Digital, dreidimensional, dokumentarisch und mit Degen

Am „siebenbürgischen Versailles“ steht Kindern und Erwachsenen der Tag der Offenen Tür bevor

Klausenburg – Ähnlich wie in vielen anderen herrschaftlichen Museen und Residenz-Palästen gibt es auch im Bánffy-Schloss zu Bon]ida einige Innenräume, die Gästen verschlossen bleiben, falls vorab kein Interesse dafür angemeldet wurde. Sonntag jedoch, am 28. April, gilt einschließlich im Westflügel des Hauptgebäudes, der noch heute seine unverkennbare Renaissance-Gestaltung trägt, und auch im Treppenaufgang sowie dem Stockwerk des Küchen-Turms freier Zugang: ihren Tag der Offenen Tür am „siebenbürgischen Versailles“ feiert die für seine optimistische Langzeit-Rehabilitation verantwortliche Stiftung Transylvania Trust ausführlich von 11 bis 17 Uhr mit einem Programm, das zu gleichen Teilen ohne Abstriche auf die Wünsche von Kindern wie Erwachsenen zurechtgeschnitten ist. Die Dauerausstellung hoch oben im Küchen-Turm, wo das bunt nachgezeichnete Schloss mit Park-Anlage künstlerisch zu Bestform findet, und wo ein paar sehr alte Schwarzweißfotos Besucheraugen durch dreidimensional täuschende Brillen-Apparate für Museumszwecke schlagartig gefangenhalten, wird zwar nur fünf Neugierige gleichzeitig einlassen können, doch mit etwas Geduld während der sechs Stunden am Tag der Offenen Tür dürften zig bis hunderte Personen eine Chance haben, diesen digitalen „Experience Room“ zu erleben. Und im Westflügel vom Schloss-Hauptgebäude, dem hellen Raum einer Dauer-Expo über die Lebenszeit und Welt von Graf wie Schlossherr Miklós Bánffy, können simultan bis zu zehn Fans großer Geschichte auf ihre Kosten kommen. Außerdem wird der zentrale Eingangsbereich vom Hauptflügel ebenso durch eine Erstausstellung künstlerischer Wertsachen aus Privatsammlungen davon sprechen, dass Miklós Bánffy und sein zehn Jahre jüngerer Freund Károly Kós, der ihn um 27 Jahre überlebte, einen Hang zu breitgefächerter Karriere in Gesellschaft, Kunst, Kultur und Politik gemein hatten und nach dem Ersten Weltkrieg Siebenbürgen statt Ungarn ihren Vertrauenszuschlag gaben. Kuratiert wird die Expo mit Fokus auf Schnittmengen der Biografien von Kós und Bánffy von Theaterwissenschaftlerin Zsuzsanna Szebeni und Nachfahrin Katalin Kós.

Die vierte und letzte der inhaltlich zueinander in Bezug gesetzten Ausstellungen am Tag der Offenen Tür im Bánffy-Schloss wird die Kapelle beanspruchen und die digitalen Nachstellungen aller Kleinstatuen zeigen, die nicht als verschollen gelten und noch zur Zwischenkriegszeit den Glanz und Prunk der Hofreitstall-Fassade bedeuteten. Über ihre Vergangenheit und aktuelle Wahrung ist ein Vortrag von Kunsthistoriker Dr. Attila Weisz geplant. Zu rechnen ist auch mit einem Parade-Auftritt der Profis vom Verein „Virtus Transsylvanica“ aus Klausenburg/Cluj-Napoca, die das sportliche Reiten, das Bogenschießen und das Fechten mit Degen unschädlich weicher Spitze vorführen. Kindern gilt die Einladung, Lebkuchen zu verzieren, sich im Schach, Federball und weiteren Spielen und sogar im Basteln mit vorgefertigten Linolschnitten auszuprobieren. Jugendlichen und Erwachsenen ohne Höhenangst steht die Option offen, sich an einer dafür geeigneten Schlosswand im Klettern bei professioneller Aufsicht zu versuchen. Am Schlosseingang startet um 13 Uhr eine Führung in rumänischer Sprache, die um 14 Uhr auf Ungarisch wiederholt wird. Der Vortrag von Dr. Attila Weisz folgt auf die Eröffnung der digitalen Statuen-Ausstellung um 15 Uhr in der Schlosskapelle.