Am Anfang standen Zeppeline der deutschen Luftwaffe

Acht Jahrzehnte Flughafengeschichte in Temeswar

Im Ersten Weltkrieg wurde ein Zeppelin getroffen und schwer beschädigt. Beim Versuch, auf den Militärstützpunkt bei Neubeschenowa zu gelangen, stürzte das Luftschiff bei Temeswar ab. Sechs Mitglieder der Mannschaft starben und sind auf dem Temeswarer Heldenfriedhof bestattet.
Foto: Zoltán Pázmány

Die Zahl der Passagiere auf dem Internationalen Flughafen Traian Vuia in Temeswar hat im ersten Halbjahr 2015 um fast ein Drittel zugelegt. In der Zeitspanne Januar - Juni d. J. wurden auf dem Temeswarer Airport 427.000 Reisende gezählt. Dementsprechend nutzten auch mehr Flugzeuge den westrumänischen Flughafen und auch der Frachtverkehr stieg in den ersten sechs Monaten 2015. Kürzlich entschied auch der Oberste Gerichtshof, dass der Marketingvertrag zwischen dem Flughafen und dem Billigflieger WizzAir rechtens ist. Zuvor hatte die mittlerweile nicht mehr aktive Carpatair geklagt und war danach gegen das Urteil in Revision gegangen. Die Wirtschaftsdaten wurden kurz vor dem 80. Gründungstag eines Flughafens in Temeswar veröffentlicht.

Flughafengeschichte mit vielen Umzügen

Die Geschichte eines Temeswarer Airports geht bis in die Zeit des Ersten Weltkrieges zurück. Erste Flugmaschinen, die einen Temeswarer Flughafen nutzten, waren zu Militärzwecken eingesetzte Zeppeline der deutschen Luftwaffe. Fehleinschätzungen, was den Standort betrifft, fehlende Finanzmittel und wiederholt wechselnde Standorte im Raum Temeswar haben die acht Jahrzehnte Flughafen bei Temeswar geprägt. Die Geschichte von 80 Jahren erzählt auch von Diebstahl, der Menschenleben gekostet hat. Alles begann mit einem Stützpunkt der deutschen Luftwaffe, angelegt zwischen 1915 – 1917, wenige Kilometer von Temeswar entfernt, auf der Dorfweide von Neubeschenowa/ Dudeştii Noi. Von hier gestartete Zeppeline bombardierten Großstädte wie Bukarest , Ploieşti, Chişinău und Thessaloniki. An Kuriosa hat es bereits in jener Zeit nicht gefehlt: Nach dem Ersten Weltkrieg, 1919, versuchten Dorfbewohner von Neubeschenowa das Metallgerüst des Hangars zu stehlen. Dabei stürzte das Gebäude ein und fünf Personen kamen unter den Trümmern um.

1935 wurde in Temeswar der erste provisorische Zivilflughafen auf dem Platz eröffnet, auf dem heute das Einkaufszentrum Iulius Mall steht. Eine materielle Grundlage gab es damals so gut wie gar keine: eine Treibstoffzapfsäule, vier Fässer Zink, und ein Messgerät für Benzin und vier Feuerlöschgeräte waren am Anfang die ganze Ausstattung. Das Flughafengebäude bestand aus Brettern und Wellpappe. Während auf diesem provisorischen Gelände Flugzeuge starteten und landeten, begann der Bau eines neuen Flughafens in der sogenannte Cioca-Ebene, da, wo heute das Gelände für Sport- und Nutzfliegerei an der Ausfallstraße nach Großsanktnikolaus/Sânnicolau Mare liegt. 1938 war das Gebäude zwar fertig, doch die Anschlüsse für Strom, Wasser und Kanalisation fehlten, genauso wie die Räumlichkeiten für Funk und Telegraph ohne Apparatur dastanden. Nur kurze Zeit nach der Umsiedlung der Verwaltung auf den neu gebauten Flughafen (1941) stornierte sie weitere Investitionen und siedelte bald darauf erneut um, da man merkte, dass der Boden von der Beschaffenheit her für einen Flughafen mit großen Maschinen nicht geeignet ist, weil das Wasser nur mühsam in den Boden einsickert.

Erste Auslandsdestination war Frankfurt am Main

Erneut war der Flughafen zu einem Umzug gezwungen: Diesmal auf die Dorfweide der Ortschaft Neumoschnitza. Auf 91 Hektar entstand der neue Flughafen und zum ersten Mal gab es eine Pistenbeleuchtung mithilfe von 27 verschiedenfarbigen Petroleumlampen. Der vorhandene elektrische Teil der Anlage funktionierte nicht.
Im Jahr 1960 begann der Bau des heutigen Flughafens in der Nähe der Ortschaften Überland/ Giarmata Vii - Giroda/ Ghiroda, da wo sich der Airport auch heute befindet. Ab 1964 starteten und landeten hier Inlandsflüge. 16 Jahre später, im Jahr 1980, gab es die ersten internationalen Flüge – der erste dieser Art hatte die Destination Frankfurt am Main. Zum Ausbau für diese Bedürfnisse war der Temeswarer Flughafen zwischen Juli 1977 – September 1979 komplett gesperrt.  Die ersten Linienflüge, die Temeswar mit anderen Ortschaften verband, starteten bereits 1935, als Flüge mit nur wenigen Passagieren an Bord zunächst nach Bukarest verkehrten und danach auch nach Arad und Craiova. Großkunde war immer die Nationale Fluggesellschaft, die sich ab 1954 TAROM nannte und ein Nachfolgeunternehmen der rumänisch-sowjetischen Gesellschaft TARS war. Nach der Wende von 1989 waren zwölf Passagierfluggesellschaften und mehrere Unternehmen für Warentransport auf dem rumänischen Flughafen tätig. Manche Verträge mit dem Temeswarer Flughafen waren nur kurzlebig, gleich mehrere Gesellschaften stornierten ihre Flüge aus den verschiedensten Gründen in den Jahren der Wirtschaftskrise zwischen 2008 – 2010.

Mit hohen Investitionen in Terminals, Landebahn und Flugsicherheit hofft die Flughafenleitung auf weiteren wirtschaftlichen Aufstieg. Vor allem die Charterflüge in diesem Sommer lassen den derzeitigen Flughafenleiter Dan Idolu mit noch besseren Zahlen als in der ersten Jahreshälfte rechnen. Trotz all dieser positiven Daten bleibt der Airport, der seit 2002 den Namen des Banater Flugpioniers Traian Vuia trägt, wahrscheinlich auch in diesem Jahr unter den Spitzen-Quoten von vor einigen Jahren, als sogar über eine Million Passagiere den Temeswarer Flughafen nutzten.