereotypen Phrasen gezwungen wird. Die Abende werden manchmal auch durch die Freigebigkeit eines oder mehrer Gäste zugleich, mit einer Harzbeleuchtung oder einem kolossalen Tannenbrande, auch wohl mit Rakettenfeuer und Gewehrsalven verherrlicht, was gewöhnlich immer irgend eine geheime Beziehung und den Anstrich eines recht artigen Festes hat, da die Musikbande dabei ihr Möglichstes leistet. So vergehen die vier oder sechs Wochen recht schnell und angenehm, ohne daß man sich über lange Weile zu beklagen hat, besonders wenn auch für etwas Lectüre und den Rapport nach der Außenwelt gesorgt ist.“

Bis heute ist Borsec das berühmteste Mineralwasser Rumäniens geblieben. Nur Bad Borseck hat seinen Rang als Vorzeige-Kurort Siebenbürgens eingebüßt. Geblieben ist jedoch die Hoffnung, etwas aus seiner glorreichen Geschichte in die nahe Zukunft zu retten.