Börse in Bukarest zwischen Neuzugang und Insolvenz von Dafora

Ein Rückblick auf den Handel an der Bukarester Wertpapierbörse

Trotz mehr als 50 Prozent höherer Umsätze im Vergleich zur Vorwoche, war die verkürzte orthodoxe Pfingstwoche keine gute Woche für die Bukarester Wertpapierbörse. Kein Wunder, 44 Emittenten schlossen die Woche mit Kursverlusten ab. Das belastete auch die Indizes an der BVB entsprechend, alle schlossen im Minus. Die höchsten Wertverluste verzeichneten der ROTX-Index (-1,23 Prozent) und der Energiewerte-Index BET-NG (-1,16 Prozent).

Die Insolvenz

Hier wog vor allem die Insolvenz des Erdölförderunternehmens Dafora (DAFR, 0,0097 Lei, ISIN RODAFRACNOR5), die in der vergangenen Woche mehr oder weniger überraschend gefordert wurde. Weniger – weil infolge einer Untersuchung des Kartellamtes, im Januar dieses Jahres eine Geldstrafe gegen Dafora und drei weiteren Unternehmen wegen getürkter Ausschreibungen verhängt wurde. Obwohl das Strafmaß – 3 Millionen Euro – schon seit Beginn dieses Jahres bekannt war, hatte anscheinend niemand wirklich mit einer Insolvenz bei Dafora gerechnet. Immerhin hatte das Unternehmen das vergangene Geschäftsjahr mit einem Umsatzplus von 25 Prozent und einem Gewinn von umgerechnet 1,01 Millionen Euro abgeschlossen. Im Vorjahr hatte es noch rund 34 Millionen Euro Verluste geschrieben. Die DAFR-Aktien brachen in der vergangenen Woche um fast 40 Prozent ein und zogen auch die des Zulieferers Condmag (COMI, 0,0343 Lei, ISIN ROCOMIACNOR3) mit sich. Dafora hält mehr als 45 Prozent an Condmag.

Der Neuzugang

In ziemlicher Stille vollzog sich der Übergang des Molkereibetriebs Albalact (ALBZ, 0,3021 Lei, ISIN ROALBZACNOR0) vom Sekundärmarkt Rasdaq zum Hauptmarkt. Die beliebten Aktien erlebten ihre eigene Rally vor dem Übergang, danach aber legte sich der Enthusiasmus ein wenig. ALBZ-Aktien verloren in der ersten Woche an der BVB vier Prozent an Wert. Fondsverwalter werden eine erhöhte Liquidität des Unternehmens erwarten, um einzusteigen. Das Unternehmen selber verspricht sich von dieser Maßnahme die Finanzierung des Wachstumsplans. Albalact ist führend am Milchmarkt, sieht sich jedoch gezwungen, zu diversifizieren. Das Geld von der Börse soll das Erschließen neuer Marktsegmente wie den für Käse und Käseprodukte ermöglichen.

Der Ausblick

Das Energiesegment der Börse bleibt weiterhin interessant, auch wenn ea in der vergangenen Woche zu den größten Verlierern gehört hat. Werden die Aktien des Erdgasversorgers Transgaz (TGN, 282,75 Lei, ISIN ROTGNTACNOR8) von der Nachricht profitieren, dass das rumänische Vertriebsnetz in Zukunft mit dem der Ukraine verbunden werden soll, um so Erdgas in das nördliche Nachbarland liefern zu können? TGN-Aktien legten schon in der vergangenen Woche 2,79 Prozent zu. Auch über die Bank Transilvania (TLV, 2,481 Lei, ISIN ROTLVAACNOR1) gab es Positives zu berichten. Zuerst gab es eine Aufwertung durch die Ratingagentur Fitch, dann machten Gerüchte die Runde, die Bank würde über die Übernahme des Rumänien-Geschäfts der griechischen Piraeus Bank verhandeln. Das wurde zwar vorerst verneint, doch möglicherweise werden TLV-Aktien in dieser Woche davon profitieren.

Rasdaq

Der Auftakt des Sekundärmarktes Rasdaq in der vergangenen Woche war, nach dem verlängerten Pfingstwochenende, sehr schwach. Der Umsatz startete bei umgerechnet 7000 Euro, steigerte sich aber gleich am Folgetag auf umgerechnet fast 47.000 Euro – ganz ohne Sonderdeals. Auf Wochensicht betrug der durchschnittliche Tagesumsatz allerdings immer noch enttäuschende 23.036 Euro, in der Summe 92.146 Euro. Gut möglich, dass der Übergang der ALBZ-Aktien vom Sekundär- zum Hauptmarkt zu dieser Entwicklung beigetragen hat. Der Hauptindex entwickelte sich einmal mehr gegen den Trend vom Hauptmarkt und schloss die Handelswoche mit einem Plus von überschaubaren 0,5 Prozent oder 8,29 Punkten.

Devisen

Die Nachricht, dass der amtierende Premierminister strafrechtlich verfolgt werde, kam am Freitagnachmittag zu spät, als das der heimische Devisenmarkt irgendwie darauf noch reagieren konnte. Aber auch sonst dürften die rumänischen Kapitalmärkte kaum von den politischen Entwicklungen beeinflusst sein – wenn, dann nur ganz kurzfristig. Im Vergleich zur Vorwoche zeigte sich eine Umkehrentwicklung des rumänischen Leu im Verhältnis zu Euro und US-Dollar. Nach einer Abwertung, legte der Euro in der vergangenen Woche auf 4,4433 Lei zu (0,08 Prozent). Der US-Dollar hingegen verlor an Wert (minus 2,34 Prozent) und fiel somit wieder etwas deutlicher unter die 4-Lei-Marke auf zuletzt 3,9461 Lei am Montag.

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