Weiteres Börsenjahr neigt sich mit gemischten Ergebnissen dem Ende zu

Ein Rückblick auf den Handel an der Bukarester Wertpapierbörse

Bukarests Börse drehte kurz vor Weihnachten noch ins Plus, die meisten Indizes schlossen die verkürzte vorweihnachtliche Handelswoche mit Kursgewinnen. Der Markt (BET) legte 2,7 Prozent zu, ebenso der BETPlus Index. Letzterer schaffte es so, den drohenden Abstieg unter die 1000-Punkte-Marke abzuwenden. Der BET-FI-Index legte nur 0,8 Prozent zu, obwohl vier der fünf SIF-Investmentgesellschaften um mehr als jeweils einen Prozent wuchsen und auch das Schwergewicht FP (FP, Lei, ISIN ROFPTAACNOR5) wieder ein Plus vorzuweisen hatte. Der ROTX konnte den höchsten Wochengewinn einstreichen (plus 2,8 Prozent), nicht zuletzt dank dem anhaltenden Aufwärtstrend der Ersten Bank (EBS, 129,5 Lei, ISIN AT0000652011), die in der vergangenen Woche sogar ihr 52-Wochen-Hoch erreichte. Zum guten Abschneiden des ROTX trugen noch die Aktien des Stromversorgers Transelectrica (TEL, 29,15 Lei, ISIN ROTSELACNOR9) bei. Sie legten auf Wochensicht 2,6 Prozent zu. Und damit wären wir beim letzten wichtigen Index, dem Energiewerte-Index BET-NG. Dieser schloss die vergangenen Woche mit einem Plus von 1,9 Prozent ab und kletterte somit wieder über die 600-Punkte-Marke. Dennoch kann der positive Ausklang nicht darüber hinweghelfen, dass manche der größten Emittenten der Bukarester Wertpapierbörse ein schwaches Börsenjahr hinter sich gebracht haben.

Das Jahr endet schlecht für Petrom

So hatte das größte börsennotierte Unternehmen 2015 keinen Grund zur Freude. OMV Petrom (SNP, 0,298 Lei, ISIN ROSNPPACNOR9) musste mit ansehen, wie nicht nur die Gewinne sich binnen einem Jahr halbierten. Die Aktien verloren seit Jahresbeginn fast 23 Prozent an Wert. Der Gewinn rutschte im dritten Quartal unter die 1-Milliarde-Lei-Marke und lag nach neun Monaten 59 Prozent hinter dem Vorjahresniveau. Auch der Gewinn je Aktie war nach den ersten neun Monaten dieses Jahres um knapp 60 Prozent niedriger als noch vor einem Jahr. Kein Wunder also, dass institutionelle Anleger aus der Aktie fliehen. In der vorletzten Handelswoche dieses Jahres haben mehrere Fonds des Verwalters Frank-lin Templeton – dem Verwalter auch des Fonds Proprietatea – SNP-Aktien abgestoßen. Insgesamt 19,6 Millionen Lei in SNP-Aktien wechselten den Besitzer. Dazu kommt noch der Verkauf von SNP-Aktien im Wert von 1,3 Millionen Lei durch den Norwegischen Staatsfonds. Petrom-Chefin Mariana Gheorghe hatte Anfang November eingeräumt, dass die Gewinne der erfolgsverwöhnten OMV-Tochter durch den anhaltenden niedrigen Erdölpreis stark beeinträchtigt seien. Da half es kaum, dass die Investitionen weiterhin wie geplant vorangetrieben werden. Ein Ende der Talfahrt der Erdölpreise ist nicht in Sicht und somit auch kein Comeback der SNP-Aktie. Diese beendet das Handelsjahr nahe ihrem Allzeittief von 0,2885 Lei, das übrigens in der 50. Kalenderwoche erreicht wurde.

Romgaz – eine Enttäuschung

Rumäniens größter Erdgaserzeuger Romgaz (SNG, 26,9 Lei, ISIN ROSNGNACNOR3) war wohl auch eine der größten Enttäuschungen an der Börse. Die Aktie verlor im Laufe des Jahres fast 23 Prozent, nachdem sie das Börsenjahr nahe dem 52-Wochen-Hoch von 36,65 Lei begonnen hatten. Das Hoch wurde im Juni erreicht, die Aktie startete ihre Talfahrt im Juli, nachdem das für die Ausschüttung der Dividende relevante Stichdatum verfallen war. Die Aktionäre hatten das außergewöhnlich gute Jahr 2014 für üppige Dividendenausschüttungen verwendet, danach ging es nur noch abwärts für das Unternehmen. Die Liberalisierung des Erdgasmarktes brachte nicht den erhofften Umsatzschub, denn die Nachfrage für Erdgas brach ein. Rumänien war 2015 aus diesem Grund autark, zum ersten Mal in der jüngeren Geschichte des Landes konnte die Nachfrage durch die Eigenproduktion gedeckt werden. Und das dürfte auch in den kommenden Jahren so bleiben. Einen herben Rückschlag erhielten SNG-Aktien zuletzt Ende Oktober, als der Großaktionär FP seine Beteiligung am Unternehmen merklich zurückgefahren und Aktien mit Rabatt verkauft hat.

Gutes Börsenjahr für Banken

Banken gehören zu den Gewinnern der Börse im Jahr 2015. Wer Anfang des Jahres in rumänische Bankaktien investierte, konnte nun satte Gewinne einheimsen. Dabei rannte gerade das Mauerblümchen unter den rumänischen Banken, Banca Comercială Carpatica, allen anderen davon. Der Kurs der BCC-Aktien (BCC, 0,112 Lei, ISIN ROBACRACNOR6) stieg auf Jahressicht um 62 Prozent. Allerdings haben eher Nachrichten über fortgeschrittene Verhandlungen zum Verkauf der Bank damit zu tun, als deren wirtschaftliche Leistung. Dennoch bleiben BCC-Aktien so gesehen ein lohnendes Investment. Ebenso Investitionen in Aktien der Ersten Bank (plus 46,5 Prozent), der SocGen-Tochter BRD (plus 28,4 Prozent) und der Banca Transilvania (plus 21,7 Prozent), wenn auch aus anderen, fundamentalen Gründen. Diese Banken schafften es 2015, die Früchte ihrer Sparprogramme zu ernten. Der Banca Transilvania (TLV, 2,46 Lei, ISIN ROTLVAACNOR1) gelangte mit der Übernahme der Volksbank Rumänien auch ein Coup. Bleibt abzuwarten, wie die Bank den Brocken verdaut.

Devisen

Was für ein Jahr für den rumänischen Leu: Der Druck der Hauptdevisen Euro und US-Dollar in der zweiten Jahreshälfte wurde noch um die Debatte um den Beitritt zur Eurozone erhöht. Der Beitritt ist zwar erwünscht, doch 2019 als Beitrittsjahr ist nicht zu halten. Auch weiß niemand wirklich, wie die Eurozone und der Euro aussehen werden, wenn Rumänien denn zum Beitritt bereit wäre. Eine starke Wirtschaftsleistung um die vier Prozent in diesem Jahr, die anhaltende Deflation – all das schützten die Landeswährung nicht vor dem übermäßigen Druck durch Euro und US-Dollar. Der Leu musste sich nicht nur in der vorletzten Handelswoche vor allem dem Euro beugen (minus 0,33 Prozent), auf Jahressicht erreichten die beiden Devisen Höchstwerte gegenüber dem Leu. Der Jahreszuwachs von nur 1,2 Prozent für den Euro täuscht über ein ziemlich unruhiges Jahr für das Währungspaar hinweg. Da bildet das Jahresplus von 12 Prozent für den US-Dollar im Verhältnis zum Leu das Devisenjahr besser ab. Am  Montag kostete ein Euro 4,5297 Lei und ein US-Dollar 4,1331 Lei. Dennoch gehen die meisten Analysten immer noch von einer Beruhigung der Devisenmärkte aus und erwarten keine lang anhaltende Hausse der beiden Devisen gegenüber dem Leu.

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