„Man muss etwas bewegen wollen“

ADZ-Gespräch mit Irina Anghelescu, Leiterin des Gutenberg Vereins Bukarest

Irina Anghelescu ist Leiterin des Gutenberg Vereins Bukarest.
Foto: privat

Irina Anghelescu studiert Deutsch und Schwedisch an der Fremdsprachenfakultät der Universität Bukarest (UB). Schon im ersten Studienjahr hatte die junge Studentin aus Râmnicu Vâlcea die Gelegenheit, den Gutenberg Verein in Bukarest zu leiten. Über ihre ersten Erfahrungen als Jugendleiterin bei einer deutschsprachigen Organisation in der Hauptstadt und über die Ziele des Gutenberg Vereins auf nationaler und europaweiter Ebene sprach Irina Anghelescu mit ADZ-Redakteurin Aida Ivan.
 

Frau Anghelescu, wie ist der Gutenberg Verein in Bukarest entstanden?

Ich habe als Schülerin an den Projekten des Gutenberg Vereins teilgenommen. Der Leiter des Vereins in Klausenburg, Mark Török, wollte auch in Bukarest einen Verein gründen und hat gefragt, ob ich mich damit beschäftigen will. Ich habe zugesagt. Zusammen mit einer Kommilitonin habe ich Vorstellungsgespräche für neue Mitglieder organisiert.
 

Den Verein gibt es nur in Klausenburg und Bukarest?

Mitarbeiter werden gerade auch in Temeswar angeworben. Es sollen drei große Organisationen vorhanden sein – in Klausenburg, Bukarest und Temeswar. Auch in Budapest wurde ein Gutenberg Verein gegründet. Initiativen gibt es hierzulande auch in anderen Städten, um diese kümmern sich Schüler. Prinzipiell sollen die Schüler die Kenntnisse umsetzen, die sie bei der Gutenberg Sommerschule erworben haben.
 

Welches ist die Beziehung zu dem Klausenburger Team?

Sie wollen uns unterstützen und wir sollen ihnen sagen, was wir brauchen. Zum Beispiel als die Gutenberg Karawane nach Bukarest kam, gab es mehrere Treffen mit verschiedenen Botschaften. Ich war auch bei dem Treffen mit dem deutschen Botschafter. Erzählt wurde auch von dem Verein in Bukarest und von unseren Projekten. Auf diese Weise wird uns geholfen, uns bekannter zu machen.
 

Mit welchen Projekten beschäftigt sich der Bukarester Verein?

Der Gründer Mark Török ist aus Klausenburg gekommen und hat für uns mehrere Werkstätten im November letzten Jahres gehalten. Wir hatten eine Brainstorming-Sitzung und haben dann entschieden, dass unser erstes Projekt die Gutenberg-Konferenz (die ADZ berichtete: Erfolgsgeschichten aus deutschsprachigen Bereichen) im März sein soll. Das nächste Projekt findet am 28. Mai statt – es ist eine Schatzsuche durch Bukarest, die sich an Jugendliche richtet. Dabei geht es um Herausforderungen, die etwas mit der deutschen Sprache oder Deutschland zu tun haben. Im Sommer wollen wir weiterhin mehrere Werkstätten mit unseren Partnern organisieren. Wir fangen mit kleinen Projekten an und wollen in der Hauptstadt immer bekannter werden. Wir werden auch bei der Sommerschule in Klausenburg helfen. Da werden Werkstätten mit dem Schwerpunkt Projektmanagement gehalten, an denen letztes Jahr 200 Gymnasiasten teilgenommen haben.
 

Sie haben gesagt, Sie haben an der Sommerschule als Schülerin teilgenommen. Wie war diese Erfahrung für Sie?

Ich war beeindruckt. Es war vielleicht eines der besten Lager, in dem ich war. Die Teilnehmer wurden in Gruppen je nach Sprachkenntnissen eingeteilt und jede Gruppe hatte einen Gruppenleiter. Wir wurden Freunde, wir haben alles zusammen gemacht. Es gab einen Jungen, der beim Abschied sogar geweint hat. Am Ende waren wir nicht mehr Gruppe drei, sondern Familie drei.
 

Welches sind die Pläne des Gutenberg Vereins in Bukarest?

Als wir unsere Brainstorming-Sitzung hatten, gab es eine sehr gute Idee. Das soll unser Hauptprojekt sein: Wir wollen ein Projekt im Bereich Tourismus entwickeln – für Touristen, die aus Deutschland kommen. Wir haben vor, eine Internetseite mit Sehenswürdigkeiten in Bukarest auf Deutsch zu machen. Es soll auch ein Forum geben, damit deutsche Touristen mit uns in Kontakt treten können. Wenn sie dann nach Bukarest kommen, können wir ihnen die Stadt zeigen. Dafür müssen wir viel recherchieren, wir müssen uns informieren und Videos von verschiedenen Plätzen aufnehmen.
 

Darum kümmert sich nur das Bukarester Team?

Wir warten noch, bis unser Team Gestalt annimmt. Es ist immer ein bisschen schwieriger am Anfang. Die Volontäre sind neu, wir sollen uns erstmal besser kennenlernen.
 

Kommen alle Mitglieder von der Fremdsprachenfakultät der Universität Bukarest?

Nein, es gibt auch Architektur-, Mathematikstudenten und Schüler.
 

Wendet sich die Organisation nur an deutschsprachige Studenten oder Schüler?

Ja. Wir haben zum Beispiel eine Volontärin, die das Sprachniveau A2 erreicht hat, sie ist in der Anfängergruppe an der Uni, aber sie will ihre Deutschkenntnisse verbessern. Es ist nicht so, dass man bestimmte Sprachkenntnisse haben muss, um aufgenommen zu werden.
 

Welche Vorteile hat man als Volontär bei dem Gutenberg Verein in Bukarest?

Teil des Gutenberg Vereins zu sein, ist nicht wie bei anderen Organisationen. Wir versuchen, eine Familie zu sein, damit wir uns aufeinander auch außerhalb der Organisation verlassen können. Es ist eine Lebensweise. Es ist der einzige deutschsprachige Studentenverein hierzulande und das ist unser Kennzeichen.


Welche Kompetenzen kann man im Verein erweitern?

Die Deutschkenntnisse und die Kommunikationsfähigkeiten können verbessert werden, denn wir müssen Kontakt mit Firmen aufnehmen, Präsentationen halten und Projekte organisieren. Viele, die jetzt bei uns sind, arbeiten zum ersten Mal als Freiwillige. Sie wissen nicht, wie es ist, ein Projekt von Anfang an zu organisieren.
 

Und Sie haben schon Erfahrung ?

Ich habe mehrmals an der Sommerschule teilgenommen und habe bei anderen Organisationen als Schülerin ehrenamtlich gearbeitet.
 

Und wieso haben Sie sich entschieden, anschließend in diesem Verein zu arbeiten?

Ich möchte meine Deutschkenntnisse verbessern. Ich habe Angst, Deutsch in der Öffentlichkeit zu sprechen, und ich will das überwinden. Ich weiß, dass es verschiedene Möglichkeiten gibt: Ich habe vor Kurzem an Juleka in Deutschland teilgenommen – das ist ein Trainingsprogramm für Jugendleiter. Es gibt allerlei Sommerschulen, Projekte, Programme, die viele Möglichkeiten anbieten. Der Gutenberg Verein bietet Austausche im Vergleich zu anderen Organisationen an. Wie gesagt, es gibt einen Verein in Ungarn, bald wird einer auch in Polen gegründet.
 

In welchen Bereichen kann man als Volontär im Bukarester Verein arbeiten?

Wir haben ein paar Abteilungen ins Leben gerufen, zum Beispiel für Personalwesen, Öffentlichkeitsarbeit, Außenbeziehungen und bald auch Mittelbeschaffung.
 

Werden weitere Freiwillige aufgenommen? Welches sind die Kriterien?

Ja, im Moment hat der Verein in Bukarest erst 12 Mitglieder. Kriterien? Man muss etwas bewegen wollen.